Versicherungskonzern

Allianz verspricht stetig steigende Dividende

Die Allianz verspricht ihren Aktionären eine stetig steigende Dividende. Das alljährliche Plus soll mindestens 5% betragen, kündigte Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte auf dem Kapitalmarkttag an. Der Aktienkurs stieg um 0,6%.

Allianz verspricht stetig steigende Dividende

mic München

Die Allianz lockt Investoren mit einer garantierten Steigerung der Ausschüttung. „Unsere Aktionäre haben die Gewissheit, dass die Dividende auch in schwierigen Zeiten steigen wird und sie an unserer nachhaltigen Wachstumsgeschichte teilhaben können“, sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol auf dem vierstündigen virtuellen Kapitalmarkttag, auf dem der Plan 2022 bis 2024 präsentiert wurde.

Der neuen Dividendenpolitik zu­folge strebt die Allianz eine Dividende je Aktie an, die zumindest 5% über dem Vorjahresniveau liegt. Diese Regelung gilt rückwirkend für das laufende Jahr – das voraussichtlich von einer Milliarden-Rückstellung für US-Rechtsstreitigkeiten belastet sein wird. Bislang galt die Maxime, die Dividende pro Aktie mindestens auf Vorjahreshöhe zu halten.

Der zweite Eckpfeiler der Dividendenpolitik: Die Ausschüttungsquote soll wie bisher 50% des auf die An­teilseigner entfallenen Jahresüberschusses betragen. Allerdings kann das Management diesen Wert – dies ist neu – um außergewöhnliche und volatile Elemente bereinigen, so dass diese Richtschnur wegen ihrer Ge­staltbarkeit künftig nur von untergeordneter Bedeutung sein oder zu jährlichen Debatten über die Sinnhaftigkeit der Bereinigungen Anlass geben wird.

Aktienkurs leicht im Plus

Während die offizielle Fassung der Dividendenpolitik nicht klar formuliert, welche der beiden Pfeiler ausschlaggebend für die tatsächliche Dividendenhöhe ist, lässt die begleitende Investorenmitteilung – die nur in englischer Sprache vorlag – keinen Zweifel: Ein Wert, „der höher ist“, sei maßgebend. Damit sind „5% Plus“ das Mindestmaß, jedoch fällt die Steigerung höher aus, wenn die Hälfte der bereinigten Ausschüttung zu einem ausgeprägteren Anstieg führt.

Terzariol rechnet in den Jahren 2022 bis 2024 mit einer Ausschüttungssumme von 14 Mrd. Euro. 2019 bis 2021 seien es 12 Mrd. und in den drei Jahren zuvor 11 Mrd. Euro ge­wesen. Die Dividendenpolitik steht unter dem Vorbehalt, dass die nachhaltige Solvency-II-Kapital-Quote mehr als 150% beträgt. Zuvor galten mehr als 160% als Richtschnur.

Darüber hinaus will die Allianz überschüssiges Kapital beispielsweise über Aktienrückkäufe an die Ak­tionäre weiterreichen. Terzariol rechnet mit 9 Mrd. Euro Überschuss-Cash im Zeitraum 2022 bis 2024 nach geplanten gut 7 Mrd. Euro vor drei Jahren. Die Rechnung: Von 30 Mrd. Euro gewonnenem Kapital fließen 14 Mrd. Euro in die Dividende, 4 Mrd. Euro in organisches Wachstum und 3 Mrd. Euro sind nicht cashwirksam. Der Rest steht für Akquisitionen und Aktienrückkäufe zur Verfügung. 2019 bis 2021 gab die Allianz addiert 3 Mrd. Euro für Aktienrückkäufe aus, in den drei Jahren zuvor waren es 6 Mrd. Euro.

Die Investoren quittierten das Versprechen mit einem leichten Anstieg des Aktienkurses. Der Wert der Allianz-Aktie stieg bis zum Schluss des Xetra-Handels um 0,6% auf 198,38 Euro. Der Dax sank um 0,6%. Allerdings ist die Allianz-Aktie im laufenden Jahr weiterhin ein Underperformer. Der Kurs sank seit Anfang Januar minimal, während der Stoxx Europe 600 Insurance und der Dax um jeweils knapp 11% zulegten.

Über 160 Mrd. Euro Umsatz

Nachdem das ablaufende Dreijahresprogramm „Simplicity wins“ versprach, steht die Neuausgabe unter dem Titel „Simplicity at scale“. Sie gilt für den Zeitraum 2022 bis 2024 und endet damit kurz nach dem Ende der zweiten Amtszeit des Vorstandsvorsitzenden Oliver Bäte. Sein Vertrag geht bis zum 30. September 2024. Wie der Titel signalisiert, setzt das neue Programm im Kern auf den bekannten Zusagen aus den Jahren 2018 bis 2021 auf – allerdings auf einer erhöhten Ausgangsbasis und vor allem erstmals ergänzt um ambitionierte Wachstumsziele.

