Die Rohstoffanalysten der Bank of America gehen davon aus, dass der Ölpreis im aktuellen Bereich von rund 80 Dollar je Barrel verharren wird. Damit rechnen sie nicht wie einige andere Analysten damit, dass die aktuelle Knappheit des Ölangebots für einen Anstieg des Preises sorgen wird. Nach Einschätzung von Francisco Blanch, Rohstoffanalyst bei Bank of America Europe, würden aber Zinssenkungen durch die großen Notenbanken den Abwärtsdruck auf den Ölpreis, den es in den vergangenen zwei Jahren gegeben hat, umkehren, sofern die Disziplin des Kartells Opec plus anhalte. Der Abwärtsdruck auf den Ölpreis habe sich ergeben durch wichtige Entscheidungen der Biden-Administration hinsichtlich der Ölproduzenten Russland, Iran und Venezuela, aber auch durch den starken Anstieg der amerikanischen Schieferölproduktion, vergleichsweise warmes Wetter und ein größeres Angebot an erneuerbaren Energien. Ferner hätten die kräftigen Leitzinsanhebungen durch die Federal Reserve und die Europäische Zentralbank dazu beigetragen, was zusammengenommen die Opec plus zu mehreren Produktionskürzungen gezwungen habe, um den Preis zu stabilisieren. Daher gebe es nun größere freie Kapazitäten in der Ölförderung. Mit Blick auf diese Entwicklungen sei der Ölpreis bei rund 70 Dollar je Barrel "gut verankert", betont der Analyst.

Blanch verweist auch auf die unverändert niedrigen Investitionen in fossile Energien. Die aktuelle Welle an Fusionen in der amerikanischen Ölindustrie werde diese Ausgabendisziplin bei Investitionen noch verstärken, selbst der halbstaatliche saudi-arabische Ölkonzern Aramco halte sich mittlerweile zurück. Durch Vergleiche mit anderen Rohstoffen, der Kaufkraft und auch der historischen Entwicklung sowie mit Blick auf die globalen Lagerbestände an Öl lasse sich feststellen, dass der Ölpreis derzeit relativ niedrig sei. Der Abwärtstrend habe nun schon rund zwei Jahre angehalten, ausgehend von einem Hoch von 139 Dollar je Barrel Brent im Jahr 2022 auf ein Tief von 70 Dollar per Ende vergangenen Jahres.