Nachhaltige Finanzierungen

Trump setzt US-Markt für Green Bonds unter Druck

Das Emissionsvolumen von Green Bonds in den Vereinigten Staaten ist im laufenden Jahr auf das niedrigste Niveau seit der Coronakrise eingebrochen. Die Entwicklung sendet negative Impulse an den globalen Markt.

Trump setzt US-Markt für Green Bonds unter Druck

Green Bonds leiden unter Trump

Emissionsvolumen in den Vereinigten Staaten sackt ab – Banken finanzieren wieder im großen Stil Öl und Gas

Das Emissionsvolumen von Green Bonds in den Vereinigten Staaten ist im laufenden Jahr auf das niedrigste Niveau seit der Coronakrise eingebrochen. Hintergrund ist eine Anti-ESG-Kampagne Washingtons und republikanischer Bundesstaaten. Die Entwicklung sendet negative Impulse an den globalen Markt.

xaw New York

Nachhaltige Finanzierungen machen in den Vereinigten Staaten einen dramatischen Abwärtstrend durch – der sich im laufenden Jahr noch einmal beschleunigt. So fürchten Unternehmen und Banken, sich mit der Emission von Green Bonds eine Zielscheibe auf den Rücken zu binden und unter Beschuss durch die Regierung in Washington und republikanisch dominierte Bundesstaaten zu geraten. Mit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump sind die Emissionsvolumina grüner Anleihen in den USA bis Ende Mai laut der Climate Bonds Initiative auf 24,4 Mrd. Dollar gefallen, nachdem sie sich im vergangenen Jahr noch auf 43,3 Mrd. Dollar summierten. Damit haben sie im bisherigen Jahresverlauf das niedrigste Niveau seit der Hochphase der Coronakrise 2020 erreicht – die Vereinigten Staaten sind nur mehr für 9,4% der globalen Begebung verantwortlich, 2021 belief sich der Anteil noch auf über 14%.

Assetmanager knicken ein

Denn Republikaner, konservative Think Tanks und rechte Gruppen verfolgen laut S&P Global seit Jahren eine koordinierte Kampagne gegen ESG (Umweltschutz, Soziales, gute Unternehmensführung). Denn Nachhaltigkeitsbewegung ist zum Feindbild für die amerikanische Öl- und Gasindustrie geworden, die zu den größten Arbeitgebern in Bundesstaaten wie Texas gehört und auf die Trump bei seiner „Mission, die amerikanische Energiedominanz zu entfesseln“, zählt. Die Anti-ESG-Politik zeigt in der Vermögensverwaltungsbranche durchschlagende Wirkung: Texas legte bereits 2022 eine Liste mit 350 Fonds vor, die angeblich auf unlautere Weise Energieunternehmen boykottierten, und untersagte staatlichen Pensionskassen Investitionen in diese Vehikel. Florida zog mit ähnlichen Maßnahmen nach.

Führende Assetmanager wie Blackrock und Vanguard mussten darauf verkraften, dass ihnen Milliardenmittel einer äußerst finanzstarken institutionellen Anlegergruppe abflossen – und knickten angesichts dieses Gegenwinds ein. Sie beendeten ihre Mitgliedschaft in Bündnissen wie der Net Zero Asset Managers Initiative, die ihre Aktivitäten ohne ihre größten Mitglieder im laufenden Jahr ausgesetzt hat, und unterstützen auf Hauptversammlungen nur noch einen äußerst geringen Anteil der ESG-Aktionärsinitiativen. Unter Trump hat der Anti-Nachhaltigkeitstrend noch einmal an Fahrt gewonnen, da auch Bundesbehörden wie das Justizministerium und die Kartellaufsicht FTC sich inzwischen auf die Seite republikanischer Bundesstaaten schlagen und Vermögensverwalter unter Druck setzen, die sich zum Beispiel für geringere Kohlendioxid-Emissionen im Kohlesektor stark machen.

