Global Wealth Report

Vermögenstopf der Privaten quillt fast über

Während der Coronakrise haben Private 2020 weltweit so viel Vermögen angehäuft wie nie zuvor. Dies geht aus dem „Global Wealth Report“ von BCG hervor. Für Vermögensverwalter biete dies außergewöhnliche Chancen.

Vermögenstopf der Privaten quillt fast über

kb Frankfurt

Private haben ihr Vermögen 2020 so stark ausgebaut wie nie zuvor in den vergangenen 20 Jahren. Finanzvermögen und Sachwerte wuchsen um 8,3% auf netto, also unter Abzug von Schulden, 431 Bill. Dollar, wie aus dem „Global Wealth Report“ der Boston Consulting Group (BCG) hervorgeht. Zusätzlich zum Finanzvermögen hat der Global Wealth Report für das Berichts­jahr auch die Sachwerte in privater Hand ermittelt, also Grundbesitz so­wie Wertgegenstände wie Autos, Schmuck, Kunst oder Gold. Diese Realwerte ergeben 2020 in Summe weitere 235 Bill. Dollar. Grund für den Rekordzuwachs des Gesamtvermögens seien nicht nur die äußerst robusten Aktienmärkte, sondern auch der sprunghafte An­stieg der Nettoersparnis um 11%, betont BCG.

Deutschland auf Platz 4

Im selben Tempo dürfte es in den kommenden Jahren nicht ganz weitergehen. So erwartet BCG ein stetiges Wachstum des weltweiten Privatvermögens um jährlich durchschnittlich knapp 5% auf 544 Bill. Dollar im Jahr 2025 (siehe Grafik). Deutschland kann bei der weltweiten prozentualen Vermögenssteigerung 2020 nicht ganz mithalten. Doch auch hierzulande wuchs das private Finanzvermögen immerhin um 6% auf 9 Bill. Dollar. Das Sachvermögen stieg um 5% auf 13 Bill. Dollar und entspricht 60% des Netto-Gesamtvermögens. Diese hohe Sachwertequote spiegele, dass die Deutschen traditionell lieber in Immobilien als in Wertpapiere investierten, erläutert BCG. Abzüglich der Schulden von 2,4 Bill. Dollar besitzen Private somit knapp 24 Bill. Dollar. Deutschland liegt damit weltweit auf dem vierten Platz nach den USA (125,9 Bill. Dollar), China (71,7 Bill. Dollar) und Japan (27,6 Bill. Dollar).

Die meisten der weltweit 60000 „Superreichen“, der Ultra-High-Net-Worth Individuals (UHNWI) mit Vermögen über je 100 Mill. Dollar, leben in den USA; es sind 20600 Personen. An zweiter Stelle steht China (7800 Personen) und bereits an dritter Stelle Deutschland mit 2900 Superreichen. Es folgen Frankreich (2500), Großbritannien (2100), Hongkong und Kanada (je 1900). Insgesamt halten die Superreichen ein Vermögen von 22 Bill. Dollar, was 15% des globalen Vermögens entspricht.

Am Ende der Dekade dürfte China jedoch die USA überholt haben als Land mit den meisten Superreichen. Wenn in China das Vermögen weiter um jährlich 13% steigt, würden dort allein die Superreichen 10,4 Bill. Dollar bis 2029 ansammeln. Die Superreichen in den USA würden an zweiter Stelle folgen mit 9,9 Bill. Dollar.

Für Vermögensverwalter biete das Wachstum außergewöhnliche Möglichkeiten, so BCG. Dabei gebe es drei Zielgruppen mit hohem Entwicklungspotenzial, die von Vermögensverwaltern bislang zu wenig oder gar nicht bedient worden seien. Das seien zum einen die neuen Superreichen, deren Zahl seit 2015 um jährlich 9% wachse. So kamen allein 2020 mehr als 6000 neue UHNWIs hinzu, davon 170 aus Deutschland. Vermögensverwalter sollten ihre speziellen Präferenzen kennen und bedienen, empfehlen die BCG-Analysten. Denn diese Menschen der „Next Generation“ im Alter von 20 bis 50 Jahren hätten einen längeren Investmenthorizont, größeren Risikoappetit sowie den Wunsch, neben soliden Erträgen mit ihrem Vermögen positive soziale Wirkungen zu erzielen.

Unkomplizierte Bedürfnisse

Zum anderen gebe es „Klienten mit unkomplizierten Bedürfnissen“. Welt­weit seien dies mehr als 330 Millionen Menschen mit einem Vermögen zwischen 100000 und 3 Mill. Dollar, die zusammen fast 60 Bill. Dollar besitzen. Daraus könnten Vermögensverwalter Erlöse von 118 Mrd. Dollar generieren, rechnet BCG vor. In Deutschland umfasse diese Klientel 18 Millionen Menschen mit einem investierbaren Vermögen von 2,4 Bill. Dollar. Vermögensverwalter würden diese Gruppe oft mit standardisierten Produkten abspeisen, mahnt BCG-Partnerin Anna Zak­r­zewski. „Das ist eigentlich eine verpasste Gelegenheit.“ Vermögensverwalter sollten deshalb einen neuen Ansatz verfolgen, um eine größere Zielgruppe zu erreichen mit kostensparenden, aber im höchsten Maße personalisierten Angeboten etwa über stimmige digitale Platt­formen.

Als dritte Zielgruppe hat BCG „wohlhabende Ruheständler“ identifiziert. Diese würden bisher eher vernachlässigt, denn viele Vermögensverwalter legten den Fokus auf die umsatzträchtigere Vermögensbildungsphase ihrer Kunden. Wechselten diese jedoch im Alter in die Entnahmephase, änderten sich Präferenzen und Beratungsbedarf. Steuer- und Nachlassplanung würden in den Vordergrund treten, ebenso wie allgemeine Lebensplanung. „Vermögensverwalter, die ihrer Kundschaft auch in dieser Lebensphase mit spezifischen Beratungs- und Dienstleistungsangeboten zur Seite stehen, er­schließen neue Umsatzquellen“, so BCG. Menschen über 65 Jahre besitzen BCG zufolge 29,3 Bill. Dollar an Finanzvermögen, das bis 2025 jährlich um 7% auf dann 41,1 Bill. Dollar steigen werde. Ruheständler seien die am schnellsten wachsende demorafische Gruppe, die 2050 weltweit 1,5 Milliarden Menschen umfassen und damit eine enorme Vermögensquelle repräsentieren werde.