1,1% mehr Neubestellungen

Autobranche sorgt für Auftragsplus in der Industrie

Unerwartet stark gestiegene Neubestellungen bringen einen Lichtblick für die krisengeplagte deutsche Industrie. Eine Trendwende ist dies aber noch nicht, mahnen Ökonomen.

Autobranche sorgt für Auftragsplus in der Industrie

Autoindustrie sorgt für Auftragsplus

Verarbeitendes Gewerbe sammelt 1,1 Prozent mehr Bestellungen ein – Höhere Auslandsnachfrage

Stärker als erwartet gestiegene Neubestellungen bringen einen Lichtblick für die krisengeplagte deutsche Industrie. Eine Trendwende ist dies aber noch nicht, mahnen Ökonomen. Für Schwung sorgte die Automobilbranche, in der wegen der höheren Nachfrage das Ifo-Geschäftsklima gestiegen ist.

ba Frankfurt

Die bessere Auftragslage der Autobauer hat den Ordereingang in der deutschen Industrie im September kräftiger als erwartet steigen lassen. Zudem hat sich das Branchenklima im Oktober spürbar wegen der stärkeren Nachfrage verbessert. Die Geschäftserwartungen der Automobilindustrie sind laut der jüngsten Ifo-Umfrage so hoch wie seit zwei Jahren nicht und die Exporterwartungen legten auf vergleichsweise hohem Niveau erneut zu. Eine nachhaltige Belebung der Nachfrage nach deutschen Industriegütern vermögen Ökonomen in den Daten jedoch noch nicht zu erkennen, die Seitwärtsbewegung setzt sich fort.

Augustdaten nach oben revidiert

Laut des Statistischen Bundesamts (Destatis) hat das verarbeitende Gewerbe im September preis-, saison- und kalenderbereinigt 1,1% mehr Neubestellungen eingesammelt als im Vormonat. Ökonomen hatten den ersten Anstieg nach vier Rückgängen in Folge erwartet, aber ein etwas geringeres Plus von 1,0% auf dem Zettel. Zudem verlief der August etwas besser als zunächst gemeldet: Statt –0,8% sind es nun –0,4% im Monatsvergleich.

Großaufträge etwas schwächer

„Etwas schlechter sieht das Bild allerdings aus, wenn man die stark schwankenden Großaufträge herausrechnet, die die Produktion kurzfristig kaum beeinflussen“, betont Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen mit Blick auf den Zuwachs dieser Kerngröße von 1,9%. Diese war allerdings im August um mehr als 3% gefallen. „Mehr Aufträge bedeuten derzeit nicht auch ein Mehr an Produktion“, mahnt aber Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Es bedarf erst einmal weiterer Zuwächse, um die Auftragsverluste der Vormonate aufzuholen.“ Das sei schwierig genug, zumal viele Unternehmen wieder über Materialmangel klagen würden. Im Fokus steht hier die Autobranche wegen der Lieferprobleme bei Halbleitern.

Rückgänge im Metallbereich

Das Orderplus im September führen die Wiesbadener Statistiker auf die Anstiege in der Automobilindustrie (3,2%) und im Bereich Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (9,5%) zurück.  Zudem habe sich auch der Zuwachs von Auftragseingängen im sonstigen Fahrzeugbau von 7,5%, zu dem Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge gezählt werden, positiv ausgewirkt. Einen deutlich negativen Einfluss hatte hingegen der Rückgang bei der Herstellung von Metallerzeugnissen von 19,0%. „In diesem Bereich waren im August mehrere Großaufträge verzeichnet worden“, ordnet Destatis ein. Gleichfalls merklich weniger Neuaufträge gab es in der Metallerzeugung und -bearbeitung (–5,6%).

Gegenbewegung zu Sondereffekten

Für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, sind die Auftragseingänge für den September „der Lackmustest für die deutsche Industrie“. Die Frage, ob die schwachen Neubestellungen im Juli und August auf einem Sondereffekt statt einem neuen Einbruch beruhten, könne nun mit „Ja“ beantwortet werden: „Die Werksferien vieler deutscher Unternehmen haben den Auftragseingang über den Sommer hinweg nach unten verzerrt. Im September standen nun Nachholeffekte an.“ Eine Trendwende sei dies aber noch nicht, auch wenn etwa die vierteljährliche Unternehmensbefragung der EU-Kommission zeige, dass deutsche Firmen ihre Auftragsentwicklung so positiv einschätzen wie zuletzt vor vier Jahren. Ein ähnliches Bild zeichnet die monatliche Umfrage des Münchener Ifo-Instituts. Würde sich die Zuversicht der Unternehmen auch in harten Fakten, also einem höheren Auftragseingang, niederschlagen, „könnte dann tatsächlich von einem Trendwechsel gesprochen werden“.

Inlandsnachfrage stabilisiert sich

„Nachdem die Auftragslage im August von einem kräftigen Anstieg der Inlands- und einem Rückgang der Auslandsnachfrage geprägt war, zeigt sich zuletzt eine Gegenbewegung“, heißt es im Bundeswirtschaftsministerium. Eine klare Tendenz sei damit noch nicht feststellbar. Im September fielen die Inlandsaufträge um 2,5% – allerdings nach einem kräftigen Plus von 4,4% im August. Die Auslandsaufträge hingegen legten um 3,5% zu. Dabei nahmen die Aufträge aus der Eurozone um 2,1% zu, während die Aufträge von außerhalb der Eurozone um 4,3% stiegen. „Die Entwicklung der Auftragslage bleibt angesichts der anhaltenden geopolitischen Unwägbarkeiten und zuletzt Unsicherheiten um die Versorgungslage bei wichtigen Vorprodukten fragil“, lautet der Ausblick des Ministeriums.