J.P. Morgan soll vor Tricolor-Problemen gewarnt haben
J.P. Morgan soll vor Tricolor-Problemen gewarnt haben
J.P. Morgan soll vor Tricolor-Problemen gewarnt haben
Großbank wurde laut Treuhänderin von insolventem Auto-Lender schon 2024 auf Accounting-Mängel aufmerksam
xaw New York
Amerikas führende Bank soll mehr als ein Jahr vor dem folgenreichen Kollaps von Tricolor Holdings auf „ernsthafte, materielle Mängel“ in der Buchhaltung des Autokredit-Anbieters gestoßen sein. Dies behauptet der vom Insolvenzgericht bestellte Treuhänder des in Liquidation befindlichen texanischen Unternehmens in einer zivilen Betrugsklage gegen Tricolor-Gründer und -CEO Daniel Chu. Demnach habe J.P. Morgan, einer der größten Gläubiger der Pleite-Firma, bei einem Audit im Februar 2024 „schätzungsweise 13 Mill. Dollar an gleichzeitig für mehrere Kredite verwendeten Besicherungen“ gefunden. Zudem sei das Geldhaus bei einer Altersstrukturanalyse von Forderungen auf 25 Kredit-Accounts gestoßen, bei denen die Schuldner bereits zum 31. Januar des vergangenen Jahres zwangsenteignet worden waren – ohne dass Tricolor dies ausgewiesen habe.
Schlaglicht auf Risiken im Kreditmarkt
Gemeinsam mit der Beratungsgesellschaft FTI Consulting startete J.P. Morgan im August 2025 nach Berichten der „Financial Times“ eine weitere Untersuchung zu Autos, die Tricolor doppelt für Kreditbesicherungen verwendet haben soll. Bis Ende des gleichen Monats stellte das Geldhaus wohl fest, dass der Autokredit-Anbieter „seine Angaben gegenüber Banken nicht in Einklang mit internen Finanzkennzahlen gebracht“ habe.
Weniger als zwei Wochen später, am 10. September, stellte das texanische Unternehmen einen Antrag auf Liquidation nach Kapitel sieben des US-Insolvenzrechts. Demnach hatte Tricolor Assets zwischen 1 und 10 Mrd. Dollar. Das Unternehmen vergab und verbriefte Konsumentenkredite und soll bei mehr als 25.000 Gläubigern in der Kreide stehen. Im Zusammenspiel mit dem Kollaps des Autoteile-Konglomerats First Brands Ende September warf die Pleite ein Schlaglicht auf Risiken im US-Kreditmarkt.
Millionenschwere Abschreibungen
J.P. Morgan musste eine Abschreibung von 170 Mill. Dollar auf ihr Tricolor-Exposure in Kauf nehmen – CEO Jamie Dimon sprach daraufhin davon, dies sei „nicht unser Glanzmoment“ gewesen. Der Branchenprimus war aber nicht als einziges größeres Institut von der Pleite betroffen. Fifth Third Bancorp, nach Fed-Daten zuletzt mit einer Bilanzsumme von 212,3 Mrd. Dollar die Nummer 17 unter den US-Banken, legte am späten 9. September offen, dass sie den Großteil eines 200 Mill. Dollar schweren Kredits abschreiben würde, nachdem sie „betrügerische Aktivitäten“ festgestellt habe.
Timothy Spence, CEO des Geldhauses, sagte auf einer Bankenkonferenz in New York kurz darauf, dass er in der Woche vor dem Tricolor-Kollaps von Problemen bei dem Schuldner erfahren habe. Fifth Third stellte Asset-besicherte Finanzierungen für Lagerhallen bereit. Die Besicherungsdokumente für diese enthielten offenbar „in signifikantem Ausmaß betrügerische Angaben“, wie Spence damals sagte, ohne Tricolor direkt zu erwähnen. Fifth Third teilte ihren Regulatoren aber mit, mit den zuständigen Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten.
Spitzenmanager kooperieren mit Strafverfolgung
Unterdessen kontaktierte J.P. Morgan laut der von der Treuhänderin eingereichten Klage das Justizministerium. Die Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York klagte Tricolor-Gründer Chu und den ehemaligen Chief Operating Officer David Goodgame wegen mutmaßlich jahrelangen Betrugs an. Zwei weitere Spitzenmanager des Anbieters haben sich schuldig bekannt und kooperieren mit der Strafverfolgung.
In der parallelen Zivilklage wirft die Tricolor-Treuhänderin Chu noch deutlich weitreichendere Vergehen vor als zuvor bekannt. Demnach habe der Firmengründer auf verschiedenen Wegen danach getrachtet, die Bilanz des Unternehmens aufzublähen, um über vermeintlich hohe Wachstumsraten seine zuletzt 17 Mill. Dollar schwere Vergütung zu rechtfertigen und einen teuren Lebensstil und luxuriöse Wohnsitze zu finanzieren.
