Daimler Truck bereitet Wechsel an der Vorstandsspitze vor
Daimler Truck kündigt CEO-Wechsel an
Von Joachim Herr, München
An einer Stelle wich Martin Daum von seinem Redemanuskript ab: Aus dem „schwäbischen Understatement“ zu den Aussichten für Daimler Truck machte er auf der Hauptversammlung am Mittwoch ein „badisches Understatement“. Dem Vorstandsvorsitzenden des Lkw- und Busherstellers in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart liegt seine Herkunft emotional dann doch näher als der Konzernsitz: Daum ist in Karlsruhe geboren. Seine weich gefärbte Aussprache macht ihn als Badener unverkennbar.
Die Hauptversammlung 2024 war eine besondere für Daum. Denn der Aufsichtsratsvorsitzende Joe Kaeser erinnerte daran, dass der Vertrag des Vorstandschefs im Februar 2025 endet: „Damit ist es heute voraussichtlich seine letzte Hauptversammlung.“ Im Oktober dieses Jahres wird Daum 65 Jahre alt.
Seit Jahrzehnten ist er im Unternehmen, das bis zum Börsengang im Dezember 2021 Teil des Daimler-Konzerns war. 1987 hatte er in der Nachwuchsgruppe von Daimler-Benz seine Berufslaufbahn begonnen – nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann und einem Betriebswirtschaftsstudium. Seit fünf Jahren steht Daum an der Spitze von Daimler Truck.
„Als wäre es seine eigene Firma“
Kaeser wählte in seiner kurzen Laudatio am Mittwoch schon die Vergangenheitsform. Daum habe das Unternehmen stets so geführt, „als wäre es seine eigene Firma, sein eigenes Geld und sein eigenes Schicksal“. Und er habe ein Gespür für die Menschen: „So ist er wirklich Mister Daimler Truck geworden.“
Wann der Wechsel stattfindet, ließ Kaeser offen. Aktionären antwortete der ehemalige Siemens-Chef, bis Februar sei noch viel Zeit. „Das heißt aber nicht, dass wir uns so viel Zeit lassen.“ Kaeser machte deutlich, dass die Suche schon läuft. Offenbar bezogen auf den Nominierungsausschuss im Aufsichtsrat sagte er, die Gremien befassten sich intensiv damit: „Wir haben einen guten, einen strukturierten Prozess der Nachfolgeplanung.“
„Neue Maßstäbe“
In der Branche kursieren schon seit längerem die Namen von zwei internen Favoriten: Karin Rådström (45) und Andreas Gorbach (48). In seiner Eingangsrede hatte Kaeser im Rückblick auf das vergangene Jahr beide mit einem dicken Lob erwähnt, da ihre Verträge um fünf Jahre bis 2029 verlängert wurden. „Karin Rådström hat Mercedes-Benz Trucks in einem anspruchsvollen Umfeld erfolgreich weiterentwickelt.“ Sie setze „neue Maßstäbe in der Performancekultur“, sagte Kaeser und erwähnte zudem, Rådström fördere vor allem die Orientierung am Kunden.
Daimler Truck hatte die Schwedin vom Konkurrenten Scania abgeworben. 2021 kam sie ins Unternehmen und ist im Vorstand für die Regionen Europa und Lateinamerika mit der dort präsenten Marke Mercedes-Benz Lkw verantwortlich. Seitdem ist die Marke mit dem Stern wesentlich profitabler geworden. Rådström hat die Produktpalette gestrafft, konzentriert sich auf margenstarke Segmente und baut das Servicegeschäft aus.
Abschied ohne Applaus der Aktionäre
Gorbach ist ebenfalls seit 2021 im Vorstand – als Technikchef. Er „begeistert mit seiner umfassenden Fachkenntnis“, sagte Kaeser. Als Chief Technology Officer spiele er eine Schlüsselrolle für die Transformation der Technologie von Daimler Truck. Gorbach ist promovierter Ingenieur der Verfahrenstechnik und begann seine Karriere 2005 in der Antriebsstrangentwicklung von Daimler Chrysler.
Für den Aufsichtsratschef steht fest: „Wir werden einen guten Nachfolger oder Nachfolgerin rechtzeitig präsentieren.“ Roland Klose, der für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sprach, bedauerte das Format der virtuellen Hauptversammlung nun aus einem weiteren Grund: „Herr Daum hätte es verdient, wenn er den tosenden Applaus der Aktionäre zu hören bekommen hätte.“