Mathieu Floreani

Synlab will mit Akquisitionen wertvoller werden

Die Laborkette will das Wachstum über Zukäufe beschleunigen und schaut sich global nach Zielen um, erläutert CEO Mathieu Floreani im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Darunter könnte auch ein größerer Deal sein.

Synlab will mit Akquisitionen wertvoller werden

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Die Laborkette Synlab schaut sich weiterhin aktiv nach Übernahmezielen um. Im laufenden Jahr hat der Konzern bereits zehn Akquisitionen abgeschlossen, die zusammen 37 Mill. Euro Umsatz mitbringen. „Die nächste Transaktion könnte Anfang Juli angekündigt werden“, sagt CEO Mathieu Floreani im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Seit Gründung im Herbst 2015 hat der europäische Marktführer 152 Zukäufe in mehr als 20 Ländern getätigt mit einem Unternehmenswert in Summe von rund 1 Mrd. Euro. In hoher Geschwindigkeit soll es weitergehen.

Synlab setzt sich ein jährliches M&A-Budget von 200 Mill. Euro, sieht sich aber in guter bilanzieller und finanzieller Situation, auch darüber hinauszugehen. „Wenn sich die Gelegenheit ergäbe, wäre auch ein größerer Zukauf möglich“, sagt der Manager. In der Finanzierung vertraut das Unternehmen auf den Free Cashflow, der im vergangenen Jahr vor Finanzierungskosten 743 Mill. Euro erreichte. Der Turnus war ein Rekordjahr für Synlab, getrieben von der hohen Zahl an Coronatests. Aber auch ohne diesen Sondereffekt war das organische Wachstum auf 9,6% beziffert worden. Der Umsatz erreichte 3,8 Mrd. Euro.

Verschuldung abgebaut

Die Liquidität des Konzerns belief sich Ende 2021 auf 444 Mill. Euro, das Unternehmen verfügt zudem über eine Kreditfazilität von 500 Mill. Euro mit Laufzeit von fünf Jahren. Der Verschuldungsgrad hat sich mit der deutlichen Steigerung des Cashflow im vergangenen Jahr von 3,3 auf 1,35 reduziert – eines der niedrigsten Niveaus seit Gründung der Laborkette. Ziel ist es, den Leverage 2022 unter 3 zu halten. Aber auch das sei nicht in Stein gemeißelt.

Synlab agiert in einem stark fragmentierten europäischen Markt. Mit der aktiven M&A-Strategie beteiligt sich das Unternehmen nicht nur an der Konsolidierung der Branche, Floreani sieht es auch als Schritt, um das organische Wachstum zu beschleunigen. „Wir schaffen die Grundlage zur Stärkung des Wachstums und zur Steigerung des Unternehmenswerts“, sagt er. Synlab ist im Frühjahr 2021 zum Preis von 18 Euro an die Börse gegangen. Die Aktie hatte in den folgenden Monaten das Hoch von 25 Euro erreicht, seit Anfang 2022 jedoch Kursverluste verbucht und notiert aktuell unter dem Emissionspreis bei einem Marktwert von 3,8 Mrd. Euro.

Seit dem Börsengang stellt der Konzern mittelfristig ein jährliches organisches Umsatzplus von mindestens 3% in Aussicht und ein Wachstum einschließlich Akquisitionen von rund 10%. Als wichtigste Wettbewerber nennt Synlab Sonic, Unilabs, Cerba und Bio-Group.

Drei Stoßrichtungen

In der M&A-Strategie folgt das SDax-Unternehmen drei Stoßrichtungen. Es geht einerseits um Ergänzungsakquisitionen, um die Position in den Kernmärkten auszubauen und zu stärken – umsatzstärkste Länder sind Frankreich (Anteil 22%), Deutschland (19%) und Italien (11%). Darüber hinaus sucht Synlab nach neuen Basisstationen, um in Märkte mit höherem Wachstum vorzustoßen und sich geografisch zu verbreitern. Als Beispiel verweist der Manager hier auf den Erwerb einer Plattform in Mexiko, wo Synlab sich unterdessen als Nummer 3 im Markt etabliert habe. Drittens sucht Floreani innovative Laborfirmen mit Know-how in Spezialdiagnostik, wo sich Synlab selbst als Nummer 1 in Europa einstuft, sowie Start-ups, die Tests direkt für Konsumenten anbieten.

Als aktuelles Beispiel für die Expansion im Spezialtest-Geschäft verweist der Manager auf den Zukauf Anfang des Jahres in Spanien. Synlab hat dort das auf Genetik und Bioinformatik, also softwaregestützte Analyse biologischer Daten, fokussierte Laborunternehmen Sistemas Genómicos mit 20 Mill. Euro Umsatz übernommen.

Regional schaut sich Synlab für Akquisitionen weiterhin im Kernmarkt Europa um, wo das Unternehmen als Platzhirsch gerade mal 3% Marktanteil hat. Opportunitäten sucht das Management auch in Lateinamerika, Afrika und Asien; Zukäufe in den USA stehen indes nicht auf der Agenda.

Im M&A-Markt war das Laborsegment zuletzt aktiv von Finanzinvestoren durchforstet – Synlab selbst ist 2015 von Cinven übernommen worden und mit dem französischen Wettbewerber Labco fusioniert worden. Cinven ist mit 43% nach wie vor größter Aktionär neben Novo (17%) und dem Ontario Teachers Pension Plan (8%). Katar hält seit dem IPO ein Paket von 5%. Floreani sieht sich von konkurrierenden Geboten kaum in seinem Expansionsdrang gebremst: „Synlab ist in 36 Märkten operativ unterwegs,  und in jeder Region finden wir attraktive Übernahmeziele.“ Nach Darstellung des CEO peilt Synlab für Akquisitionen ein Unternehmenswert/Ebitda-Multiple von 7 nach zwei Jahren an.

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