Finanzmarktkalender3. April

Der (un)sichtbare Elefant im Raum

Die R+V Versicherung legt am Mittwoch die Bilanz vor. Die Zahlen sind weitgehend bekannt. Aber es gibt einige offene Fragen.

Der (un)sichtbare Elefant im Raum

tl Frankfurt

3. April

Der (un)sichtbare Elefant im Raum

Fast könnte man meinen, dass Norbert Rollinger, Chef der R+V Versicherung, bei der Vorstellung der Jahresbilanz nicht viel Neues zu erzählen hat. Denn wesentliche Kennzahlen sind bekannt – seit dem 26. Februar, als die genossenschaftliche Versicherungsgruppe ihre Beitragszahlen vorlegte, und seit dem 29. Februar, als die DZ Bank bei Vorlage der vorläufigen Geschäftszahlen auch den Gewinn ihrer Tochter R+V nannte.

Mit Blick auf das gruppenweite Beitragswachstum von 1,5% auf 20 Mrd. Euro sieht sich R+V zurück auf Wachstumskurs. Das gilt für das Schaden/Unfall-, das Kranken- und das aktive Rückversicherungsgeschäft. In der Lebensversicherung gingen die gebuchten Bruttobeiträge deutlich zurück, so dass zumindest das inländische Geschäft praktisch auf der Stelle trat. Dagegen gab es bei der italienischen Tochter ein zweistelliges Beitragsplus. Interessant wird sein, wo R+V künftig die Wachstumsschwerpunkte sieht.

Immerhin ist bekannt, dass die übernommene (aktive) Rückversicherung 60% des IFRS-Vorsteuergewinns der R+V von rund 1 Mrd. Euro beigesteuert hat. Entscheidend hat dazu der Swing im Kapitalanlageergebnis beigetragen. War hier 2022 noch ein Verlust von 3,7 Mrd. Euro angefallen, zeigte sich im abgelaufenen Jahr ein Plus von 3,1 Mrd. Euro. Dafür ergab sich beim versicherungstechnischen Finanzergebnis ein umgekehrter Swing von +2,0 Mrd. Euro auf −4,1 Mrd. Euro. Im eigentlichen Versicherungsgeschäft war das Ergebnis mit rund 2 Mrd. Euro praktisch unverändert.

Fragen zu Benko und Signa

Da werden Rollinger und Finanzvorstand Marc Michallet in Wiesbaden einiges zu erklären haben. Sicher haben die starken Ergebnisveränderungen viel, wenn nicht fast alles mit dem internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS zu tun. Bei der bisher letzten Bilanzvorlage im April 2023 erläuterte die R+V, dass die hohen Anlageverluste mit der abrupten Zinswende zusammenhängen. Diese waren durch die Anwendung von IFRS 9 – eine Folge der Zugehörigkeit zum DZ-Bank-Konzern, der ebenfalls nach IFRS bilanziert – zum größten Teil erfolgswirksam. Dagegen konnten 2022 in der Versicherungstechnik noch keine Marktbewertungen angewendet werden. Dies sollte erst 2023 nach IFRS17 möglich sein. Der danach auszuweisende Barwert der versicherungstechnischen Rückstellungen zeigt sich im (versicherungstechnischen) Finanzergebnis – und dürfte für den Swing im 2023er Ergebnis verantwortlich sein.

Und dann ist da noch René Benko und seine inzwischen größtenteils insolvente Signa-Gruppe. An die soll die R+V Mittel im hohen dreistelligen Mill.-Euro-Bereich vergeben haben. Bisher wollte sich R+V zumindest mit direktem Bezug auf Benko bzw. Signa nicht äußern. Es kann sich also lohnen, in Wiesbaden dabei zu sein, allein um zu sehen, ob dies nun anders sein wird.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.