DatenraumEuropas Telekombranche

Kolosse auf tönernen Füßen

Europas Telekomkolosse sind in schwacher Verfassung. Ihnen fehlen neue Erlösquellen und viele verdienen ihre Kapitalkosten nicht.

Kolosse auf tönernen Füßen

Europas Telekombranche

Kolosse auf tönernen Füßen

hei Frankfurt

Ein Blick auf die Performance der Telekommunikationsbranche an der Börse lehrt, dass die Infrastrukturanbieter von den Anlegern weit weniger geschätzt werden als diejenigen, die diese Infrastruktur benutzen. Big Tech hat sich von Big Telecom entkoppelt. Das liegt daran, dass vor allem US-Technologieriesen mit digitalen Geschäftsmodellen auf den Netzen der Telekomunternehmen satte Gewinne einfahren, während die Netzbetreiber selbst sich sehr schwertun, die Kosten der Netze angemessen zu amortisieren. Vor allem mit Beginn der Pandemie hat die Gewinndynamik nochmals zugelegt und damit auch eine Kursrally ausgelöst.

Während die Pro-Kopf-Investitionen in Europa und den USA eine große Lücke im Vergleich zweier Wirtschaftsräume offenbart, zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass vor allem die Flaggschiffe der Telekombranche in Europa großteils in schwacher Verfassung sind. Weder Deutsche Telekom, noch Orange, Vodafone, Telefónica oder Telecom Italia (TIM) haben vor kurzem ihre Kapitalkosten verdient. Mit Blick auf das Jahr 2021 präsentiert sich TIM, deren neuer Strategieplan dieser Tage von den Anlegern mit einem prozentual zweistelligen Kursabschlag quittiert wurde, als Schlusslicht der Branche nach Telefónica und Vodafone. Diese drei Unternehmen offenbaren auch das größte Missverhältnis zwischen den Kosten des Kapitals und der erzielten Rendite. Im Spitzenfeld liegen dagegen die kleineren Player, mit der griechischen Telekomtochter OTE auf Platz 1. Bei ihr liegt die Kapitalrendite doppelt so hoch wie die Kapitalkosten.

Die Schwäche der europäischen Branchenmitglieder zeigt auch an einem anderen Erfolgsmaßstab. Unter den globalen Unternehmen, die es geschafft haben, einen substanziellen Teil ihrer Erlöse vom klassischen Telekommunikationsgeschäft zu entkoppeln, ist die spanische Telefónica der einzige europäische Blue Chip. Der Konzern hat über Jahre stark in Fußballrechte investiert. Die trägt dazu bei, dass die Einnahmen jenseits des Kerngeschäfts bei ihr mehr als ein Viertel betragen. Ansonsten dominieren asiatische Firmen das Top-Ranking.

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