EUROPÄISCHE BONDWOCHE

Alle Augen auf die Fed

Marktteilnehmer erwarten eine Drosselung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank um 10 Mrd. Dollar

Alle Augen auf die Fed

Von Kai Johannsen, FrankfurtRund 2 % Rendite bekommen die Anleger derzeit bei den zehnjährigen Bundesanleihen. Knapp 100 Basispunkte mehr sind es bei den amerikanischen Pendants. Und das scheint für weite Anlegerkreise offenkundig recht attraktiv zu sein. Denn trotz einer gesunkenen Risikoaversion – der Syrien-Konflikt hat jüngst an Schärfe verloren – steigen die Renditen nicht sonderlich stark an. Käufe in sicheren Staatstiteln begrenzen laut Marktteilnehmern das Steigerungspotenzial der Sätze. Auch in den Auktionen von amerikanischen Staatsanleihen und Bundespapieren wird eine solide Nachfrage registriert. Die gestiegenen Renditen werden von vielen Anlegern offenbar als Möglichkeit für den Einstieg angesehen. Keine weitere ErholungAllerdings ist in den kommenden Tagen nun nicht mit weitergehenden größeren Erholungstendenzen zu rechnen. Das seit Wochen erwartete Highlight in Sachen US-Geldpolitik wirft seine Schatten voraus, was deutliche Kursbefestigungen an den Bondmärkten unterbinden wird. Am Mittwochabend geben die US-Zentralbanker dann ihre Entscheidung bekannt. Mit Spannung warten die Akteure darauf, wie die Federal Reserve denn nun mit den monatlichen Bondkäufen umgehen wird. Kommt nun die von vielen Experten eben für diesen Monat erwartete Ankündigung einer Drosselung der Käufe, oder bleibt sie doch aus und dürfen die Märkte dann darüber zu spekulieren beginnen, ab wann mit einer entsprechenden Ankündigung gerechnet werden darf? Und wenn die Fed sich nun dazu entschließen sollte, die Käufe von Staatsanleihen sowie Immobilienpapieren herunterzufahren, geht es als Nächstes um die Frage, in welchem Ausmaß das geschehen wird. Die Meinungslage im Markt ist diesbezüglich längst nicht einheitlich. Marktteilnehmer gehen indes aber fest davon aus, dass die Fed ihren Kurswechsel sehr vorsichtig angehen wird. So erwarten die Experten der Commerzbank, dass die Entscheidung über das Zurückführen der Anleihekäufe die Zinsmärkte nicht über Gebühr belasten sollte. Und weiter heißt es bei der Commerzbank: “Wenn die Fed beginnt, die Anleihekäufe zu verringern, ist dies dennoch ein richtungsweisender Moment für die Märkte. Die steigende Spannung dürfte eine spürbare Erholung an den Rentenmärkten vor der Entscheidung am Mittwoch verhindern.” Anstieg ist bereits erfolgtViele im Markt erwarten bei der anstehenden Sitzung nun die erste Ankündigung der Drosselung. Bei dem Ausmaß werden die US-Währungshüter nach Einschätzung der Experten sehr vorsichtig vorgehen und nur geringfügige Reduktionen vornehmen. Bislang war bei den monatlichen Käufen im Umfang von derzeit 85 Mrd. Dollar zumeist eine Reduktion von 15 Mrd. Dollar ins Gespräch gebracht worden. Davon hat sich aber so mancher im Handel verabschiedet und geht nun noch von einem geringeren Ausmaß der Drosselung aus. Gesprochen wird in diesem Zusammenhang von rund 10 Mrd. Dollar. Allzu große oder langandauernde Ankündigungseffekte an den Märkten erwarten die meisten Marktteilnehmer aber nicht mehr. Es könnte durchaus zu einem kurzfristigen deutlicheren Anstieg der Renditen mit späterer Erholung kommen. Der Großteil der Anpassungen sei aber bereits erfolgt.