GastbeitragManagement von Kapitalressourcen

Flexiblere Bankbilanzen dank Debt Funds

Banken müssen ihre Bilanzen aktiver steuern. Zum einen ist der Finanzierungsbedarf angesichts von makroökonomischen Unsicherheiten volatiler geworden, zum anderen sind die Kapitalanforderungen an die Finanzinstitute gestiegen. Banken nutzen deshalb verstärkt Debt Funds.

Flexiblere Bankbilanzen dank Debt Funds

Flexiblere Bankbilanzen dank Debt Funds

Banken nutzen vermehrt Debt Funds, um Kapitalengpässen vorzubeugen. Dank flexibler Transaktionsstrukturen können Investorenbedarfe dabei kosteneffizient bedient werden.

Als Kernaufgabe von Banken gestaltet sich die Bereitstellung bilanzieller Ressourcen zur Deckung der Kreditnachfrage ihrer Kunden zunehmend als herausfordernd. Zum einen haben sich Kapitalanforderungen an Kreditinstitute in der letzten Dekade deutlich erhöht. Zum anderen sind durch makroökonomische Unsicherheiten volatilere Finanzierungsbedarfe zu beobachten, die im Zuge der nachhaltigen und digitalen Transformation zur Finanzierung erforderlicher Investitionen erwartungsgemäß wachsen werden. Entsprechend müssen Banken ihre Bilanzen aktiver steuern.

Erhöhung der Bilanzflexibilität

Insbesondere im Hinblick auf die folgenden Zielsetzungen ist ein gesteigerter Bilanzumschlag ratsam.

Management knapper Kapitalressourcen: Regulatorische Vorgaben zur Kapitalunterlegung von Banken bedingen die Notwendigkeit eines aktiven Portfoliomanagements. Im Rahmen der Finalisierung des Basel-III-Pakets wird ab 2025 unter anderem die Einführung des Output Floors die Vorteilhaftigkeit interner Risikomodelle sukzessive einschränken und mittelfristig zu einem signifikanten Anstieg an RWA (risikogewichtete Aktiva) führen. In der Folge ergeben sich Engpässe im regulatorischen Kapital, die es aktiv auszusteuern gilt.

Verbesserung der RWA-Produktivität: Steuerungsziele sollten für einen effizienten Einsatz der knappen Ressourcen auf das Verhältnis von Ergebnis zu RWA (RWA-Produktivität) abzielen. Viele Institute nutzen bereits entsprechende Hurdles in der Segmentsteuerung und im Pricing. Mit einer schwachen Eigenkapitalrendite, die zuletzt in vielen europäischen Banken nicht oder nur knapp die Kapitalkosten deckt, verstärkt sich auch abseits von Kapitalengpässen der Bedarf an steigender RWA-Produktivität. Steuerung von Risikokonzentrationen: Aufgrund des volatilen makroökonomischen Umfelds und geopolitischer Disruptionsrisiken müssen zusätzlich Risikokonzentrationen aktiv gesteuert werden. Neben der aufsichtlichen Verwendung können dabei Szenarioanalysen auch als zentrales Mittel zur Einschätzung von Portfoliorisiken dienen.

Auf das richtige Instrument kommt es an

Vor diesem Hintergrund gewinnen Instrumente zur Bilanzflexibilisierung sowie zur Steigerung des Risiko-Rendite-Profils zunehmend an Bedeutung. Mittels innovativer Ansätze lässt sich somit das Bilanzwachstum von der Neugeschäftsentwicklung entkoppeln. Für Originator-Banken kommt eine Bandbreite an Instrumenten für die Risiko-Distribution infrage, die sich hinsichtlich der Bilanzumschlagswirkung, des RWA-Freisetzungspotenzials und des langfristigen Ergebnisbeitrags unterscheiden.

