JSAFinanzminister hält Trump in Schach

Trumps Stimme der Vernunft

US-Finanzminister Scott Bessent ist in der Trump-Regierung eine Stimme der Vernunft. Er unterstützt Trumps Agenda, zögert aber nicht, ihm zu widersprechen.

Trumps Stimme der Vernunft

Trumps Stimme der Vernunft

Amerikanischer Finanzminister

US-Treasury Secretary Scott Bessent

det Washington

Notenbankchef Jerome Powells zweite Amtszeit endet im Mai nächsten Jahres. Er allein sollte entscheiden, ob es bis dahin bleiben will.

Als US-Finanzminister ist Scott Bessent (63) nicht nur eines der mächtigsten Kabinettsmitglieder unter US-Präsident Donald Trump. Der frühere Hedgefonds-Manager könnte der einzige in einem Beraterkreis voller Handlanger sein, die dem Präsidenten gelegentlich widersprechen. Frustriert über den Widerstand, doch mit  Bewunderung für seinen Mut, nennt Trump den Treasury-Chef eine „Stimme der Vernunft“. Zu Rededuellen zwischen dem Präsidenten und seinem Minister kommt es vor allem bei einem heiklen Thema: Der US-Notenbank und der Zukunft des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell.      

Seit seinem Amtsantritt beschimpft der Präsident den obersten Währungshüter als „Idiot“ und „Hohlkopf“. Er selbst verstehe vielmehr von Zinsen als der erfahrene Notenbanker und Wall-Street Finanzier, meint Trump. Folglich hat er Bessent vor seinen Karren gespannt, um Powell zum Rücktritt zu zwingen. Davon aber will der Finanzminister nichts wissen. In wenigen Monaten, wenn seine zweite Amtszeit abläuft, werde Powell von der Bildfläche verschwinden, erinnerte er seinen Chef.

Bessent will Powell die Entscheidung über seinen Verbleib überlassen. Er befürchtet, dass eine vorzeitige Entlassung einen tiefen Kursrutsch auslösen könnte. Damit konnte er Trump vorübergehend zur Vernunft bringen. Auch lassen ihn dessen Drohgebärden kalt. So sagte der Präsident im November: „Scott, wenn Powell die Zinsen nicht weiter senkt und bleibt, dann werde ich Dich feuern!“ Der Minister reagierte mit einem gleichgültigen Lächeln.

Nötig hat Bessent den Job nicht. Der Finanzier war schon in seinen Dreißigern ein Equity Partner bei Soros Fund Management (SFM) und gründete später zwei Hedgefonds. Zunächst Bessent Capital, das nach 5 Jahren unterging. 2015 dann die Key Square Group, von der er sich nach dem Amtsantritt in der Treasury trennte. Sein Vermögen wird auf 500 bis 600 Mill. Dollar geschätzt. Freunde beschreiben Bessent aber als Kämpfernatur, der vor keiner neuen Herausforderung zurückscheut. Deswegen habe er, als Trumps Offerte kam, gern das Amt des Finanzministers angenommen.  

Unterdessen täuschen die gelegentlichen Differenzen mit seinem Boss nicht darüber hinweg, dass Bessent ein loyaler Weggefährte Trumps ist. Er unterstützt seine Strafzölle, plädiert für aggressive Zinssenkungen und auch seine Deregulierungsagenda sowie Steuersenkungen. Eine Stimme der Vernunft also, die einem erratischen Präsidenten kontra geben kann, sich für dessen Grabenkämpfe aber nicht zu schade ist.