Börsengänge

Puig-Rekord-IPO lockt neue Kandidaten an die Börse

Am Freitag startet die Aktie des spanischen Beauty-Konzerns Puig als bis dato weltweit größtes IPO in Madrid an der Börse. Das ermuntert die IPO-Kandidaten Springer Nature und ZF Lifetec Investmentbanken zu mandatieren. Doch das Analysehaus Pitchbook blickt skeptisch auf den Markt.

Puig-Rekord-IPO lockt neue Kandidaten an die Börse

Rekord-Debüt von Puig lockt deutsche IPO-Kandidaten an die Börse

Aktie der spanischen Beauty-Firmengruppe startet in Madrid in den Handel – Springer Nature und ZF Lifetec mandatieren Emissionsbanken

cru Frankfurt
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Antonio Puigs erstes Geschäft endete im Ersten Weltkrieg im Ruin, als ein deutsches U-Boot ein Schiff mit seiner unversicherten Fracht versenkte. Doch mehr als 100 Jahre später kommt die spanische Parfüm- und Kosmetikgruppe nun sehr erfolgreich an die Börse. Am Freitag startet die Aktie in Madrid in den Handel – und schon jetzt ist klar: Es handelt sich mit einem Emissionserlös von rund 3 Mrd. Euro und einer Marktkapitalisierung von knapp 14 Mrd. Euro um den bis dato weltweit größten Börsengang im Jahr 2024.

Im zweiten Anlauf

Das lockt neue Börsenkandidaten in Deutschland an. Der Wissenschaftsverlag Springer Nature, der dem Holtzbrinck-Verlag und dem Finanzinvestor BC Partners gemeinsam gehört, und die ZF-Friedrichshafen-Airbag-Tochter ZF Lifetec haben gerade Investmentbanken für ihre noch in diesem Jahr geplanten IPOs mandatiert. Im Falle von Springer Nature handelt es sich um den zweiten Anlauf.

Bis zu 9 Mrd. Euro für Springer Nature

Das Unternehmen mit Sitz in Berlin will die Deutsche Bank sowie deren US-Rivalen Morgan Stanley und J.P. Morgan als beratende Banken anheuern. Dabei ist Frankfurt als bevorzugter Börsenplatz im Gespräch. Springer Nature könnte bei dem Debüt mit bis zu 9 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet werden. Auch der Autozulieferer ZF Friedrichshafen treibt den möglichen Börsengang der Airbag-Sparte ZF Lifetec voran, die mit bis zu 3 Mrd. Euro bewertet wird. Das Stiftungsunternehmen hat die Investmentbanken Goldman Sachs, Citi und BNP Paribas damit beauftragt. Angepeilt wird ein Termin im Herbst.

Viking legt zu

Zur guten IPO-Stimmung hat zuletzt der gelungene Handelsstart des Kreuzfahrtanbieters Viking in New York beigetragen. Der Kurs des Unternehmens, das seinen Sitz auf den Bermudas hat und dem Finanzinvestor TPG gemeinsam mit dem kanadischen Pensionsfonds CPP Investments gehört, kletterte am Mittwoch vom Ausgabepreis bei 24 Dollar auf 26 Dollar. Das IPO spielte 1,5 Mrd. Dollar Emissionserlös ein, und Viking kommt auf 11,5 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung.

Auch die Private-Equity-Firma CVC war am vergangenen Freitag in Amsterdam mit einem Kurssprung von 25% gut gestartet und hat den Emissionserlös per 15% Mehrzuteilung inzwischen auf 2,3 Mrd. Euro ausgedehnt. Ebenso gut liefen in den Wochen zuvor die IPOs der Projektplanungs-Softwarefirma Planisware des Finanzinvestors Ardian in Paris und des Hautpflegekonzerns Galderma aus dem Besitz von EQT in der Schweiz. Andererseits haben in Deutschland Douglas aus dem Portfolio von CVC (−15%) und in den USA die KKR-Firma Brightspring Health (−18%) bisher schlecht abgeschnitten.

So blickt das Analysehaus Pitchbook skeptisch auf den europäischen IPO-Markt. „Die Bewertungen haben sich noch nicht so weit erholt, dass sich das IPO-Fenster in diesem Jahr vollständig öffnen könnte“, konstatiert Senior-Analystin Navina Rajan. „Ein IPO-Ventil scheint wahrscheinlicher im Jahr 2024.“ Aus diesem „Ventil“ würden einige der mehreren hundert aufgestauten europäischen IPOs entweichen, um den Markt zu testen, aber Bewertungen und Volumen würden nicht signifikant ansteigen.

Volatilität auf Tiefpunkt

Die Volatilität hat laut Rajan Ende 2023 ihren Tiefpunkt erreicht. Aber die Marktbewertungen liegen immer noch unter den günstigen Schwellenwerten für eine erhöhte Aktivität. Diesen Schwellenwert setzt Pitchbook beim 15-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) an. Zum Vergleich: Puig kommt jetzt zum 15,5-Fachen des Ebitda an die Börse. Die Aktivitätsindikatoren seien auf einem Tiefstand. Das deute auf eine Erholung hin. „Allerdings bleiben die treibenden Faktoren ungewiss, insbesondere der Zeitpunkt und das Ausmaß der Zinssenkungen“, so Rajan. Dies führe, zusammen mit der fehlenden Erholung der Bewertungen und der geopolitischen Unsicherheit, dazu, dass Pitchbook in diesem Jahr ein „IPO-Ventil“ anstatt eines „IPO-Fensters“ erwarte.

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