Italien blockiert raschen Abschluss des Mercosur-Abkommens
Italien blockiert raschen Abschluss des Mercosur-Abkommens
Italien blockiert raschen Abschluss des Mercosur-Abkommens
Reuters Rom/Brüssel
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat sich gegen einen raschen Abschluss des Handelsabkommens der EU mit dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur gestellt und damit die Hoffnung auf eine baldige Unterzeichnung zunichtegemacht. Meloni begründete ihre Haltung am Mittwoch mit Sorgen um die heimische Landwirtschaft. Ursprünglich war erwartet worden, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Ende dieser Woche nach Brasilien fliegt, um das Abkommen zu unterzeichnen. Die Einigung war vor einem Jahr nach einem Vierteljahrhundert Verhandlungen mit dem Block aus Argentinien, Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay erzielt worden.
„Die italienische Regierung hat immer klargemacht, dass das Abkommen für alle Sektoren vorteilhaft sein muss und dass es daher notwendig ist, insbesondere die Anliegen unserer Landwirte zu berücksichtigen“, sagte Meloni vor dem Parlament in Rom. Es wäre „verfrüht“, das Abkommen zu unterzeichnen, bevor ein mit der EU-Kommission zu vereinbarendes Maßnahmenpaket zum Schutz der Landwirte endgültig feststehe. Zudem benötige das Abkommen angemessene Garantien der Gegenseitigkeit für den Agrarsektor. „Wir müssen warten, bis diese Maßnahmen abgeschlossen sind, und sie gleichzeitig unseren Landwirten erklären und mit ihnen diskutieren“, fügte sie hinzu.
Mit ihrer Haltung stellt sich Meloni an die Seite Frankreichs, das ebenfalls mehr Beratungsbedarf sieht und einen stärkeren Schutz seiner Landwirtschaft fordert. Präsident Emmanuel Macron kündigte einem Regierungssprecher zufolge am Mittwoch an, sich jedem Versuch der EU entschieden zu widersetzen, das Abkommen durchzudrücken. Auch Polen und Ungarn lehnen das Abkommen ab. Deutschland, Spanien und die nordischen Länder befürworten es hingegen.
Berlin will Einigung bis Jahresende
In Berlin sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius, Bundeskanzler Friedrich Merz werde weiter daran arbeiten, die Zweifler zu überzeugen. Ziel Deutschlands bleibe es, das Abkommen bis Jahresende zu unterzeichnen. Dies wäre auch ein Signal für die Handlungsfähigkeit der Europäischen Union. Am Donnerstag kommen die EU-Staats- und Regierungschefs zu einem Gipfel in Brüssel zusammen. Kornelius sagte, Merz werde die Partner dazu drängen, dem Abkommen zuzustimmen. „Die Woche ist noch lang.“
Das EU-Parlament hatte sich am Dienstag für strengere Kontrollen bei der Einfuhr von Agrarprodukten im Rahmen des geplanten Abkommens ausgesprochen. Melonis Partei Fratelli d'Italia erklärte jedoch, die Maßnahmen reichten nicht aus, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Meloni betonte, sie wolle das Abkommen nicht grundsätzlich blockieren. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass zu Beginn des nächsten Jahres all diese Bedingungen erfüllt werden können.“
Mit dem Freihandelsabkommen würde die größte Handelszone der Welt mit mehr als 720 Millionen Menschen entstehen. Sie würde fast 20% der Weltwirtschaft und mehr als 31% der globalen Warenexporte abdecken.
