M&A

Deutsche Bahn verkauft Arriva

Der US-Investor I Squared Capital kauft der Deutschen Bahn ihre Nahverkehrstochter Arriva ab. Für die Bahn ist dieser lange geplante Verkauf eine Möglichkeit, sich mit mehr finanziellen Spielraum stärker auf den deutschen Schienenverkehr zu konzentrieren. Weiterhin werden Käufer für die Logistiktochter Schenker gesucht.

Deutsche Bahn verkauft Arriva

Deutsche Bahn wird Arriva los

US-Investor I Squared Capital übernimmt britische Nahverkehrstochter – DB: Stärkerer Fokus auf deutschen Schienenverkehr

Der US-Investor I Squared Capital kauft der Deutschen Bahn ihre Nahverkehrstochter Arriva ab. Für die Bahn bietet der lange geplante Verkauf die Chance, sich mit mehr finanziellem Spielraum stärker auf den deutschen Schienenverkehr zu konzentrieren. Für die Logistiktochter Schenker werden noch Käufer gesucht.

ahe/cru Berlin/Frankfurt

Nach jahrelangen Bemühungen ist der Deutschen Bahn ein Verkauf ihrer in Großbritannien ansässigen europäischen Nahverkehrstochter Arriva gelungen. Zugeschlagen hat der US-Infrastrukturinvestor I Squared Capital, der Reuters-Informationen zufolge 1,6 Mrd. Euro auf den Tisch legt. Darin eingerechnet seien Schulden von rund 1 Mrd. Euro, hieß es. Offizielle Angaben zum Preis wurden nicht gemacht. Der Verkauf von Arriva soll 2024 abgeschlossen werden. Zuvor müssen unter anderem noch der Bahn-Aufsichtsrat und das Bundesverkehrsministerium grünes Licht geben, was allerdings eher als Formsache gilt.

Die Deutsche Bahn (DB) hatte Arriva 2010 noch für rund 2,7 Mrd. Euro inklusive Schulden erworben. Das Unternehmen betreibt mit etwa 35.000 Mitarbeitern Busse und Nahverkehrszüge in mehreren europäischen Ländern. Zu Arriva gehören unter anderem auch die roten Doppeldeckerbusse in London. Da der ursprünglich anvisierte Komplettverkauf nicht gelang, hatte die Bahn damit begonnen, einzelne nationale Gesellschaften abzustoßen. Dazu zählten Verkäufe in Schweden und Portugal 2022 und in Serbien, Dänemark sowie Polen 2023. Verkauft wird jetzt der Kernbereich mit Großbritannien und Gesellschaften in Frankreich, den Niederlanden und mehreren osteuropäischen Staaten.

Mit der Trennung von Arriva wird der DB-Konzern nicht nur seine hohen Schulden etwas senken können, sondern muss nicht auch noch den anstehenden hohen Investitionsbedarf bei der Nahverkehrstochter schultern. Finanz- und Logistikvorstand Levin Holle verwies im Zuge der Kaufvertragsunterzeichnung so auch darauf, dass aktuell Rekordinvestitionen in das deutsche Schienennetz getätigt werden. "Für die Deutsche Bahn ist dies ein wichtiger Schritt, den Fokus noch mehr auf das zukünftige Wachstum im Schienenverkehr in Deutschland zu legen."

Auch Schenker vor Verkauf

Nach Einschätzung von Holle erhält Arriva mit dem Verkauf zugleich "neue Möglichkeiten zur Realisierung seines Wachstumspotenzials", etwa wenn es um die künftige Elektrifizierung der Flotten in Europa geht. I Squared sei bereit, Arriva dabei zu unterstützen.

Das Portfolio des US-Infrastrukturinvestors mit Sitz in Miami umfasst rund 70 Unternehmen und 27.000 Beschäftigte in rund 60 Ländern. I Squared, die insgesamt 37 Mrd. Dollar für Investoren verwaltet und das Volumen seit 2020 verdoppelt hat, bringt Erfahrung im Transport mit. Zum Portfolio zählt etwa der niederländische Lastwagen-Trailer-Vermieter TIP Group.

Investor hat noch viel vor

Bei Arriva soll die Übernahme erst der Anfang sein: “Wir wollen in den nächsten Jahren 2 Mrd. Euro in das Wachstum investieren – unter anderem für neue Konzessionen und die Elektrifizierung der Busse”, sagte Mohamed El Gazzar, Partner von I Squared Capital in London, der Börsen-Zeitung. Man werde erhebliche Beträge in Deutschland investieren, u.a. in Datenzentren und Glasfaserleitungen. Der Fonds ISQ Global Infrastructure umfasst 15 Mrd. Dollar.

Hierzulande ist I Squared keine Unbekannte. Die 2012 von einem Ex-Morgan-Stanley-Banker gegründete Beteiligungsfirma hatte 2019 den französischen Pflegeheimbetreiber Domidep für rund 1 Mrd. Euro erworben, und 2020 traten die US-Amerikaner mit der Übernahme von 20 Altenheimen in den deutschen Markt ein.

Nach dem Arriva-Verkauf konzentriert sich die Bahn nun auf die Abgabe der Logistiktochter DB Schenker, die zuletzt der mit Abstand wichtigste Gewinnlieferant war. Während Arriva im ersten Halbjahr 2023 zum operativen Gewinn (Ebit) 43 Mill. Euro beitrug, kamen von Schenker 626 Mill. Euro. Mit dem Verkauf von Schenker, deren Wert auf bis zu 20 Mrd. Euro taxiert wird, könnte ein Teil der 30 Mrd. Euro Bahnschulden abgebaut werden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.