Von Stefan Paravicini, New York”Ich behaupte nicht, dass das funktionieren wird”, sagte Terrence Duffy (59), CEO und Chairman der weltgrößten Börsenbetreibers Chicago Mercantile Exchange (CME), bei der Vorstellung seiner Pläne für den Handel mit Terminkontrakten auf die Digitalwährung Bitcoin vor etwas mehr als einem Monat. “Aber ich weiß, dass es ein aufgestautes Interesse bei den Leuten gibt, (an dem Markt, Red.) teilzunehmen, und ich werde das auf einem regulierten Handelsplatz anbieten”, sagte er. Edward Tilly (54), der beim Konkurrenten Chicago Board Options Exchange (CBOE) die Geschäfte führt, schätzt die Lage ähnlich ein. “Ob es einem gefällt oder nicht, die Leute wollen Exposure in Bitcoin”, sagte der CEO und Chairman der CBOE im September. CBOE kommt der CME zuvorAm Sonntagabend hat Tilly den ersten börsengehandelten Bitcoin-Future auf einem regulierten Handelsplatz an den Start gebracht. Am nächsten Montag folgt die CME, die mit der Bekanntgabe ihrer Pläne für den Handel mit Terminkontrakten auf die Cyberwährung Anfang November die Bitcoin-Rally zusätzlich angetrieben hatte. Im Laufe des nächsten Jahres will die Technologiebörse Nasdaq mit CEO Adena Friedman (47) an der Spitze eigene Bitcoin-Futures anbieten. Was die erste Frau an der Spitze eines US-Börsenbetreibers von Digitalwährungen hält, hatte sie zuletzt im Zusammenhang mit Initial Coin Offerings (ICO) zu Protokoll gegeben. “ICOs sind wie die blutende Schneide eines Messers”, sagte Friedman vor ziemlich genau zwei Monaten.Allein von der Nyse und ihrem Betreiber Intercontinental Exchange (ICE) sind bislang keine Pläne für eigene Bitcoin-Future bekannt. “Wir sind vielleicht dumm, hier nicht die Ersten zu sein”, sagte ICE-Chef Jeffrey Sprecher (62) erst in der vergangenen Woche. Ob die ICE hier eine Chance verpasst habe, sei allerdings noch offen, erklärte Sprecher weiter. Er halte es für unklug, mit einem Produkt in den Markt vorzupreschen, dessen Preis sich auf einen Index von intransparenten Bitcoin-Handelsplätzen stütze, sagte Sprecher unter Bezug auf die geplanten Terminkontrakte der Konkurrenten. Der erste Bitcoin-Future der CBOE stützt sich auf Daten des Bitcoin-Handelsplatzes Gemini, bei dem die 36-jährigen Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss engagiert sind, die selbst als Bitcoin-Milliardäre gelten.Duffy, Tilly und Friedman setzen darauf, dass der Handel mit Terminkontrakten auf die volatile Kryptowährung willkommene Zusatzerträge verschafft. “Ich sehe das als eine Maßnahme zur Kundenakquise”, sagte Duffy. “Es gibt eine Menge junger Leute, die so einen Marktplatz mögen werden und heute noch gar nicht wissen, was Futures alles sind”, erklärte der Chef der CME, die sich unter seiner Regie in den vergangenen Jahren zum Branchenprimus aufgeschwungen hat.Die Zusammenschlüsse mit der Chicago Board of Trade im Jahr 2007 und mit der New York Mercantile Exchange im Folgejahr fädelte Duffy als Chairman noch zusammen mit CEO Craig Donohue ein, auf den 2012 Phupinder Gill folgte. Als Gill vor einem Jahr überraschend seinen Rücktritt erklärte, übernahm Duffy auch die Aufgaben des CEO. Seine Karriere bei der CME startete er 1981 als Trader.CBOE-Chef Tilly, der Duffy mit dem ersten Terminkontrakt auf Bitcoin zuvorgekommen ist, führt den Börsenbetreiber seit 2013 und hatte erst in diesem Frühjahr die Übernahme des Konkurrenten Bats abgeschlossen. Wie Duffy bei CME startete er seine Karriere als Händler und wurde bald von William Brodsky entdeckt, der den Börsenbetreiber von 1997 bis 2013 führte. Nasdaq-Chefin Friedman startete ihre Karriere 1993 als Praktikantin der Technologiebörse und verließ den Börsenbetreiber 2011 nur für einen dreijährigen Ausflug zur Beteiligungsgesellschaft Carlyle Group, deren Börsengang an der Nyse sie als CFO einfädelte. Zum Jahresbeginn folgte sie auf Bob Greifeld, der nach knapp 14 Jahren als CEO in die Rolle des Chairman wechselte.