IT-Umbau bringt KfW ins Schwitzen

Kosten steigen von ursprünglich 500 Mill. auf 850 Mill. Euro - Einsatz für Wagniskapital soll verdoppelt werden

IT-Umbau bringt KfW ins Schwitzen

Die IT-Systeme halten die KfW auf Trab: Die Aufsicht sieht mangelnde Fortschritte, die Kosten steigen weiter, eine Zahlungspanne wirft Fragen auf – trotz solider Jahreszahlen steht die Bank in der Defensive.jsc Frankfurt – Die Förderbank KfW gibt mehr für den umfassenden IT-Umbau aus als ursprünglich geplant. Insgesamt koste die Modernisierung der Systeme und eine Neuausrichtung der Organisation voraussichtlich 850 Mill. Euro, wovon knapp 600 Mill. Euro bereits bis Ende 2016 ausgegeben worden seien, sagte Finanz- und IT-Vorstand Bernd Loewen auf der Bilanzpressekonferenz der von Bund und Ländern getragenen Bank am Mittwoch in Frankfurt. Damit korrigierte er frühere Aussagen des derzeit erkrankten KfW-Chefs Ulrich Schröder nach oben, der die Kosten für die Vorhaben im Februar 2012 noch auf 500 Mill. Euro taxiert hatte. Neben weiteren Projekten wie dem Meldewesen Anacredit kam ab 2015 eine Neuausrichtung der IT-Organisation hinzu, die bis 2018 abgeschlossen werden soll. Die Bank arbeite ihren Plan nach und nach ab, sagte Loewen. “Wir müssen drei Dinge tun: liefern, liefern und liefern.”Das Institut ist bereits mehrfach wegen IT-Mängeln unter Druck geraten. Vergangenen Freitag wurde bekannt, dass die Förderbank am 20. Februar wegen einer IT-Panne irrtümlich einen Milliardenbetrag an vier andere Banken überwiesen hatte, das Geld anschließend aber zurückerhielt. Kapitalvorstand Günther Bräunig, der den KfW-Chef Schröder vertrat, stellte eine “lückenlose Aufklärung” in Aussicht. Den Schaden durch Zinsausfälle und Transaktionskosten bezifferte er auf 25 000 Euro. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte und eine interne Gruppe untersuchten den Fall, und auch die Finanzaufsicht BaFin werde sich die Panne ansehen. Ein Cyber-Angriff oder vorsätzliches Verhalten seien auszuschließen. Kapitalpuffer unter DruckFolgen hat auch die Prüfung der Aufseher im Sommer vergangenen Jahres. Die Rüge betreffe vor allem die Informationssicherheit, erklärte Loewen. Zwar habe die Bank den Aufsehern am Freitag einen Plan zur Behebung der Mängel vorlegt, der Dialog mit den Prüfern funktioniere gut. Um aber für die Risiken der IT-Mängel gewappnet zu sein, müsse die Bank auf Geheiß der Aufsicht einen Zuschlag auf die Kapitalanforderungen von 2 Prozentpunkten akzeptieren. Da die Mängel absehbar nicht vor Ende 2018 behoben seien, bleibe der Zuschlag bis dahin bestehen. Inklusive der noch nicht feststehenden sogenannten SREP-Zuschläge, die von den Aufsehern individuell für einzelne Institute verlangt werden, könne die Mindestquote insgesamt theoretisch auf mehr als 18 % steigen. Dies sei aber “sehr konservativ gerechnet”, sagte Loewen.Gleichzeitig könne die harte Kernkapitelquote künftig sinken. Im vergangenen Jahr stieg die Ziffer zunächst von 18,3 auf 22,3 %, weil die Bank Gewinne thesaurierte, Sicherheiten bestimmter Derivate erstmals anrechnete und die Risikopositionen reduzierte. Das Institut rechnet allerdings mit einem auf internen Ratings basierenden Modell (IRBA), das zur Jahresmitte von der Aufsicht abgesegnet werden muss. Die Kernkapitalquote werde sich dann absehbar um rund 1 Prozentpunkt verringern, sagte Loewen. Größere Unbekannte seien die Verhandlungen im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, die strengere Regeln für interne Ratings nach sich ziehen könnten. Knackpunkt sei, wie das Durchleitungsgeschäft der Förderbank bewertet werde: Die KfW vergibt das Gros der Kredite über gewöhnliche Banken und Sparkassen, die auch das Ausfallrisiko übernehmen. Je nach Modell könne die Kernkapitalquote dadurch rechnerisch um 5 bis 6 Prozentpunkte geringer ausfallen, sagte Loewen. Wenn eine Anrechnung nicht vorgesehen sei, “werden wir in einen Austausch mit unseren Anteilseignern gehen”. Der derzeitige Puffer sei aber voraussichtlich groß genug. Rolle als Investor stärkenIhr Engagement im Segment des Wagniskapitals (Venture Capital) will die KfW ausweiten. 80 bis 100 Mill. Euro stecke die Bank derzeit jährlich in dieses Segment, sagte Bräunig. “Wir glauben, dass der Markt für eine Verdopplung des Volumens aufnahmefähig ist.” Zielgröße sei somit eine Spanne von 160 Mill. bis 200 Mill. Euro pro Jahr, wenn nicht mehr. Die derzeitigen Programme – die Investitionen in Wagniskapitalfonds, das Engagement des eigenen Vehikels Coparion und eine Beteiligung am High-Tech Gründerfonds – wolle die KfW in Summe ausweiten. Genaue Pläne soll der Verwaltungsrat im Juni beschließen.Das Geschäftsjahr 2016 verlief insgesamt solide: Zwar gab der Zinsüberschuss um 3,5 % auf 2,80 Mrd. Euro nach. Der Rückgang sei durch ein niedrigeres Volumen von Vorfälligkeitsentschädigungen verursacht worden, sagte Loewen – das Zinsmargenergebnis habe mit 1,73 Mrd. Euro das Vorjahresniveau erreicht. Die Bank, die sich auf eine Garantie des Bundes stützt, profitiert von einer günstigen Refinanzierung, denn Sätze von teils deutlich unter null lassen Raum für die Zinsmarge. Anders als vor zwei Jahren fasst die KfW offenbar keine Negativzinsen auf der Aktivseite mehr ins Auge. Die Darlehen, die Banken dann mit einem Aufschlag weiterreichen, gebe die KfW “zu null, aber auch nicht unter null” heraus, sagte Loewen. Die zuvor sehr niedrige Risikovorsorge hat sich auf 150 Mill. Euro verdreifacht, unter anderem wegen notleidender Schiffskredite.Über das Neugeschäft, das 2016 von zuvor 79,3 Mrd. auf 81,0 Mrd. Euro gestiegen war, hatte die Bank im Februar berichtet – und dabei das nun erreichte Konzernergebnis von 2,0 Mrd. Euro vorweggenommen. Für das laufende Jahr fasst die KfW nur rund 1 Mrd. Euro ins Auge – unter anderem, weil sie mögliche Risikokosten konservativ veranschlagt. Seit Jahresbeginn liege der Gewinn über dem Plan, ein Trend lasse sich aber nicht ableiten, sagte Bräunig.