Luftfahrt

Ryanair hofft auf Rückkehr der Reiselust

Ryanair hofft nach einem Milliardenverlust auf ein ausgeglichenes Ergebnis im laufenden Jahr. Selbst das ist davon abhängig, dass die Reisebeschränkungen in Europa aufgehoben werden.

Ryanair hofft auf Rückkehr der Reiselust

hip London

– Der Chef des Lufthansa-Rivalen Ryanair, Michael O’Leary, hat sich alle Mühe gegeben, nach dem schlechtesten Jahr in der 35-jährigen Firmengeschichte gute Stimmung zu verbreiten. „Für geimpfte Briten stellt es nur ein sehr geringes Risiko dar, sich an die Strände von Griechenland, Portugal und Spanien aufzumachen“, sagte er. „Jeder ist zu Recht vorsichtig, aber ich denke, dass alle ihre Ferien in Europa mit einem hohen Maß an Zuversicht antreten können.“ Der irische Billigflieger hatte für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr einen Verlust von 1,02 Mrd. Euro gezeigt. Ein Jahr zuvor hatte an der Stelle noch ein Gewinn von 649 Mill. Euro gestanden. Das bereinigte Ergebnis lag im Rahmen der Markterwartungen.

Im April habe sich die Zahl der Buchungen im Vorgriff auf die Lockerung der Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Pandemie sprunghaft erhöht, sagte O’Leary. „Wir hatten vergangene Woche anderthalb Millionen Buchungen.“ Es gebe einen starken Eingang von Buchungen für Flüge aus Großbritannien nach Griechenland, Italien, Portugal und Spanien für Mai, Juni, Juli und August. Allerdings befindet sich bislang nur Portugal auf der Liste der Länder, für die eine von der britischen Regierung aufgestellte Corona-Ampel grünes Licht gibt. Für den Rest der EU-Ferienziele leuchtet sie Gelborange. Wer von dort zurückkehrt, muss sich in häusliche Quarantäne begeben und Tests absolvieren.

Ryanair erwartet für das Anfang April angelaufene erste Geschäftsquartal zwischen fünf und sechs Millionen Fluggäste. „Ryanair ist durch den Sturm gekommen, hat aber immer noch eine holprige Reise vor sich“, schrieb die Analystin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown. Für das Gesamtjahr rechnet das Management nun damit, dass sich die Passagierzahl am unteren Ende der bislang genannten Spanne von 80 Millionen bis 120 Millionen bewegen wird. Die Sichtweite gehe wegen der Ungewissheit über die Maßnahmen der Staaten zur Eindämmung von Covid-19 gegen null. Man hoffe auf ein ausgeglichenes Ergebnis. Voraussetzung sei allerdings, dass eine erfolgreiche Impfkampagne auf dem europäischen Kontinent noch rechtzeitig zur von Juli bis September währenden Sommersaison eine Lockerung der Reisebeschränkungen ermögliche.

„Ryanair positioniert sich für eine relativ baldige, schnelle und breit angelegte Erholung des Luftverkehrs im Sommer“, schreibt der Analyst Gerald Khoo von Liberum Capital. „Das ist bislang nicht offenkundig. Besorgnis über neue Virusvarianten könnten dazu führen, dass Regierungen internationale Reisebeschränkungen nur langsam lockern.“ Ryanair setzt darauf, noch in diesem Monat das erste Flugzeug vom Typ Boeing 737 Max in Empfang zu nehmen. Man habe in den vergangenen vier oder fünf Wochen nichts vom Hersteller über weitere Verzögerungen bei der Lieferung gehört, sagte O’Leary dem Sender Sky News. Die Flugzeuge kämen, er sei sich nur nicht ganz sicher, ob das noch vor dem Sommer der Fall sein werde.

Ryanair Holdings
Konzernzahlen nach IFRS *
in Mill. Euro2020/212019/20
Umsatz1 6368 495
Operatives Ergebnis− 8391 127
Vorsteuerergebnis− 1 109670
Nettoergebnis− 1 015649
Operativer Cash-flow− 2 4481 327
Liquide Mittel2 6512 566
*) jeweils per 31.3.Börsen-Zeitung