Finanzmarktexperten sehen Erholungschancen für deutsche Wirtschaft
Finanzmarktexperten sehen Erholungschancen für deutsche Wirtschaft
Experten sehen Erholungschancen
ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland legen zu – Einkaufsmanagerindex zeigt Tempoverlust
Drei Umfragen – drei Meinungen: Selbst aus den Details der Umfragen von ZEW, S&P und Sentix lässt sich kein eindeutiger Rückschluss auf die weitere Entwicklung der deutschen Wirtschaft ziehen. Die Erwartungen von Finanzmärkten und Realwirtschaft driften auseinander. Etwas besser sieht es für den Euroraum aus.
ba Frankfurt
Zum Jahresende liefern Umfragen widersprüchliche Signale zur weiteren Konjunkturentwicklung in Deutschland. Während der Einkaufsmanagerindex einen Schwungverlust signalisiert, zeigen sich Finanzmarktexperten unerwartet zuversichtlich. Damit werden die Ergebnisse der Sentix-Umfrage gespiegelt: Die Profianleger, die ihre Erwartungen in hohem Maß vom Aktienmarkt ableiten, zeigten sich durchaus optimistisch. Die Privatanleger, die zu einem Großteil in der Privatwirtschaft arbeiten, blieben hingegen skeptisch. „Die ‚Meinungsverschiedenheit‘ ist ein nachdenklich machender Umstand“, mahnte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner. Der Sentix-Gesamtindex samt seiner beiden Subkomponenten hatte im Dezember weiter nachgegeben. In allen drei Umfragen erwies sich die größte Euro-Volkswirtschaft als Bremsklotz für die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsraum.
Erwartungen übertroffen
Die Konjunkturerwartungen kletterten im Dezember um 7,3 auf 45,8 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner monatlichen Umfrage unter 177 Investoren und Analysten mitteilte. Ökonomen hatten mit einem neuen Zählerstand von 38,7 gerechnet. Der Lageindikator hingegen gab um 2,3 auf –81,0 Punkte nach. Ökonomen hatten einen geringeren Rückgang auf 80,0 Zähler auf dem Zettel.
„Nach drei Jahren wirtschaftlicher Stagnation spiegelt das Stimmungsbild gute Chancen für eine Konjunkturbelebung wider“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. Die expansive Fiskalpolitik werde der deutschen Wirtschaft neuen Schwung verleihen. „Die Erholung bleibt jedoch fragil“, mahnte Wambach. Der Umgang mit anhaltenden Handelskonflikten, geopolitischen Spannungen sowie ausbleibenden Investitionen dürfte auch 2026 auf der Reformagenda bleiben.
Fortschritte bei den exportlastigen Branchen
Als „nennenswert“ bezeichnete der ZEW-Chef die Verbesserung bei der Automobilbranche. Hier stieg der Saldo um 7,7 auf minus 22,0 Punkte. Weitere exportorientierte Branchen wie die Chemie- und Pharmaindustrie sowie die Metallproduktion verzeichneten ebenfalls Anstiege, die jedoch geringer ausfielen. „Trotz fiskalischem Rückenwind werden diese Branchen weiterhin von einer schwachen Exportdynamik aufgrund hoher Zölle und struktureller Wettbewerbsnachteile belastet“, schreiben die Mannheimer Forscher.
Zweiter Tempoverlust
Vor allem die Nachfrageschwäche und die damit einhergehende Stagnation der Auftragseingänge haben das Wirtschaftswachstum hierzulande das zweite Mal in Folge gebremst, wie der Rückgang des Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite zeigt, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst. Das an den Märkten stark beachtete Barometer fiel um 0,9 auf 51,5 Punkte. Werte oberhalb der neutralen 50er-Marke signalisieren wirtschaftliche Expansion. Trotz des verlangsamten Wachstums stieg der Inflationsdruck. Die Geschäftsaussichten wurden so schwach beurteilt wie zuletzt im April.
Euro-Wirtschaft hält sich besser
Nachdem Frankreichs Wirtschaft nur ein Mini-Plus verbucht hatte, verlor der PMI Composite für den Euroraum 0,9 auf 51,9 Punkte – die Prognose lag bei 52,6 Zählern. „Damit verzeichnete die Eurozone im Gesamtjahr 2025 durchgängig Wachstum“, betonte S&P aber. Dass die Wirtschaftsleistung in jedem Monat eines Kalenderjahrs gestiegen ist, habe es zuletzt 2019 gegeben – dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Die übrigen von der Umfrage erfassten Länder dürften trotz Abschwächung erneut solide zulegen, erwartet S&P. Die ZEW-Indikatoren für Konjunkturerwartung und aktuelle Lage verbesserten sich sowohl für den Euroraum als auch die USA erheblich stärker als ihre Pendants für Deutschland. Nur die Bewertungen für die chinesische Wirtschaft fielen noch schwächer aus.

