Hoffnungsschimmer für Baubranche

30 Prozent mehr Wohnungen im Juli genehmigt

Im Juli steigt die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen um 30%. Allerdings vom niedrigsten Niveau seit 2009 aus. Die Bundesbank bleibt für die Baubranche skeptisch. Auch wenn sie für die Gesamtwirtschaft im dritten Quartal ein Mini-Wachstum erwartet.

30 Prozent mehr Wohnungen im Juli genehmigt

30 Prozent mehr
neue Wohnungsbauten im Juli genehmigt

ba Frankfurt

Der kräftigste Anstieg der Baugenehmigungen im Juli seit mehr als vier Jahren ist ein Hoffnungsschimmer für die gebeutelte Branche – mehr aber auch nicht. Denn das Plus von 30% zum Vorjahr auf 22.100 Wohnungen relativiert das Statistikamt Destatis direkt: Im Juli 2024 war die Zahl genehmigter Wohnungen auf den niedrigsten Wert für einen Juli seit 2009 gesunken. Cyrus da la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, mahnt mit Blick auf die relativ hohen Schwankungen der Zeitreihe vor einer Überbewertung des „wahrlich beeindruckend“ aussehenden Zuwachses. Denn die Zahl der Baugenehmigungen liege noch etwa ein Drittel unter derjenigen der Jahre 2021 und 2022. Immerhin zeige der Trend etwas nach oben: In den ersten sieben Monaten ergab sich ein Plus von 6,6% zum Vorjahr auf 131.800 Wohnungen. „Ein Anfang ist gemacht, aber die Wohnungsnot und die hohen Mieten erfordern ein deutlich höheres Tempo“, mahnt de la Rubia.

Bundesbank erwartet Mini-Wachstum

Die Bundesregierung versucht, die angespannte Lage mit dem sogenannte Wohnungsbauturbo zu entschärfen. Bauministerin Verena Hubertz (SPD) sprach von „neuem Optimismus“ der Branche. Sie sei „sehr zuversichtlich, dass unsere Politik dazu beiträgt, den Wohnungsbau mittel- und langfristig zu stabilisieren und so mehr bezahlbaren Wohnraum in unserem Land zu schaffen“. Die Bundesbank ist zurückhaltender: „Eine Erholung der Bauproduktion lässt noch auf sich warten“, heißt es im Monatsbericht September. Obwohl die Finanzierungsbedingungen stabil blieben und die Nachfrage tendenziell steige. Insgesamt dürfte die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal leicht zugelegt haben. Wozu sogar die Industrie trotz der zusätzlichen Belastungen durch die neuen US-Zölle positiv beigetragen haben dürfte.

Kräftigstes Plus bei Einfamilienhäusern

Auch die Bauindustrie bleibt vorsichtig: „Der Wohnungsbau springt noch nicht nachhaltig an“, kommentiert deren Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller. Eine ausreichende Versorgung mit Wohnraum von Singles sowie Familien insbesondere in Ballungsgebieten sei so nicht zu realisieren. „Denn das wichtigste Segment, der Geschosswohnungsbau, auf den zwei Drittel des Neubaus entfallen, zündet nur sehr langsam.“ Von Januar bis Juli stieg hier das Genehmigungsvolumen um 5,6% auf 69.300 Einheiten – „allerdings nach jahrelang zweistelligen Einbrüchen“, so Müller. Bei den Einfamilienhäusern setzte sich der seit Januar währende Aufwärtstrend fort: in den ersten sieben Monaten ging es im Jahresvergleich um 15% auf 25.400 nach oben. Dies bedeutet im Vergleich zum Jahr 2020 allerdings laut Müller immer noch ein Minus von 50%. „Viele potenzielle Eigenheimbauer bleiben somit weiterhin in ihren Mietwohnungen, die dann nicht für andere Nutzer freiwerden“, mahnt Müller. Bei den Zweifamilienhäusern melden die Statistiker einen Rückgang der Baugenehmigungen um 6,6% auf 7.100.