Berater raten deutschen Banken zur Offensive
Berater raten deutschen Banken zur Offensive
Berater empfehlen deutschen Banken den Angriff
Studie von Bain & Company: Auslands- und Nicht-Banken graben heimischen Instituten immer mehr Geschäft ab
wbr Frankfurt
Deutschlands Banken haben sich nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre überraschend gut gefangen. Ihre Ertragskraft bleibt hoch, die Effizienz steigt – doch der Wettbewerb verschärft sich. In ihrer aktuellen Studie „Deutschlands Banken 2025: Neues Spiel, neue Aufstellung“ warnt die Unternehmensberatung Bain & Company vor einer trügerischen Ruhe.
Nach Berechnungen von Bain lag die Eigenkapitalrendite der deutschen Kreditinstitute 2024 im Durchschnitt bei 6% – so hoch wie seit den 1990er-Jahren nicht mehr. Zugleich fiel die Cost-Income-Ratio mit 59% auf den niedrigsten Wert seit vier Jahrzehnten. „Profitables Wachstum ist der entscheidende zusätzliche Hebel“, betont Walter Sinn, Deutschland-Chef von Bain. Die Transformation der vergangenen Jahre habe die Branche stabilisiert, jetzt müsse sie „auf Angriff umschalten“.
Personalabbau scheint gestoppt
Tatsächlich beruht die Stabilisierung weniger auf Neugeschäft als auf Kostendisziplin. Während die Erträge im Schnitt um knapp 3% zulegten, stiegen die Aufwendungen nur leicht. Der Personalabbau ist vorerst gestoppt, das Filialnetz schrumpfte 2024 aber erneut um etwa 4% – rund 600 Standorte weniger als im Vorjahr. Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Banken in Deutschland halbiert, auf zuletzt rund 1.280 Institute. „Das Umfeld bleibt angespannt – mit Kostendruck und höherer Wettbewerbsintensität. Das ist kein Grund, sich auszuruhen“, sagt Bain-Partner Jens Oesterle. Auslandsbanken und Nicht-Banken wie Neobroker oder Zahlungsdienstleister gewönnen weiter Marktanteile.
Der Anteil der Nicht-Banken liege bereits bei etwa 20%, Tendenz steigend. Besonders im Asset und Wealth Management könnten Nicht-Banken bis 2035 mehr als die Hälfte des Geschäfts übernehmen.
20 Banken über 15 Prozent
Gleichzeitig zeigen sich deutliche Unterschiede innerhalb der Branche. Während Privat-, Direkt- und Großbanken überdurchschnittliche Renditen erzielen, geraten kleinere Institute ins Hintertreffen. Nach Bain-Analysen erreichen nur rund 10% aller Banken zweistellige Eigenkapitalrenditen – insgesamt etwa 20 Institute über 15%. „Das ist kein Privileg einer bestimmten Institutsgruppe, sondern das Ergebnis des Fokusses auf attraktive Kundensegmente und integrierter Steuerung von Kosten und Kapital“, erklärt Oesterle.
Wachstumspotenzial sehen die Berater dort, wo der Staat Milliarden investiert – etwa in Infrastruktur und Verteidigung. Das 500-Milliarden-Euro-Programm der Bundesregierung biete Banken die Chance, ihre Finanzierungs- und Strukturierungskompetenz einzubringen. Sinn spricht von „neuen Märkten, die sich gerade öffnen. Je früher die Banken in Wachstum investieren, desto größer sind ihre Chancen, im neuen Spiel mit neuen Wettbewerbern als Sieger vom Platz zu gehen.“
KI und digitale Vermögenswerte
Auch technologisch müsse die Branche weiter aufholen. KI sei kein Selbstzweck, betont Sinn: „Es geht hier nicht um KI als alleinige Lösung. Wirkung erzielt man nur, wenn man Prozesse von vorn bis hinten komplett neu denkt.“ Neben KI zählt Bain die Erschließung digitaler Vermögenswerte zu den Zukunftsthemen.
Trotz aller Herausforderungen bleibt das Fazit verhalten optimistisch: Die deutsche Kreditwirtschaft sei robuster geworden, ihre Rendite liege wieder auf international konkurrenzfähigem Niveau. Doch das genüge nicht, um dauerhaft gegen Fintechs und Auslandsbanken zu bestehen. „Deutsche Banken scheinen ihre Ergebnisse auch in einem herausfordernden Umfeld behaupten zu können“, so Oesterle – „aber jetzt kommt es darauf an, neue Ertragsquellen zu erschließen“.
