Nachfrageschwäche

Covestro-Aktionäre gehen erneut leer aus

Auch für 2023 gehen die Aktionäre von Covestro leer aus. Es wurden erneut rote Zahlen geschrieben. Ob sich das 2024 ändert, ist offen. Die Aussichten sind allerdings trübe.

Covestro-Aktionäre gehen erneut leer aus

Covestro zahlt erneut keine Dividende

Gespräche mit Adnoc dauern an – Erholung frühestens im zweiten Halbjahr – Scope-3-Ziele festgelegt – Keine Produktionsschließungen geplant

Covestro hat im abgelaufenen Turnus erneut Verlust gemacht. Entsprechend erhalten die Aktionäre zum zweiten Mal in Folge keine Ausschüttung. Mit einer grundlegenden Verbesserung der Rahmenbedingungen rechnet der Vorstand vorerst nicht. Die Gespräche mit Adnoc, dem Ölkonzern aus Abu Dhabi, dauern an.

ab Leverkusen

Das Gute vorweg: Covestro hat im Schlussquartal 2023 deutlich besser abgeschnitten als im Vorjahr. Zwar setzte sich der Preisverfall fort. Doch volumenseitig ging es leicht aufwärts, sodass letztlich ein positives operatives Ergebnis erwirtschaftet wurde. Daraus die Trendwende abzulesen, empfiehlt der Vorstand jedoch nicht. 2024 blieben die Rahmenbedingungen schwierig, mit einer Nachfrageerholung sei frühestens im zweiten Halbjahr zu rechnen. "Wir konzentrieren uns auf das, was wir verändern können", sagte Finanzchef Christian Baier in der Bilanzpressekonferenz.

Die positive Entwicklung im Schlussquartal reichte allerdings nicht aus, um im Gesamtjahr unter dem Strich in die schwarzen Zahlen zurückzukehren. Immerhin konnte der Verlust auf 198 (i.V. −272) Mill. Euro verringert werden. Die Aktionäre gehen für 2023 erneut leer aus, nachdem der Chemiekonzern die Dividende schon für 2022 gestrichen hatte.

Covestro hat alle Stakeholder im Blick

Dem Aktienkurs tat das jedoch keinen Abbruch. Der Dax-Wert legte angesichts der besser als erwartet ausgefallenen Entwicklung im vierten Quartal in der Spitze um 2,5% zu. Allerdings wird der Kurs von Übernahmefantasie getrieben. Seit Herbst werden ganz offiziell ergebnisoffene Gespräche mit Adnoc, dem staatlichen Ölkonzern aus Abu Dhabi, geführt.

Die Gespräche würden im Einklang mit den aktienrechtlichen Vorschriften und im Interesse aller Stakeholder geführt. "Fortschritt und Ergebnis der Verhandlungen hängen von der Fähigkeit beider Parteien ab, sich bei dem Thema zu einigen, bei dem sie unterschiedliche Ansichten vertreten", sagte Vorstandschef Markus Steilemann. "Wir sprechen miteinander und nicht übereinander. Das ist wichtig", wiegelte er Nachfragen ab.

Angesichts der anhaltenden Nachfrageschwäche fällt die Prognose für das laufende Geschäftsjahr erwartbar schwach aus. Das operative Ergebnis wird in einer Spanne von 1,0 bis 1,6 (2023: 1,1) Mrd. Euro erwartet. Am oberen Rand entspräche das gerade einmal dem 2022 erwirtschafteten Gewinn. Wo das Ergebnis am Ende lande, hänge maßgeblich von der Preis- und damit der Margenentwicklung ab, begründete Baier, warum der Zielkorridor so breit aufgespannt ist.

Positiver Cashflow

Der freie Mittelzufluss wird zwischen 0 und 300 (i.V. 232) Mill. Euro gesehen. Das sei das einzig Positive, sagte Steilemann, denn auch die Kapitalkosten wird Covestro 2024 nicht verdienen. Von Trübsalblasen ist der Covestro-Chef jedoch weit entfernt. Das Unternehmen gehe kurzfristig durch eine schwierige Phase, doch dass der eingeschlagene Weg richtig sei, belege nicht zuletzt das Übernahmeinteresse.

Strategisch richtet sich Covestro seit einigen Jahren auf die Kreislaufwirtschaft aus, nicht zuletzt um den Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht zu werden. Konkrete Ziele für die direkten und mittelbaren CO2-Emissionen (Scope 1 und 2) gibt es schon, nun nimmt Covestro auch die klimaschädlichen Emissionen der vor- und nachgelagerten Stufen (Scope 3) ins Visier. Sie stehen für etwa 80% der Gesamtemissionen, was daran liegt, dass die eingesetzten Rohstoffe zum Großteil auf fossilen Energieträgern basieren.

Klimaneutralität

Bis 2035 sollen die Scope-3-Emissionen um 10 Mill. auf 14,9 Mill. Tonnen reduziert werden. Ausgehend vom Basisjahr 2021 entspricht das einer Minderung von 30%. Klimaneutralität wird an dieser Stelle erst bis 2050 angestrebt. Bei Scope 1 und Scope 2 wird Klimaneutralität schon 2035 angestrebt.

Um mit den schwierigen Rahmenbedingungen besser zurechtzukommen, soll die Kostendisziplin aufrechterhalten werden. 2023 verringerte der Chemiekonzern die Fixkosten um mehr als 300 Mill. Euro. Einsparungen gab es bei den Personal- und den Sachkosten. Dabei trug der Einsatz von KI nach den Abgaben deutlich zur effizienteren Anlagensteuerung bei. Anders als BASF verfolgt Covestro keine Pläne zur Schließung einzelner Anlagen oder Standorte in Deutschland.

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