Arbeitswütige Konservative mit großer Ausgabenlust
Arbeitswütige Konservative mit großer Ausgabenlust
Sanae Takaichi
Japans Premierministerin und
Vorsitzende der Regierungspartei LDP
Arbeitswütige Konservative mit großer Ausgabenlust
mf Tokio
Das Magazin Forbes platzierte Sanae Takaichi auf Rang 3 seiner Liste der mächtigsten Frauen der Welt des Jahres 2025, hinter Ursula von der Leyen und Christine Lagarde und vor Giorgia Meloni. Der Grund: Die 64-Jährige ist die erste Frau an Japans Regierungsspitze und steuert die 3,3 Bill. Euro schwere, viertgrößte Wirtschaft der Welt, die durch wachsende Verteidigungsausgaben und steigende Folgekosten der rapide gealterten Bevölkerung belastet wird. Der Finanzmarkt spürte sie schon: Ihre fiskalische Ausgabenlust trieb die Anleiherenditen am langen Ende hoch und drückte den Yen auf ein Rekordtief zum Euro.
Vision von „Japan is back“
Ausländische Medien beschrieben sie als „(ultra-)konservative Hardlinerin“, weil sie sich als politische Erbin von Shinzo Abe sieht. Der später ermordete Premier gewann mit seiner Vision von einer starken Nation („Japan is back“) und einer anti-deflationären Abenomics-Wachstumsstrategie sechs Wahlen in Folge. Doch Takaichi lässt sich nicht leicht in eine Schublade stecken: Als ihre konservativen Mittelschichteltern verlangten, dass sie als Studentin zuhause wohnte, pendelte sie trotzig sechs Stunden täglich zur Universität Kobe. Ihr Freigeist tobte sich beim Motorradfahren und Schlagzeugspielen in einer Heavy-Metal-Band aus.
Wie ihr Vorbild Margaret Thatcher sieht sich Takaichi als Eiserne Lady, die durch forsche Zielstrebigkeit und unbändigen Arbeitswillen (Schlafzeit: maximal 4 Stunden) ihre Ziele erreicht. Aus dem Stand schmiedete sie eine neue, konservative Koalition mit der Regionalpartei Ishin no Kai und verschaffte sich mit Hilfe einiger Überläufer wieder eine Mehrheit im Unterhaus. Anders als Thatcher setzt die Japanerin jedoch auf Staatsaktivismus: Zum einen mit Subventionen für Firmen und Verbraucher, um die Inflation abzumildern, zum anderen mit Kapitalspritzen für mehr Wirtschaftssicherheit, um Japan unabhängiger vom Ausland zu machen. Dafür brachte sie den größten Nachtragshaushalt seit der Pandemie (98 Mrd. Euro) durchs Parlament. Allerdings belastete sie mit einer unvorsichtigen Taiwan-Aussage die Handelsbeziehungen zu China.
