Italien

Versicherer Eurovita kämpft ums Überleben

In Italien wird heftig um eine Lösung für die schwer angeschlagene Versicherung Eurovita gerungen. Es droht ein Flächenbrand.

Versicherer Eurovita kämpft ums Überleben

bl Mailand

In Italien wird heftig um eine Rettung für die schwer angeschlagene Versicherung Eurovita gerungen. Um einen Flächenbrand mit unabsehbaren Folgen zu vermeiden, hat sich auch das Industrieministerium eingeschaltet. Noch zeichnet sich keine Lösung ab, aber zu den möglichen Szenarien gehört eine Rettung durch die staatliche Post (Poste Italiane) und diverse Banken wie Banca Fideuram, Finecobank, Credito Emiliano und Südtiroler Sparkasse, die die Produkte des Versicherers, in erster Linie Kapitallebensversicherungen, an ihren Schaltern verkauft haben.

Die Versicherungsaufsicht Ivass hatte Eurovita am 31. Januar unter Sonderverwaltung gestellt, nachdem es nicht gelungen war, Kapitalgeber für eine nötige Kapitalerhöhung zu finden. Darüber hinaus setzte die Aufsicht zunächst bis zum 31. März die vorzeitige Rückerstattung der Lebensversicherungspolicen aus. Das betrifft etwa 350 000 Kunden mit Gesamtinvestitionen von 15,3 Mrd. Euro, die ihr Geld damit nicht abziehen können.

Es ist unwahrscheinlich, dass es in den wenigen Tagen bis zum Monatsende gelingt, Kapitalgeber zu finden. Die 100 Mill. Euro, die Aktionär Cinven zugeführt hat, reichen nicht aus. Gerüchten zufolge braucht der Versicherer weitere 300 Mill. Euro. Beobachter gehen davon aus, dass die Sonderverwaltung und die Aussetzung vorzeitiger Rückerstattungen der Policen verlängert werden. Die italienische Regierung aber auch die Branche wollen in dem ohnehin angespannten Umfeld im Finanzsektor unbedingt verhindern, dass die Gesellschaft liquidiert werden muss. Das wäre ein Präzedenzfall in Italien mit unabsehbaren Folgen und bürge laut der Ratingagentur auch große Reputationsrisiken für die Banken, die die Produkte des Versicherers vertreiben. Es gilt zu vermeiden, dass Betroffene ihre Gelder abziehen bzw. Ausfallzahlungen einfordern.

Eurovita wies per 30.6.2022, aktuellere Zahlen liegen nicht vor, einen Solvabilitätskoeffizienten von 118 (i. V. 136) % aus, der inzwischen aber unter 100% gerutscht sein soll. Ebenfalls per 30.6. werden Einnahmen von 510,9 (866,7) Mill. Euro und ein Gewinn von 14,4 (38,3) Mill. Euro vermeldet.

Laut der Finanzzeitung „Milano Finanza“ gibt es ein Szenario, nach dem die italienische Post Sondervermögen von Eurovita übernimmt, das getrennt vom Unternehmenskapital verwaltet würde. Im Fall einer Pleite würden die Policen dann zu Marktpreisen liquidiert. Die restlichen Policen könnten demnach die bisherigen Bankenpartner übernehmen. Ein anderes Szenarium sieht angeblich eine Beteiligung auch großer Versicherungsgesellschaften an der Rettungsaktion vor.