Syndizierungsaktivitäten und Verbriefungen etablieren sich in vielen Häusern immer weiter. Zur Steuerung von Konzentrationen kommen strukturierte Kreditrisikoversicherungen für Einzeladressen sowie der Verkauf oder die Besicherung von Teilportfolios als weitere Instrumente zum Einsatz. Spätestens seit Ende der 2010er Jahre legen europäische Banken wieder vermehrt Debt Funds auf, um langfristig die Risikokapazität institutioneller Kapitalgeber für die Finanzierung von Kreditnehmern zu nutzen.

Als attraktives Debt-Fund-Vehikel hat sich der Luxemburger Sicav-Raif bei internationalen Investoren bewährt. Dessen flexible Umbrella-Struktur ermöglicht eine kontinuierliche Skalierung über einzelne Compartments mit ausgewählten Investoren. Bei zielgerichteter Ausgestaltung lassen sich individuelle Investoreninteressen sowie spezifische regulatorische Anforderungen bedienen, ohne dabei Abhängigkeiten von einzelnen Investoren zu erzeugen.

Erfolgsfaktoren für Plattform

Aus aktuellen Marktbeobachtungen lassen sich einige zentrale Erfolgsfaktoren für die nachhaltige Wirkung einer Debt-Fund-Plattform ableiten:

„Buy-In“ des Senior Managements: Nur wenn die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung einer strategischen Distributionsplattform erkannt und eine positiv ausfallende Chancen-Risiken-Analyse gegeben ist, können solche zukunftsorientierten Projekte initiiert und bis zum Closing verfolgt werden.

Frühzeitige und verbindliche Investorenkommunikation: Für den langfristigen Erfolg muss der Abgleich von Angebot- und Nachfrageseite laufend sichergestellt werden. Dafür sind die Interessen und der Risikoappetit der Investorenschaft zeitnah zu eruieren und mit der jeweiligen Debt-Fund-Strategie abzugleichen.

Konkretisierung Deal Parameter: Speziell Banken als Initiatoren sollten bereits in Anbahnungsgesprächen mit einer konkreten Deal-Pipeline an interessierte Investoren herantreten. Ein frühzeitiges „Earmarking“ von Assets ist dabei eine entscheidende Voraussetzung.

Interne Prozesse anpassen

Vorbereitung von Prozessen und Infrastruktur: Zu den bankinternen Voraussetzungen zählt in der Regel das erfolgreiche Durchlaufen des „Neue-Produkte-Prozesses“ sowie die Adjustierung betroffener Kreditprozesse und der internen Infrastruktur.

Umsetzung: Für den nachhaltigen Erfolg der Plattform ist ein stetiges Monitoring der Umsetzungsschritte erforderlich. Dies trifft insbesondere für den häufig zu beobachtenden Fall zu, dass es zwischen Initiierung und Unterzeichnung des finalen Commitments durch einen ersten Investor zu Verzögerungen, z.B. durch Marktvolatilitäten, kommen kann.

Der erste Fund Launch ist schließlich der entscheidende Meilenstein im Gründungsprozess mit positiver Reputationswirkung auf interne Stakeholder und speziell auf weitere interessierte Investoren am Markt.

Blaupause für Transaktionen

Zur Steigerung der Bilanzflexibilität und Schaffung von RWA-Freiräumen ist der Einsatz eines breiten Spektrums an Distributionskanälen empfehlenswert. Debt Funds sind aus Bankensicht eine attraktive Alternative, die von europäischen Instituten zunehmend genutzt wird. Beispielsweise plant die Helaba über ihre zuletzt gegründete Debt-Fund-Plattform, in den kommenden Jahren ein Zielvolumen von 200 Mill. bis 500 Mill. Euro je Fund zu realisieren.

Die Helaba-Plattform stellt sowohl für die deutsche als auch für die europäische Bankenlandschaft eine Zäsur zur innovativen Schaffung von Bilanzflexibilität und RWA-Freiräumen dar. Mit Sicherheit werden einige weitere Institute das Momentum nutzen und ähnliche Vorhaben in naher Zukunft in Erwägung ziehen.

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