Niedrigzinsen rauben Stiftungen Spielraum

Weniger Gründungen - Rasche Reform angemahnt

Niedrigzinsen rauben Stiftungen Spielraum

ge Berlin – Mit 549 zugelassenen Stiftungen bürgerlichen Rechts sind im vergangenen Jahr so wenig neue Selbsthilfeorganisationen gegründet worden wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Da gleichzeitig 75 Stiftungen aufgelöst oder mit anderen zusammengelegt wurden, wuchs die Gesamtzahl der Stiftungen nur noch um 2,1 % (nach 2,4 % zuvor) auf 22 274. Angesichts des Niedrigzinsumfelds gebe es eine verstärkte Nachfrage nach Verbrauchsstiftungen, die anders als üblich ihren Kapitalstock verbrauchen. Auch die Zusammenlegungen von Stiftungen rücke in den Blick, berichtet der Bundesverband Deutscher Stiftungen. Insgesamt seien 2017 rund 4,3 Mrd. Euro für die unterschiedlichsten Satzungszwecke ausgegeben worden, listet Verbandschef Michael Göring auf. Diese Summe entspreche in etwa der Höhe des Risikokapitals, das 2017 in Start-ups investiert wurde, fügte der Manager an, der zugleich auch die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius führt.Da mit niedrigen Zinsen die Anforderungen an eine flexible Stiftungsarbeit größer werden, mahnt Verbands-Generalsekretär Felix Oldenburg die Umsetzung der im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD vereinbarten Stiftungsrechtsreform an. Damit sollen ein bundeseinheitliches Stiftungsregister geschaffen und die Umwandlungen und Zusammenlegungen von Selbsthilfeorganisationen erleichtert werden. Zudem soll es noch lebenden Stiftern ermöglicht werden, Satzungsänderungen bei den von ihnen gegründeten Institutionen vorzunehmen. Darüber hinaus sei es für eine umfassendere Vermögensanlage, die nicht nur zinslose Staatsanleihen, sondern auch Aktien umfasst, notwendig, dass gewissenhaft tätige Verwalter des Stiftungsvermögens von der Haftung ausgeschlossen werden. Befragt, wo Stiftungen ihr Vermögen anlegen, listeten 71 % der Organisationen Fonds auf, 37 % Festgeld und jeweils gut 20 % Aktien, Corporate Bonds und Immobilien. Immerhin gut ein Fünftel der Stiftungen investiert mittlerweile “wirkungsorientiert”. So kann etwa eine Stiftung, die in der Bildungsarbeit tätig ist, einen Kindergarten finanzieren, was nicht nur dem Satzungszweck nahekäme, sondern auch Rendite bringen könnte.Hierzulande kommen auf 100 000 Einwohner im Durchschnitt 27 Stiftungen, zeigen die Zahlen für 2017. Mit 78 Stiftungen je 100 000 Einwohner liegt Hamburg an der Spitze. Hessen ist mit 33 das stärkste Flächenland. Stiftungshauptstadt bleibt Würzburg mit 94 Stiftungen pro 100 000 Einwohner.