Fintech

Solarisbank hat alles auf eigenem Kernbankensystem

Wie tückisch die Migration auf ein neues Kernbankensystem sein kann, das haben einige Institute schon erfahren müssen. Bei der Solarisbank ist dies nun ohne Schluckauf für Systeme und Kunden gelungen.

Solarisbank hat alles auf eigenem Kernbankensystem

bg Frankfurt

Der Banking-as-a-Service-Anbieter Solarisbank hat mit der Migration sämtlicher Kunden auf das eigene Kernbankensystem einen Meilenstein erreicht. Die Migration sei schrittweise in diesem Jahr erfolgt und wurde am vergangenen Wochenende „ohne Banking-Down­time für die Geschäftspartner abgeschlossen“, heißt es in einer Mitteilung.

Die vor fünf Jahren gegründete Solarisbank war zunächst über das Kernbankensystem des Dienstleisters Pass Consulting gegangen, was auch gut funktionierte. Doch mit der weiteren Entwicklung und dem Ausbau der Dienstpalette insbesondere im Zahlungsverkehr wuchs bei Jörg Howein, CPO der Solarisbank, der Wunsch, auf eigenen Systemen eine verbesserte Dienstleistungstiefe zu ermöglichen. „Der Betrieb unseres eigenen Kernbankensystems ermöglicht es uns, allen unseren Partnern bessere Service Level Agreements anzubieten, und gibt uns die volle Kontrolle über unsere Leistung.“

Kernprozesse wie Kontoeröffnungen und Sepa-Überweisungen könnten nun in einem Bruchteil der Zeit und mit deutlich höherer Stabilität durchgeführt werden, was eine erhebliche Steigerung der Skalierbarkeit und Kosteneffizienz der Plattform bewirke, heißt es. Neben der verbesserten Leistung des Payment-Ledger-Moduls selbst könnten durch die Unabhängigkeit von einem Drittanbieter auch manuelle Prozesse im Bereich Operations und Customer Support, die mit dem Modul zusammenhängen, automatisch abgewickelt werden. Dies reduziere den Wartungsaufwand und ermögliche es, neue Features mühelos hinzuzufügen. Im Vergleich zu reinen Ledger-Systemen erreiche das tief automatisierte System eine höhere Prozessqualität und -geschwindigkeit.

Lokale IBANs integriert

Die Solarisbank bietet Kunden ein Dienstleistungspaket zum Bezug von Banking-Features auf Basis einer eigenen Banklizenz analog zum bekannten Modell „Software as a Service“. Seit kurzem verfügt das Berliner Fintech dank neuer Niederlassungen über die Möglichkeit, auch in Frankreich, Italien und Spanien lokale IBANs zu integrieren – die sogenannte IBAN-Diskriminierung ist ein Pain Point für auf europäische Expansion dringende Fintechs. Um das zu ändern, hatten Fintechs wie Wise, N26, Revolut, Klarna, Raisin und Sumup im März die Initiative „Accept my IBAN“ ins Leben gerufen.

Die Solarisbank kann zuversichtlich nach vorn blicken, hat sie doch nun ein langjähriges Großprojekt zu Ende geführt. Die Entwicklung des Kernbankensystems begann Ende 2017. Vivid Money und Samsung Pay waren dann die ersten Kunden, die ausschließlich (im Jahr 2020) auf dem neuen System starteten. Gerade im Payment ist es wichtig, neue Funktionalitäten schnell in die Tech-Plattform aufzunehmen – das hatte Howein schon vor Monaten gegenüber „Finanz-Szene“ erklärt: Das Payment-Modul hat die Solarisbank selbst gebaut, während simple Elemente für Daten/Register/Konten über Dienstleister bezogen werden. Grundsätzlich gilt: Je näher es in Richtung Frontend geht, desto dringender will man eine Eigenentwicklung haben, um diese schnell mit dem Markt weiterentwickeln zu können.

Behutsames Vorgehen

Statt einer ruckartigen Migration ging die Solarisbank den Umzug auf das neue Kernbankensystem behutsam Zug um Zug an: In der ersten Phase wurden alle neuen Endkunden-Onboardings für den jeweiligen Partner auf das neue System umgestellt, heißt es. In der zweiten Phase seien die bestehenden Kundenkonten migriert worden – ein Ansatz, mit dem das Start-up im Gegensatz zum „Big-Bang-Ansatz“ der Apo-Bank gut gefahren ist.