Starke Signalwirkung

Das Vorgehen in der Assetmanagement-Branche hat Signalwirkung. Die größten Banken und Anleihe-Underwriter der Vereinigten Staaten um J.P. Morgan, Bank of America, Citigroup, Wells Fargo, Morgan Stanley und Goldman Sachs haben sich aus der von den Vereinten Nationen unterstützten Net-Zero Banking Alliance zurückgezogen. Statt klimafreundlicher Projekte wie dem Ausbau von Solaranlagen und Windkraft-Farmen unterstützen die Geldhäuser wieder im großen Stil fossile Brennstoffe. Laut dem aktuellen Bericht „Banking on Climate Chaos“ der Umweltschutzorganisationen Rainforest Action Network und Sierra Club haben die 65 größten Kreditinstitute der Welt allein 2024 Finanzierungen von 869,4 Mrd. Dollar für rund 2.730 Unternehmen bereitgestellt, die im Kohle-, Öl- und Gassektor aktiv sind. Gegenüber 2023 bedeutete dies einen Anstieg um 23%.

Führend sind dabei die US-Häuser: J.P. Morgan stellte laut dem Bericht Finanzierungen für fossile Brennstoffe über 53,5 Mrd. Dollar bereit, Bank of America organisierte 46 Mrd. Dollar und Citigroup 44,7 Mrd. Dollar. Alle drei Institute stockten ihre Volumina im vergangenen Jahr um mehr als 10 Mrd. Dollar auf. Dabei warnt die Internationale Energieagentur (IEA) davor, dass ein Ausbau der Kohle-, Öl- und Gasförderung längst nicht mehr mit dem im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziel kompatibel ist, die Erderwärmung gegenüber vorindustriellen Zeiten auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

sw/iGrafik.de

Diese Marke wurde 2024, dem wärmsten Jahr seit Beginn der Datenerfassung, bereits überschritten. Trump hat den wissenschaftlichen Konsens zum menschengemachten Klimawandel indes mehrfach als „Schwindel“ bezeichnet und mit seinem Amtsantritt einen Exekutivbeschluss unterzeichnet, gemäß dem sich die USA im Januar 2026 aus dem Pariser Abkommen zurückziehen werden.

Greenium geht zurück

Unternehmen sind in diesem Umfeld neben politischem Druck mit weiteren Faktoren konfrontiert, die das Interesse an Green-Bond-Emissionen dämpfen. Denn die Aussicht auf neue Inflationssprünge infolge von Trumps Handelspolitik schafft ein schwieriges Zinsumfeld, dass den Anleihemarkt belastet. Dabei bremst die gedämpfte Performance über die vergangenen fünf Jahre – wobei grüne Unternehmensanleihen laut dem Datenanbieter LSEG noch besser abschneiden als vergleichbare Staatspapiere – das Investoreninteresse ohnehin schon.

Das sogenannte Greenium, also die Einsparung an Zinskosten, die Emittenten von Green Bonds gegenüber klassischen Finanzierungen erwarten können, ist von einst lukrativen Niveaus deutlich zurückgegangen. Assetmanager betonen indes, dass Unternehmen bei einem ausreichenden Greenium bereit wären, auch stärkeren politischen Gegenwind auszuhalten. Angesichts der aktuellen Entwicklung finanziere eine wachsende Zahl an US-Emittenten aber nachhaltige Projekte, ohne diese als grün auszuweisen.

China und Europa als Motoren

Auf globaler Ebene sucht China indes die Lücke zu schließen, die durch die abnehmende Aktivität am amerikanischen Green-Bond-Markt entsteht. Die Volksrepublik versucht damit ihr Image aufzupolieren, im Yuan denominierte Bonds für ausländische Investoren attraktiver zu machen und die Internationalisierung der eigenen Währung voranzutreiben. Auch in Europa läuft der Motor der nachhaltigen Finanzierungen noch, weshalb die Ratingagentur Moody's für 2025 ein weltweites Rekordemissionsvolumen grüner Anleihen von 620 Mrd. Dollar erwartet. Doch der Anteil der USA daran dürfte weiter abnehmen – was Analysten angesichts der Ausnahmestellung des amerikanischen Kapitalmarkts insgesamt als mahnendes Zeichen für die Zukunft werten.