Venture Capital

NRW-Bank weitet Wagniskapital-Finanzierung aus

Die nordrhein-westfälische Förderbank reagiert auf den Bedarf, sich an wachstumsstärkeren Unternehmen mit höheren Summen zu beteiligen. Im Zusammenspiel mit der EU-Kommission kann sie künftig größere Tickets schreiben.

NRW-Bank weitet Wagniskapital-Finanzierung aus

NRW-Bank weitet Wagniskapital-Finanzierung aus

Zusammenspiel mit EU-Kommission ermöglicht größere Tickets für Beteiligungen an Tech-Firmen in der Scale-up-Phase

fed Brüssel

Die NRW-Bank erreicht eine neue Größenordnung in der Venture-Capital-Finanzierung von wachstumsstarken Unternehmen. Das nordrhein-westfälische Förderinstitut ist die erste Bank in Deutschland, die mit der EU-Kommission einen Vertrag als sogenannter Implementing Partner abgeschlossen hat.

Bis zu 30 Mill. Euro

Die Zusammenarbeit mit der EU-Kommission ermögliche es der NRW-Bank, Wagniskapital für einzelne Projekte im Volumen von 30 Mill. Euro zur Verfügung zu stellen, nicht mehr bloß 15 Mill. Euro. „Wir können also größere Tickets schreiben“, erklärt Gabriela Pantring, die designierte Vorstandsvorsitzende der Förderbank, gegenüber der Börsen-Zeitung. Erst durch das Zusammenspiel der Kräfte – Invest-EU-Programm und NRW-Bank – gelinge es, diese größeren Losgrößen zu stemmen. „Da es um Wagniskapital geht, ist es besonders hilfreich, die Risiken auf zwei Schultern zu verteilen.“

Die Bank sehe den Bedarf, denn in Finanzierungsrunden würden auch höhere Summen nachgefragt. Deshalb sei es wichtig, dass Institutionen die Kräfte bündeln, um diesem Bedarf entsprechen zu können. „Wir wollen das Spielfeld nicht allein ausländischen Investoren überlassen“, erläutert Pantring. Vielmehr gehe es darum, ein Angebot zu machen, damit die Unternehmen die Chance haben, dort zu bleiben, wo sie gestartet seien. „Anders gesagt: Wir wollen Innovation in NRW halten. Denn die Phase, über die wir sprechen, ist eine Phase, in der oft in nennenswertem Umfang Arbeitsplätze entstehen und in der über die Ansiedelung entschieden wird", argumentiert die künftige Vorstandschefin.

Risikoteilung mit Brüssel

Die EU-Kommission nehme das Risiko genau zur Hälfte. Wenn die NRW-Bank also beim Investment in Wachstumsfirmen das eingesetzte Kapital verliere, dann werde die EU-Kommission 50% dieses Verlusts tragen. Andersherum: Wenn das investierte Kapital Rendite erziele, teile sich NRW-Bank und EU-Kommission auch die Wertsteigerung, die bei einem Exit realisiert werde. „Die Beschaffung der Mittel organisieren wir als Bank haushaltsneutral im Rahmen unserer Refinanzierung“, betont Pantring.

Die öffentliche Hand finanziere maximal 50%. Das bedeutet, dass mindestens der gleiche Betrag von privaten Investoren mobilisiert werde. „Selbstverständlich streben wir an, dass sogar noch mehr privates Kapital dadurch aktiviert wird“, sagt Pantring. In der Vergangenheit sei es im Beteiligungsgeschäft gelungen, den eigenen Anteil durch Mobilisierung privater Mittel zu verdreifachen oder zu vervierfachen.

Es gehe um hochinnovative, kapitalintensive Investments, die oft aus Hochschulen herauskommen. Dabei konzentrierten sich die Finanzierungen nicht auf einzelne Branchen. Aber bekanntermaßen seien Biotech, Medizintechnik, KI oder Informationstechnologie Branchen, die NRW helfen würden, wirtschaftlich voranzukommen. Die Branchen passten besonders gut zum Profil des Förderprodukts.

Rahmen von 200 Mill. Euro

„Wir sprechen nicht über ein Massenprodukt, sondern erwarten ein oder zwei große maßgeschneiderte Investments pro Jahr.“ Das Garantievolumen der EU betrage 100 Mill. Euro. Insgesamt könne die Bank damit einen Investitionsrahmen von 200 Mill. Euro realisieren.

„Wir haben keinen Rahmen für die Haltedauer vorgegeben“, sagt Pantring. Das werde individuell entschieden. „Wir steigen ein, wenn ein öffentlicher Finanzierer gebraucht wird. Und natürlich werden wir nicht zur Unzeit aussteigen. Wir haben einen langen Atem.“ In die operative Unternehmensführung werde sich die Bank nicht einmischen, aber häufig in den Beratungsgremien wie Aufsichtsräten vertreten sein.