Jobmarkt verstärkt Druck auf die Fed

Dauerschwäche am US-Arbeitsmarkt setzt sich fest

Der US-Arbeitsmarkt befindet sich in einer Talsohle. Vor diesem Hintergrund dürfte der Druck auf die Fed, 2026 den Geldhahn weiter aufzudrehen, deutlich zunehmen.

Dauerschwäche am US-Arbeitsmarkt setzt sich fest

Dauerschwäche am US-Arbeitsmarkt setzt sich fest

41.000 Jobverluste in den letzten zwei Monaten – Stabile Löhne liefern weiteres Argument für Zinssenkungen

det Washington

Die Schwäche am US-Arbeitsmarkt dauert an. Nach Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) entstanden im November außerhalb der Landwirtschaft 64.000 neue Stellen. Dies übertraf zwar die durchschnittlichen Markterwartungen, die diesmal in eine breite Spanne aufgefächert waren. Für eine Überraschung sorgte aber die Tatsache, dass die Behörde ihre Schätzung für den Monat Oktober ebenfalls veröffentlicht hat, der vom Verwaltungsstillstand in Washington geprägt war.

Demnach wurden im Oktober 105.000 Arbeitsplätze vernichtet. Zudem korrigierte das BLS die Zahlen für die August um September um insgesamt 33.000 nach unten. Seit Jahresbeginn sind im Monatsschnitt nur 55.500 neue Jobs entstanden. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 4,6% und erreichte damit den höchsten Stand seit September 2021. Die Dauerschwäche am Arbeitsmarkt dürfte in den Reihen der US-Notenbank einige von einer weiteren Zinssenkung überzeugen.

Moderate Lohnsteigerungen

Als Stützen des Jobmarkts erwiesen sich das Gesundheitswesen mit einem Plus von 46.000 und die Bauwirtschaft, wo 28.000 Personen eine Beschäftigung fanden. Positiv schlugen auch die Neueinstellungen im Sozialbereich zu Buche. Insgesamt 24.000 Stellenverluste verzeichneten hingegen der Transportsektor und die Bundesverwaltung. Kaum verändert war das Beschäftigungsniveau in anderen Branchen: Industrie, Handel, Gast- und Freizeitgewerbe sowie Fach- und Finanzdienstleister.

Zwar ging aus der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) hervor, dass die Währungshüter für 2026 und 2027 jeweils nur eine Lockerung um 25 Basispunkte auf dem Programm haben. Dem steht neben dem kränkelnden Jobmarkt nun aber auch die Lohnentwicklung entgegen. Denn im November stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne gegenüber dem Vormonat nur um 0,1% und auf Jahressicht um 3,5%.

Powell bezweifelt BLS-Zahlen

Trotz des ungewissen geldpolitischen Kurses der US-Zentralbank hat kein geringerer als Notenbankchef Jerome Powell ein mögliches Argument für konsequentere Zinssenkungen geliefert. Nach der letzten FOMC-Sitzung äußerte Powell nämlich die Überzeugung, dass die amtlichen Zahlen das tatsächliche Beschäftigungsniveau um etwa 60.000 Jobs pro Monat übertreiben könnten. „Befragungen von Haushalten und Unternehmen haben ergeben, dass die Nachfrage und das Angebot an Arbeitskräften geschrumpft ist“, sagte der Fed-Chef. „Der Jobmarkt hat sich deutlicher abgekühlt als angenommen“.

Ein ausdrückliches Plädoyer für weitere Leitzinssenkungen kam dagegen von Vorstandmitglied Stephen Miran. Er meinte am Dienstagabend, dass die „zugrundliegende Inflation näher an der Zielgröße von 2% liegt als die Gesamtrate“. Miran bestritt, dass US-Präsident Donald Trumps Einfuhrzölle die Inflation befeuert hätten. Die Preissteigerungen bei Waren könnten vielmehr strukturelle Ursachen haben. Auch glaubt Miran, dass die Wohnkostensteigerungen sich nun entschleunigen werden.

Pessimistische Ökonomen

Private Ökonomen zeichneten ein insgesamt düsteres Bild. James Knightley, Chief International Economist bei ING, stellt fest, dass in den vergangenen drei Jahren nur wenige Sektoren für die Neueinstellungen verantwortlich waren. „90% der Jobs kamen vom Staat, von privaten Bildungsstätten sowie dem Gast- und Freizeitgewerbe“. Zwischenzeitlich sei aber der Fiskus, wo im Oktober 162.000 Jobs verschwanden, ein Klotz am Bein des Arbeitsmarkts. „Bei den übrigen Sektoren gab es in 5 der letzten 7 Monate kumulative Stellenstreichungen.“

Dem neuen Bericht hatten die Märkte aus mehreren Gründen mit großer Spannung entgegengesehen. Zum einen deswegen, weil zum ersten Mal seit Beginn der statistischen Erhebungen der Vormonat übersprungen wurde. Auf die Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts für Oktober hatte das BLS wegen des längsten Shutdown in der Geschichte verzichtet. Unklar war, wie sich das  Ausbleiben der Zahlen auf den Folgemonat auswirken würde. 

Auch waren Analysten neugierig, inwieweit die Zahlen den Markterwartungen entsprechen würden. Wegen der hohen Unsicherheit hatten sich die Prognosen für November  von 20.000 Jobverlusten bis hin zu 100.000 Neueinstellungen erstreckt. Der relevanteste Anhaltspunkt war zuletzt der Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters Automatic Data Processing (ADP) für den Privatsektor. Dieser hatte vor zwei Wochen gemeldet, dass private Unternehmen im September 32.000 Stellen gestrichen hatten. Die Löhne hatten bei Erwerbstätigen, die ihren Job behielten, auf Jahressicht um 4,4% zugelegt.