Im DatenraumSüditalien fällt zurück

Der Abstand zwischen Süd- und Norditalien wächst

Seit Jahrzehnten pumpen italienische Regierungen viele Milliarden Euro in den Mezzogiorno. Doch der Abstand zwischen dem Norden und dem Süden des Landes ist nicht geschrumpft, sondern eher gewachsen.

Der Abstand zwischen Süd- und Norditalien wächst

Seit Jahrzehnten bemühen sich italienische Regierungen mit Milliardeninvestitionen, den ökonomischen Abstand zwischen Nord- und Süditalien zu reduzieren. Vergebens! Die Kluft zwischen den Regionen südlich und nördlich von Rom ist nicht kleiner, sondern größer geworden. Zwar gibt es einige florierende Regionen und auch der Tourismus hat vor allem manchen Küstenregionen einen gewissen Wohlstand gebracht. Doch das Gesamtbild ist negativ. Zu den Ursachen zählen die organisierte Kriminalität, eine ausufernde Bürokratie und lokale Verwaltungen ohne ausreichende Kompetenzen, fehlendes Fachpersonal, die hohe Arbeitslosigkeit, die oft schlechte Infrastruktur sowie die Abwanderung vor allem gut ausgebildeter junger Leute in den Norden oder ins Ausland.

Zwischen 1995 und 2020 ist der prozentuale Beitrag des sogenannten Mezzogiorno am erwirtschafteten Reichtum Italiens weiter von 24 auf 22% zurückgegangen. Das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt in Süditalien ist nur halb so hoch wie das im Norden. Die Abwanderung vor allem der unter 35-Jährigen hat stark zugenommen.

Neue Hoffnung schöpft man in Italien durch die diversen europäischen Hilfsprogramme. Allein aus dem europäischen Wiederaufbauprogramm "Next Generation EU" fließen Italien bis 2026 etwa 191,5 Mrd. Euro zu. Davon erhält der Mezzogiorno 40%. Aus diversen anderen europäischen und nationalen Programmen und Fonds erhält der Mezzogiorno weitere zweistellige Milliardenbeträge. Ein Großteil davon fließt in Infrastrukturprojekte wie Bahnverbindungen nach Apulien, Kalabrien und innerhalb Siziliens oder den geplanten Bau einer Brücke auf die größte Insel des Mittelmeers. Ganz Süditalien ist außerdem seit Januar eine Sonderwirtschaftszone mit deutlich reduzierten Steuersätzen und anderen Vergünstigungen.

Doch Experten sind skeptisch. Sie sind der Auffassung, die Verwaltungen seien überfordert mit der Vergabe der Mittel. Außerdem fließe ein Großteil der Mittel in Vorhaben, die ohnehin lange geplant gewesen seien. Es fehle ein Gesamtkonzept.

Wachsender Abstand

Die Kluft zwischen Nord- und Süditalien wächst

Obwohl Rom seit Jahrzehnten Milliarden in den Mezzogiorno pumpt, ist der Abstand eher gewachsen

bl Mailand
Von Gerhard Bläske, Mailand

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