Immobilienfinanzierung

USA und Russland belasten Aareal Bank

Die Aareal Bank hat im zweiten Quartal deutlich weniger verdient. Das lag an einer weiteren Risikovorsorge für das US-Geschäft und am verlustreichen Abschied von den letzten Russlandengagements.

USA und Russland belasten Aareal Bank

USA und Russland belasten Aareal Bank

Dank höheren Zinsüberschusses geht Halbjahresergebnis nur wenig zurück – Jahresprognose bestätigt

tl Frankfurt
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Belastungen aus dem US-Büroimmobilienmarkt und der komplette Ausstieg aus dem Russlandgeschäft haben das Ergebnis der Aareal Bank im zweiten Quartal deutlich belastet. Im gesamten ersten Halbjahr ging das Konzernbetriebsergebnis allerdings nur um 4 Mill. Euro auf 87 Mill. Euro zurück. Nach Steuern lag das Konzernergebnis konstant bei 58 Mill. Euro, geht aus dem vorgelegten Halbjahresbericht hervor.

Zinsüberschuss legt zu

Dass die Ergebnisdelle nur klein war, lag in erster Linie am Zinsüberschuss, der sich von Januar bis Juni im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 um 40% auf 462 Mill. Euro verbesserte. Für das Gesamtjahr 2023 zeigt sich CEO Jochen Klösges zuversichtlich, dass das angekündigte Konzernbetriebsergebnis in einer Spanne von 240 bis 280 Mill. Euro erreicht werden kann. “Dieses dürfte allerdings aufgrund der zusätzlichen Investitionen in die Aareon am unteren Ende der Spanne liegen.”

Für die vorzeitige Beendigung des Russland-Engagements wendete die Bank rund 35 Mill. Euro auf. “Wir haben die Kredite verkauft”, sagte Finanzchef Marc Heß bei einem Gespräch mit Journalisten. “Wir müssen dem Fakt ins Auge schauen, dass dort kein Ende des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine absehbar ist. Deshalb haben wir uns jetzt entschlossen, diesen klaren Schlussstrich zu ziehen.”

Bezogen auf den US-Büroimmobilienmarkt sprach Konzernchef Klösges von einem “aktuell unbestreitbaren Gegenwind”. Deshalb habe die Bank im zweiten Quartal für das entsprechende Portfolio von insgesamt 3,6 Mrd. Euro eine Risikovorsorge von rund 100 Mill. Euro gebildet. Die komplette Neubewertung des Portfolios habe bei den regulär bedienten Krediten einen durchschnittlichen Wertverlust auf die finanzierten Objekte von 12% ergeben. Bei den faulen Krediten zeigten sich Wertverluste von 20 bis 35%. Dies sei in der Risikovorsorge ausreichend berücksichtigt. Ob das auch für die Zukunft reicht, ist offen. “Heute ist keine abschließende Aussage möglich, ob es das gewesen ist oder ob noch weitere Belastungen aus dem US-Büroimmobilienportfolio auf uns zukommen”, sagte Klösges dazu. “Mit der umfangreichen Vorsorge fühlen wir uns vorerst und per heute gut aufgestellt.”

Kein Überschwappen erwartet

Ein Überschwappen der US-Entwicklung auf den europäischen Büroimmobilienmarkt erwarten Klösges und Heß nicht. “Wir sehen bislang in Europa keine Anzeichen der krisenhaften Ausprägungen wie in den USA, zumindest nicht in unserem Portfolio”, sagte Klösges. In einer Präsentation verweist die Bank auf einige strukturelle Unterschiede zwischen den Märkten. So benötige man in den USA zum Pendeln mehr Zeit als in Europa. Außerdem gebe es in den USA mehr IT-Jobs in Telearbeit, und schließlich seien die Leerstände in Europa geringer.

In der strukturierten Immobilienfinanzierung reduzierte die Aareal Bank ihr Neugeschäft (inklusive Prolongationen) im ersten Halbjahr auf 4,1 (i.V. 5,2) Mrd. Euro. Finanziert wurden vor allem Hotels und Büros in Nordamerika sowie Europa. Das Neugeschäft entwickle sich nach einem verhaltenen Start im ersten Quartal im zweiten zunehmend dynamisch, heißt es. Als Erstkredit wurden 2,4 (3,4) Mrd. Euro vergeben, wobei sich die Bruttomargen deutlich erhöhten (290 nach 230 Basispunkten) und die Beleihungsausläufe auf 53 (57)% reduzierten. Klösges betonte, die Bank finanziere keine Projekte, wohl aber Gebäude, um sie energieeffizienter zu machen. Das “grüne” Kreditvolumen hat sich innerhalb der Jahresfrist auf 3 Mrd. Euro verdoppelt.

Als Gründe für den kräftig gestiegenen Zinsüberschuss nennt die Aareal Bank das gestiegene Portfoliovolumen, die guten Margen und das gestiegene Zinsniveau, von dem sie im Einlagengeschäft (Volumen im Halbjahresschnitt 13,5 Mrd. Euro) profitiert habe. Trotz des im ersten Halbjahr auf 342 (i.V. 295) Mill. Euro gestiegenen Verwaltungsaufwands verbesserte sich die Cost-Income Ratio auf 32,3 (40,8)%. Von den 342 Mill. Euro entfielen 175 Mill. Euro auf die Softwaretochter Aareon, wachstumsbedingt 57 Mill. Euro mehr als zuvor. Die Aareal Bank gehört zu 90% der Atlantic BidCo (Advent International, Centerbridge, Goldman Sachs und CPP Investments).

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