Venture Capital

Krieg bremst Wagnis­kapital­­markt nur leicht aus

Die wirtschaftliche Unsicherheit hat in der Venture-Capital-Szene bislang noch keine allzu großen Spuren hinterlassen. Die Investitionen haben sich laut einer KPMG-Studie im ersten Quartal robust entwickelt.

Krieg bremst Wagnis­kapital­­markt nur leicht aus

kro Frankfurt

Der Krieg in Europa und die verschärften globalen Lieferkettenprobleme haben Wagniskapitalgebern im ersten Quartal noch nicht allzu stark auf die Stimmung geschlagen. Im Vergleich zum Schlussquartal des vergangenen Jahres, in dem Start-ups mit knapp 200 Mrd. Dollar weltweit so viel Geld wie nie zuvor eingeworben haben, ist die Summe in den ersten drei Monaten 2022 zwar spürbar auf knapp 145 Mrd. Dollar zurückgegangen, wie eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG zeigt. In Deutschland und Europa würden die Investitionen aber deutlich über dem Vergleichszeitraum liegen, schreiben die Autoren.

Demnach flossen hierzulande 3,8 Mrd. Dollar an Risikokapital in junge Firmen − im ersten Quartal 2021 waren es gut 3 Mrd. Euro. Den größten Deal brachte das Berliner Versicherungs-Start-up Wefox unter Dach und Fach, das Ende Januar in einer Late-Stage-Finanzierungsrunde nach Informationen von KPMG 871 Mill. Dollar einsammelte. Es ist vor allem der Fintech-Bereich, in dem die Autoren in Deutschland auch künftig mit einem anhaltend starken Venture-Capital-Markt rechnen. „Durch die Engpässe und steigenden Preise in den Lieferketten, mit denen Unternehmen konfrontiert sind, werden gleichzeitig aber auch Firmen aus dem Logistiksektor für Wagniskapitalgeber interessant“, sagt KPMG-Partner Tim Dümichen. Der 250-Mill.-Dollar-Deal des Berliner Fracht-Start-ups Forto vom März sei ein erstes Beispiel für diesen Trend.

Investitionen in Klimaschutz und alternative Energiequellen könnten aus Sicht von Ashkan Kalantary, Leiter des Bereichs Venture Services bei KPMG, auch zunehmen. Nicht zuletzt bleibe das Thema Cybersicherheit wichtig. Hier hatten sich Wagniskapitalgeber schon im vergangenen Jahr verstärkt engagiert und unter anderem dem kanadischen Unternehmen 1Password zu einer Finanzierungsrunde in Höhe von 650 Mill. Dollar verholfen.

Für weitere Zusagen verfügten die Investoren noch über jede Menge trockenes Pulver, heißt es in der Studie. Auch wenn die Unsicherheit derzeit hoch sei, erwarten die Autoren daher eine vergleichsweise stabile Entwicklung der Investitionen im zweiten Quartal. Womöglich könnten die Deals aber in etwas geringerem Tempo abgeschlossen werden als bisher, da die Geldgeber in dem Umfeld lieber auf Nummer sicher gehen und die Firmen vor ihrem Einstieg noch genauer unter die Lupe nehmen. Zudem dürfte sich der Fokus wahrscheinlich stärker auf Unternehmen in der Spätphase richten, womit es für Start-ups in der Frühphase schwerer werden könnte, Investoren an Land zu ziehen.

Wegen des Stillstands am IPO-Markt und der hohen Volatilität rechnen die Autoren zudem damit, dass der Exit via Verkauf wieder in den Vordergrund rücken könnte. In Deutschland ist dies der mit Abstand beliebteste Weg für den Ausstieg.

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