SerieCorporate Finance Award

Private Equity schmiedet Verbraucherdatenriesen

Advent und KKR haben ihre Verbraucherdaten-Dienstleister NielsenIQ aus den USA und GfK aus Deutschland zusammen gelegt. Aus der Fusion entsteht ein globaler Analytik-Riese mit einer Milliardenbewertung. Dafür erhalten KKR und Advent den Corporate Finance Award der Börsen-Zeitung in der Kategorie Private Equity.

Private Equity schmiedet Verbraucherdatenriesen

Private Equity schmiedet Verbraucherdatenriesen

Die Finanzinvestoren Advent und KKR haben ihre Portfoliofirmen GfK und NielsenIQ zu einem globalen Analytik-Konzern fusioniert

Advent und KKR haben ihre Verbraucherdaten-Dienstleister NielsenIQ aus den USA und GfK aus Deutschland zusammen gelegt. Aus der Fusion entsteht ein globaler Analytik-Riese mit einer Milliardenbewertung – nach dem Zerfall von Nielsen in zwei Teile für die Messung von Medienreichweite und Shopper Insights.

cru Frankfurt

Mitte 2022 gaben die beiden Datendienstleister NielsenIQ aus den USA und GfK SE („GfK“) aus Nürnberg ihren geplanten Zusammenschluss bekannt. NielsenIQ gehörte dem Finanzinvestor Advent – und GfK dem Private-Equity-Konkurrenten KKR. Inzwischen ist aus der Transaktion, bei der Gfk mit einer Bewertung von 2,7 Mrd. Euro unter das Dach von NielsenIQ wanderte, ein globaler Analytik-Riese entstanden. Dafür erhalten KKR und Advent den Corporate Finance Award in der Kategorie Private Equity.

Mit diesem Schritt ergaben sich für beide Unternehmen neue Möglichkeiten in der Handels- und Verbraucheranalyse. Mithilfe modernster Cloud-Technologien können NielsenIQ und GfK ihre sich ergänzenden Daten und Analyse-Tools zusammenführen, Ihre Kunden erhalten dadurch einen umfassenderen Überblick über die Ausgaben der Verbraucher während des gesamten Einkaufsvorgangs. Dadurch können sie Trends frühzeitig erkennen sowie schneller auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Konsumenten reagieren.

Die Einzelheiten der Vereinbarung für den Zusammenschluss wurden nicht bekannt gegeben. Doch eines ist klar: Advent wurde Haupteigentümer des fusionierten Unternehmens, das mit mindestens 6 Mrd. Euro bewertet sein dürfte. SAP hatte für die vergleichbare Qaltrics sogar 8 Mrd. Dollar gezahlt.

Nach dem Zerfall von Nielsen in einen Anbieter für die Messung von Medienreichweite (Nielsen) und einen für Shopper Insights (NielsenIQ), beides immer noch Schwergewichte in der Branche, entsteht nun ein neuer Multi. GfK, größter deutscher Marktforscher, wird zum Teil eines US-Konzerns und deren bisheriger Haupteigentümer NIM, der ehemalige GfK Verein, hat wieder Geld, um sein unabhängiges Forschungsinstitut auszubauen. KKR, seit 2017 bei GfK investiert, zieht sich auf eine Minderheit zurück. Neben NIM wird auch KKR als Minderheitsgesellschafter an dem kombinierten Unternehmen beteiligt bleiben. Die globale Investmentgesellschaft hatte GfK zusammen mit NIM im Jahr 2017 von der Börse genommen, um die strategische Transformation von GfK zu unterstützen. GfK wurde 1984 von NIM ausgegliedert. Seitdem war NIM der Mehrheitsaktionär des Unternehmens. Das Institut wird auch in Zukunft einer der Hauptaktionäre des neuen Unternehmens bleiben.

