Im DatenraumGroßinsolvenzen

Schwere Zeiten für Handelsunternehmen

Die Zahl der Großinsolvenzen hat 2023 erneut zugenommen, zu den größten Fällen zählen bekannte Handelsketten. Eine Insolvenz bedeutet zwar nicht zwangsläufig das Aus, die Zahl der erfolgreichen Rettungen ist zum Jahresende allerdings gesunken.

Schwere Zeiten für Handelsunternehmen

Insolvenzverfahren

Schwere Zeiten für Handelsunternehmen

sar Frankfurt

In Deutschland haben im vergangenen Jahr mehr große Unternehmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten müssen als im Vorjahr. In der Umsatzklasse ab 10 Mill. Euro Jahresumsatz gab es 2023 insgesamt 272 Insolvenzanträge, zeigen Daten der Restrukturierungsberatung Falkensteg. Das ist ein Plus von 20% im Vergleich zum Vorjahr, als es 227 Insolvenzen in dieser Größenordnung gab. Einen statistischen Ausreißer stellt das Jahr 2021 dar: Aufgrund von insolvenzrechtlichen Lockerungen im Zuge der Corona-Pandemie sank die Zahl der Großinsolvenzen damals auf den historischen Tiefstand von 165 Fällen.

Im vergangenen Jahr gerieten viele Händler in die Krise: Neben den Einzelhandelsaktivitäten der Signa Gruppe mit Sport Scheck und Tennispoint finden sich unter den größten Insolvenzverfahren auch der Lebensmitteleinzelhändler Mein Real und die Modekette Peek & Cloppenburg in Düsseldorf, deren Verfahren im Herbst abgeschlossen wurde. Der Einzelhandel dürfte es auch 2024 schwer haben, erwartet Falkensteg-Partner Tillmann Peeters: „Das Weihnachtsgeschäft war sehr durchwachsen, dementsprechend kann die Vorfinanzierung der neuen Ware einige Unternehmen in Liquiditätsengpässe laufen lassen.“

Betroffene Unternehmen können aus der Insolvenz heraus einen Neustart schaffen, die Zahl der Weiterführungen durch einen Asset Deal oder Insolvenzplan ist zum Jahresende allerdings deutlich zurückgegangen. Nur 27 insolvente Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 10 Mill. Euro konnten im vierten Quartal 2023 durch einen Verkauf (22) oder ein Insolvenzplanverfahren (5) saniert werden. Falkensteg zufolge ist dies der niedrigste Wert im Jahresverlauf und ein Rückgang von 16% im Vergleich zum Vorquartal.

Insgesamt sind im vergangenen Jahr 185 Großinsolvenzverfahren zum Abschluss gekommen, deutlich mehr als im Vorjahr. 98 Unternehmen gingen über einen Verkauf (Asset Deal) an neue Investoren, 25 Betriebe wurden über einen Insolvenzplan neu ausgerichtet. Für 58 Unternehmen dagegen endete das Verfahren nicht mit einem Erfolg.

Bei 33 Firmen wurde der Betrieb vorzeitig eingestellt. In anderen Fällen lag Masseunzulänglichkeit vor – die Insolvenzmasse reichte also nicht einmal aus, um die Masseverbindlichkeiten zu erfüllen – oder es kam zur Liquidation des Betriebs. Falkensteg-Partner Peeters rechnet nicht mit einer Entspannung der Situation: „Die wirtschaftliche Entwicklung trübt sich ein und die Prognosen deuten auf eine weitere Talfahrt hin.“

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