Aktionäre stärken Deutscher Bank den Rücken
Deutsche Bank deutet Krise als Chance
Aufsichtsrat und CEO unterstreichen auf der Hauptversammlung Wachstumspotenzial in Europa – Kritik an Mandat für EY
Die turbulenten Aktionärstreffen gehören der Vergangenheit an: Achleitners Nachfolger Wynaendts lobt die Aufstellung der Deutschen Bank. Umfangreiche Kapitalrückgabepläne haben das Aktionariat weitgehend befriedet. Kritik kommt vor allem wegen der Vertragsverlängerung des Wirtschaftsprüfers auf.
lee Frankfurt
Auf der virtuellen Hauptversammlung der Deutschen Bank hat Aufsichtsratschef Alexander Wynaendts am Donnerstag die wirtschaftlichen Chancen herausgestellt, die sich aus den geopolitischen Umbrüchen für den deutschen Marktführer ergeben. Es gebe viele ermutigende Signale, Europa habe die Botschaft verstanden, sagte er: „Es gibt ein Momentum für Reformen, in Brüssel ebenso wie in Berlin.“ Außerdem nutze Deutschland seinen finanziellen Spielraum, ergänzte er mit Blick auf das Sondervermögen für Verteidigung und die Reform der Schuldenbremse. Beides begrüße die Deutsche Bank ausdrücklich.
„Brücke nach Europa“
Die Deutsche Bank ist Wynaendts zufolge als führende Bank in der größten europäischen Volkswirtschaft „hervorragend positioniert“, um an dem Wachstum teilzuhaben, das infolge des europäischen Strebens nach mehr Souveränität zu erwarten sei. „Für unsere europäischen Kunden sind wir das Tor zur Welt – und für internationale Investoren die Brücke nach Europa“, sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrats. In die gleiche Richtung äußerte sich auch Vorstandschef Christian Sewing, der die weltweite Krise vor allem als Chance für das Konzept der „globalen Hausbank“ deuten möchte. Gerade in unruhigen Zeiten brauchten die Kunden ihren Rat, die Deutsche Bank habe hier noch viel Potenzial.
Bühne für Wirecard-Opfer
In der anschließenden Fragerunde wurde Kritik an der unter Tagesordnungspunkt 5 zur Abstimmung gestellten Mandatsverlängerung für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY laut. Sie ist seit 2020 nicht nur mit der Abschlussprüfung der Deutschen Bank betraut, sondern prüft auch den Nachhaltigskeitsbericht des Instituts. Vor dem Hintergrund ihres „Totalversagens“ im Wirecard-Skandal befand etwa die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), dass eine Mandatierung von EY den Aktionären nicht zuzumuten sei.

Auch Roberto Siotto nutzte die Aussprache, um gegen EY Front zu machen. Laut früheren Medienberichten hat der frühere Volkswagenmanager durch den Kauf von Wirecard-Aktien einen sechsstelligen Betrag verloren, weshalb er die Prüfungsgesellschaft auf Schadenersatz verklagt hat und seit Jahren vergeblich auf ein Verfahren wartet. In seinem Gegenantrag hatte er auf die gesellschaftsrechtliche Umwandlung von EY in eine GmbH verwiesen, die angeblich zu einer reduzierten Haftungssumme auf 2 Mill. Euro führen könne.
Wynaendts Stellvertreter Norbert Winkeljohann, der die Hauptversammlung leitete, wies die Vorwürfe zurück. Es gebe keinerlei inhaltliche Begründung, um die funktionierende Geschäftsbeziehung mit EY zu unterbrechen. Das sieht wohl auch die Mehrheit der Aktionäre so. Als die Abstimmungsergebnisse feststehen, signalisieren sie jedenfalls Zustimmung auf breiter Front. Die Zustimmung für die Mandatsverlängerung verfehlt wie auch die Entlastung der Vorstände und Aufsichtsräte nur knapp die 100%.
Unity zahlt sich aus
Näher am Kerngeschäft bewegte sich Deka-Vertreter Andreas Thomae mit der Frage nach dem Effekt des unter Schmerzen eingeführten Unity-Projekts. Die Integration des Postbank-Geschäfts auf der IT-Plattform der Deutschen Bank erzielte Sewing zufolge 2024 Einsparungen in Höhe von 240 Mill. Euro. In diesem Jahr sollen es 270 Mill. Euro werden und von 2026 an jährlich 300 Mill. Euro.