Was also will die Allianz liefern, um das Dividendenversprechen halten zu können? Das Wachstumstempo soll zunehmen. Während die Allianz ihren Umsatz 2018 bis 2021 um rund 3% pro Jahr erhöht hat, sollen es nun 3 bis 4% sein. Die Erlöse stiegen von 140 bis 145 Mrd. Euro bis 2024 auf mehr als 160 Mrd. Euro, kündigte Bäte an: „Wenn uns die Welt nicht auf den Kopf fällt.“

Das Wachstum soll damit der wesentliche Treiber für die Gewinnsteigerung sein. Das Ergebnis pro Aktie werde um 5 bis 7% per annum zulegen, nachdem im Vorgängerprogramm mindestens 5% versprochen worden waren. Erhöhte Margen und effizientere Kapitalnutzung sollen dabei das Ergebnis pro Aktie um je­weils 1 bis 2 Prozentpunkte erhöhen. Der operative Gewinn soll von rund 13 Mrd. Euro im Jahr 2021 um 4% jährlich auf mehr als 14,5 Mrd. Euro zulegen. Die Allianz hält an einer Eigenkapitalrendite von mindestens 13% (2021 voraussichtlich 13,5%) fest, die Solvabilitätsquote soll über 180 (2020: 207)% liegen.

Strategisch wird dies mithilfe von fünf Initiativen vorangetrieben. Erstens soll die Sparten Leben und Assetmanagement umgestaltet werden. Zweitens möchte die Allianz Führungsposition in den Schlüsselmärkten der Schaden- und Unfallversicherung stärken. Hier müsse die Produktivität erhöht werden, forderte Bäte. Außerdem sei die Performance in der Versicherung von Unternehmenskunden zu verbessern.

Vorstand Chris Townsend illustrierte dies an dem Projekt, die Versicherung mittelständischer Unternehmen künftig zentral zu steuern. Unter anderem soll die Volatilität der Ergebnisse verringert werden, die Schaden- und Kostenquote soll von 97% (2021) auf 93% (2024) sinken. Das Großkundengeschäft von AGCS soll die Schaden-Kostenquote von 98% (2021) auf 95% im Jahr 2024 senken. Unter dem Strich sollen beide Bereiche ihren operativen Gewinn um addiert 0,4 Mrd. Euro erhöhen.

Drittens möchte die Allianz das Wachstum durch skalierbare Plattformen vorantreiben. So sollen die eigenen spezialisierten Internet-Plattformen etwa zum Thema Reisen vergrößert werden, die Allianz will aber auch global integrierte Ge­schäftsmodelle mit großen digitalen Playern errichten. Partnerschaften sind das Motto der Stunde.

Bäte kündigte – viertens – eine verstärkte globale vertikale Integration der operativen Geschäfte an. Im Klartext: Die Tochtergesellschaften werden sich langfristig daran gewöhnen müssen, dass sie infolge der Zen­tralisierung weniger Kompetenzen haben. Fünftens: Die Kapitalproduktivität und die Widerstandsfähigkeit gegen Schocks soll verstärkt werden, indem langfristig wirkende Risiken wie Garantien in der Lebensversicherung verringert werden – beispielsweise durch die Rückversicherung existierender Portfolien (siehe Artikel auf dieser Seite).

Zugpferd Sachversicherung

Das stärkste Wachstum des operativen Gewinns erwartet die Allianz von der Schaden- und Unfallversicherung. Sie soll um 6% jährlich auf rund 6,6 Mrd. Euro zulegen. Es gibt zwei Treiber: Das Geschäft mit Un­ternehmenskunden soll die Schaden- und Kostenquote von 94 bis 95% auf rund 93% senken. Außerdem möchte die Allianz die Kostenquote des gesamten Segments von rund 27% (2021) auf 26% verringern. Im Retailgeschäft sollen 91 bis 92% erreicht werden (2021: rund 92%). Diese Verbesserungen sollen den operativen Gewinn addiert um 7% er­höhen. Verringerte Kapitalerträge wirken dämpfend mit einem Prozentpunkt.

Das Asset Management werde den operativen Gewinn um 5% jährlich auf 3,7 Mrd. Euro erhöhen, sagte Terzariol. Der wesentliche Faktor: Das verwaltete Vermögen soll um 3% jährlich steigen, getrieben von einem Wachstum alternativer Anlagen mit einem zweistelligen Prozentsatz pro Jahr (September: 212 Mrd. Euro). Die Cost-Income-Ratio wird demnach um einen Prozentpunkt sinken.

Das Segment Lebensversicherung wird den Allianz-Plänen zufolge das operative Ergebnis um 3% jährlich erhöhen. Es soll von 4,9 Mrd. Euro (voraussichtlicher Wert 2021, 4,7 Mrd. Euro normalisiert) auf 5,3 Mrd. Euro steigen. In der Zahl verbergen sich zwei gegenläufige Entwicklungen: Der Gewinn der Produkte mit Garantie wird um 3% jährlich sinken. Dagegen sollen die übrigen Produkte um 6% zulegen.

Terzariol sagte, im Jahr 2015 hätten noch elf der operativ tätigen Gesellschaften eine Eigenkapitalrendite von weniger als 10% ausgewiesen. In den ersten neun Monaten seien es nur noch fünf gewesen, im nächsten Jahr erwartet er nur noch zwei sehr kleine Gesellschaften unter dieser Grenze. Die Eigenkapitalrendite, die im Schnitt 2015 bei 10,8% gelegen hatte, soll im laufenden Jahr auf rund 12% steigen. Im Jahr 2024 sind trotz des geringen Gewinnwachstums 13% geplant, weil der Kapitaleinsatz gesenkt werden soll.

Die Kosten der zentralen Allianz-Funktionen sollen unterproportional von 0,7 Mrd. auf 0,8 Mrd. Euro steigen. Zieht man diese Belastung von den addieren operativen Ergebnissen der Segmente ab, beträgt im Jahr 2024 das Ergebnis der Gruppe 14,8 Mrd. Euro. Das Management hat damit ein Sicherheitspolster zu den offiziell verkündeten mehr als 14,5 Mrd. Euro eingebaut.

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