Hinausgezögerte Entscheidung

Leitzins in Japan steigt auf 30-Jahres-Hoch

Zum zweiten Mal in diesem Jahr erhöht die japanische Zentralbank den Leitzins um 0,25 Punkte. Damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.

Leitzins in Japan steigt auf 30-Jahres-Hoch

Leitzins in Japan steigt auf 30-Jahres-Hoch von 0,75 Prozent

Inflationsrate bleibt den 44. Monat über 2 Prozent

mf Tokio

Die Bank of Japan (BoJ) hat ihren Leitzins einstimmig und wie erwartet auf den höchsten Stand seit 30 Jahren angehoben. Sie hat weitere Erhöhungen angekündigt, sollten Preise und Löhne wie vorhergesagt steigen. Darin spiegelt sich die gewachsene Überzeugung der BoJ wider, dass sie ihr Ziel einer stabilen Inflationsrate von 2% erreichen kann. Nach der Erhöhung im Januar auf 0,5% schraubte die BoJ den Leitzins nun um einen weiteren Viertelpunkt auf 0,75%.

„Erforderliche Maßnahme“

Das aktuelle Preisumfeld habe diese geldpolitische Maßnahme erforderlich gemacht, schrieb NordLB-Analyst Tobias Basse. Laut neuen Daten vom Freitag stiegen die Preise in der Kernrate ohne frische Lebensmittel im November um 3%. Damit liegt die Inflationsrate nun seit 44 Monaten über dem 2%-Ziel der BoJ. Die Notenbanker würden aber die Zinsen perspektivisch nur sehr vorsichtig erhöhen wollen, meinte Basse. Klar sei jedoch: „Gouverneur Kazuo Ueda wird die Marktteilnehmer in 2026 überraschen müssen, um die ausgeprägte Yen-Schwäche zu beenden.“

„Das Tempo, mit dem wir unsere geldpolitische Unterstützung anpassen, hängt von den jeweiligen wirtschaftlichen, preislichen und finanziellen Entwicklungen ab", betonte Ueda in Tokio. Die BoJ werde von Sitzung zu Sitzung über den nächsten Zinsschritt entscheiden. Ueda schaffte auch keine neue Klarheit zum neutralen Zinssatz, also der Satz, der weder stimulierend noch restriktiv wirkt. Eine genaue Beurteilung sei schwierig, sagte der Gouverneur. Die BoJ schätzt diesen Satz auf etwa 1% bis 2,5%.

Yen zeigt weitere Schwäche

Nach seinen Aussagen schwächte sich der Yen zum Dollar und Euro ab. Die Händler hatten offenbar mit deutlicheren Signalen für weitere Zinsschritte gerechnet. Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen überwand 2% und erreichte den höchsten Stand seit 1999. Damit reagierte der Anleihemarkt auch auf das mutmaßliche Rekordvolumen des Staatshaushalts für das Fiskaljahr 2026 (ab 1. April) von über 120 Bill. Yen (650 Mrd. Euro). Frisch verabredete Steuererleichterungen werden einen Einnahmeausfall von 10 Mrd. Euro verursachen.