„Wir sehen enormes Potenzial darin, auf den starken Marken und innovativen Plattformen der beiden Unternehmen aufzubauen“, sagt Chris Egan, Managing Partner bei Advent. „Angesichts der Fähigkeiten und Ressourcen, die mit dem bevorstehenden Zusammenschluss einhergehen, sind wir zuversichtlich, dass wir einen führenden globalen Dienstleister im Bereich Verbraucher- und Handelsdaten aufbauen können. Auf der Grundlage unserer globalen Präsenz und unserer operativen Stärke wollen wir das Geschäft und unsere Position in etablierten und aufstrebenden Märkten noch weiter ausbauen.“

GfK war durch den Umbau in den Jahren vor der Fusion von 13.000 auf 8.000 Mitarbeitende geschrumpft und der Umsatz ging von 2016 bis 2021 um ein Drittel auf rund 1 Mrd. Euro zurück. Peter Feld, der im Februar 2022 zurückgetretene CEO von GfK, sagte, seit 2020 wachse das Unternehmen wieder und prognostizierte ein Wachstum von 10% pro Jahr. Philipp Freise, Partner und Co-Leiter des Private-Equity-Geschäfts in Europa bei KKR, erklärte zum Zeitpunkt der Fusionsankündigung Mitte 2022: „GfK ist heute viel stärker als vor fünf Jahren.“

Als Advent im Jahr 2021 die Partnerschaft mit NielsenIQ begann, wurde vereinbart, das Unternehmen von der Börse zu nehmen, um die strategische Transformation von NielsenIQ besser umsetzen zu können. „NielsenIQ ist heute viel stärker als zuvor“, heißt es bei Advent. In enger Zusammenarbeit mit dem Managementteam des Unternehmens habe Advent die strategische Transformation von NielsenIQ beschleunigt und die kontinuierliche Innovation im Bereich der Verbraucher- und Marktmessung unterstützt. Seit der Gründung von NielsenIQ seien erhebliche Investitionen in die Omnichannel-Abdeckung, die Produktattribution und die traditionelle Handelsmessung getätigt worden, um ein integriertes Daten-, Analyse- und Beratungsunternehmen aufzubauen. NielsenIQ erwarb unter der Ägie von Advent unter anderem den Anbieter für Umsatzmanagement-Optimierung Cornerstone Capabilities sowie Label Insight, ein Unternehmen im Bereich Produktattribute und ciValue, den Anbieter einer KI-Plattform für den Einzelhandel.

Aus der Sicht von Advent ist GfK bei der Fusion für NielsenIQ „der ideale Partner, um die nächste Stufe der Unternehmensentwicklung zu unterstützen – auch aufgrund ihrer marktführenden Position in Deutschland, einem Kernmarkt für das kombinierte Unternehmen“. Der Zusammenschluss von NielsenIQ und GfK vereine zwei sich ergänzende, weltweit führende Unternehmen, die die größten Einzelhändler und Marken bedienten und umfassende Handels- und Verbraucherinformationen lieferten.

Die führende Position von NielsenIQ in der Messung von schnelldrehenden Konsumgütern (FMCG) in 90 Ländern in Kombination mit der führenden Position von GfK in den Bereichen Technologie und Gebrauchsgüter in 67 Ländern ermögliche die Expansion innerhalb der traditionellen Kundenbranchen der beiden Unternehmen sowie in neue Marktsegmente. Auch das Haushaltspanel der GfK bietet seit Jahrzehnten zu FMCG Informationen über den Einkaufskorb der Verbraucher. Darüber hinaus werde die Präsenz von NielsenIQ in den USA den Eintritt von GfK in den US-Markt erleichtern.

Der Zusammenschluss soll die Omnichannel-Lösungen von NielsenIQ und GfK erheblich aufwerten und den Kunden neue Möglichkeiten bieten – zum Beispiel durch die Kombination der cloudbasierten Connect-Plattform und Omnichannel-Messtechnologien. Mit dem neuen Instrument „gfknewron“ von GfK wird Anbietern von langlebigen Elektrokonsumgütern mehr Markttransparenz verschafft.

Der US-Datendienstleister NielsenIQ hat mit GfK fusioniert.

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