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Geldmenge in Euroland wächst rasant

Das zuvor schon ra­sante Wachstum der Geldmengen im Euroraum hat sich Ende 2020 noch einmal kräftig beschleunigt. Das kann teils als positives Signal für die wirtschaftliche Entwicklung interpretiert werden und heizt zugleich die Debatte über...

Geldmenge in Euroland wächst rasant

ms Frankfurt

Das zuvor schon ra­sante Wachstum der Geldmengen im Euroraum hat sich Ende 2020 noch einmal kräftig beschleunigt. Das kann teils als positives Signal für die wirtschaftliche Entwicklung interpretiert werden und heizt zugleich die Debatte über drohende Inflationsrisiken an. Die Kreditvergabe legte zum Jahresende auf hohem Niveau erneut deutlich zu. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte so vorerst auf Kurs bleiben und absehbar ihre Geldpolitik weder lockern noch straffen.

Das Wachstum bei der Geldmenge M3 legte im Dezember noch einmal von 11,0% auf 12,3% zu, wie die EZB am Freitag mitteilte. Das ist das stärkste Plus seit Ende 2007. M3 gilt vielen mittel- und langfristig als Indikator für die Inflationsentwicklung – auch wenn der Zusammenhang zunehmend angezweifelt wird. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die Inflation in Deutschland im Januar einen Sprung von −0,7% auf +1,6% gemacht hat. Grund waren Sonder- und Basiseffekte. Gleichzeitig gibt es aber eine Debatte über ein Comeback der Inflation. Am Mittwoch gibt Eurostat eine erste Schätzung für den gesamten Euroraum ab.

„Die Geldmengenentwicklungen bergen Inflationspotenzial, vor allem dann, wenn die Kreditvergabe an den privaten Sektor mit aufgehellten Wachstumsaussichten ebenfalls deutlich zulegt“, hieß es am Freitag von den Volkswirten der Helaba. Als positives Signal für die Konjunktur gilt, dass auch die enger gefasste Geldmenge M1 im Dezember noch einmal stärker wuchs – um 15,6%, nach 14,5% im November. Nach verbreiteter Ansicht ist M1 ein guter Frühindikator für die Konjunktur.

Unterdessen flossen im Dezember weiter reichlich Bankkredite an Unternehmen. Die Geldhäuser vergaben laut EZB 7,0% mehr Darlehen an Firmen als ein Jahr zuvor. Im November hatte das Plus bei 6,9% gelegen. Die Kreditvergabe steht gegenwärtig im besonderen Fokus, weil die EZB mit allen Mitteln zu verhindern versucht, dass sich die aktuelle wirtschaftliche Schwäche infolge der Corona-Pandemie über Probleme im Finanzsektor verfestigt und weiter verstärkt.

Einige EZB-Ratsmitglieder hatten zuletzt die Möglichkeit zusätzlicher Lockerungen ins Spiel gebracht, einschließlich einer weiteren Senkung des Einlagensatzes unter das derzeitige Niveau von −0,5%. Hintergrund ist auch die Stärke des Euro. Irlands Zentralbankchef Gabriel Makhlouf sagte indes am Freitag, dass er das aktuell nicht für erforderlich halte.

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