Notiert in Schanghai

Ein Land ist reif für das Fliewatüüt

Um Chinas junge E-Auto-Kundschaft zu beeindrucken, muss man ein bisschen um die Ecke denken. Es zählen nicht nur Fahr-, sondern auch Flugeigenschaften sowie Schlafkomfort.

Ein Land ist reif für das Fliewatüüt

Notiert in Schanghai

Ein Land ist reif für das Fliewatüüt

Von Norbert Hellmann

Beim sogenannten eVOTL (Electric Vertical Take-off and Landing) muss man überlegen, ob man eher einen fahrtüchtigen Helikopter oder ein flugfähiges Auto vor sich hat. Da die chinesische Version dessen, was deutsche Kinderbuchleser als „Fliewatüüt“ bezeichnen würden, auf der Peking Auto Show stolz ausgestellt wird, darf man von Letzterem ausgehen.

Outdoor-Freunde aufgepasst

Bei Xpeng AeroHT, einem Ableger des chinesischen E-Autobauers Xpeng, hofft man, bereits im Oktober erste Bestellungen entgegennehmen zu können und im kommenden Jahr mit der Massenproduktion zu beginnen. Bei der Frage, wer für das spannende Fortbewegungsmittel infrage kommt, heißt es zunächst: Tourismusveranstalter und „Outdoor-Enthusiasten“. Es geht also zunächst weniger darum, Stausituationen auf der Stadtautobahn elegant und zeitsparend zu überbrücken, als dem Wochenendausflug einen besonderen Kick zu verleihen. Angedacht ist ein Kaufpreis von 1 Mill. Yuan (130.000 Euro). Gar nicht teuer, wenn man bedenkt, dass gescheite Helikopter erst ab 400.000 Euro zu haben sind und der in Peking gezeigte neue elektrische Mercedes-Luxus-Geländeschlitten G580 EQ Edition One bei 190.000 Euro anfängt.

Low Altitude Economy

Sicherlich gibt es auch noch regulatorisch einiges zu glätten, bevor Privatleute abheben dürfen. Immerhin aber will die Parteiführung in diesem Jahr die sogenannte „Low Altitude Economy“, worunter man Drohnen, Helikopter und eben das eVTOL-Dingsbums subsumiert, besonders gezielt fördern. Im Wartemodus auf den vertikalen Take-off gibt es gerade für Outdoor-Enthusiasten Neuigkeiten, die chinesisches Fantasievermögen beim E-Auto unterstreichen.

Drohne zur Unterhaltung

Das Luxus-SUV Yangwang U8 aus dem Hause BYD kann mit einer Drohne bestückt werden, die vom Autodach aus startet und, egal wohin man fährt, dorthin wieder zurückfindet. Die Drohne macht dann Luftaufnahmen, die man zur Fahrtunterhaltung aufs Innenraum-Display schicken und natürlich auch als angeberisches Kurzvideo posten kann. Braucht keiner, kommt beim Publikum aber mächtig gut an.

Miniküche in der Hintertür

Da bei Chinas Mittelstands-Städtern zunehmend Trekking- und Camping-Gelüste aufkommen, sind SUVs mit Selbstversorgungscharakter en vogue. Da wäre der Polestones 01 vom Schanghaier Start-up Rox Motor Tech, ein elefantöses SUV, das außen unverschämt dem Land Rover Defender gleicht und innen mächtig bei Tesla abkupfert. Als Clou aber ist in der Hintertür eine Miniküche inklusive Induktionsherd, Wasserspender und Geschirrschrank eingebaut.

Auf Knopfdruck Kingsize-Bett

Die im Prinzip einfachste, aber vielleicht genialste Idee bringt das etwa 35.000 Euro teure SUV Xpeng G9 mit sich. Per Knopfdruck verwandeln sich Vorder- und Rücksitze in ein sich automatisch aufpumpendes Kingsize-Kuschelbett. Das bietet nicht nur günstige Reiseübernachtungsgelegenheiten in den eigenen fünf Türen, sondern auch Tiefschlafvorteil bei stundenlangem Warten im Stau, vor der Ladesäule oder in der Mittagspause auf dem Firmenparkplatz.

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