Warsh steigt zu neuem Favoriten für die Fed-Spitze auf
Warsh steigt zu neuem Favoriten für die Fed-Spitze auf
det Washington
US-Präsident Donald Trump hat offenbar einen neuen Favoriten für die Spitze der Federal Reserve. Als aussichtsreichster Kandidat gilt nun der Banker Kevin Warsh (55), der von 2006 bis 2011 dem Vorstand der Notenbank angehörte. In einem Interview mit dem „Wall Street Journal“ sagte Trump am Freitag, dass Warsh nun die Nase vorn habe. Darauf angesprochen, ob der Finanzier sein Favorit sei, sagte der Präsident, „ja, ich denke, dass er das ist“.
Seit Wochen hatte es in Regierungskreisen geheißen, dass aller Voraussicht nach der konservative Nationalökonom Kevin Hassett den Zuschlag bekommen würde. Dazu meinte Trump, dass „ich beide Kevins großartig finde“. Es gäbe außerdem „ein paar andere Leute, die großartig sind“. Trump will einen Nachfolger für den amtierenden Notenbankchef Jerome Powell Anfang 2026 ernennen. Powells zweite Amtsperiode läuft bis Mai kommenden Jahres. Unzufrieden ist der Präsident mit dem Tempo der Zinssenkungen. Nach dem jüngsten Zinsbeschluss durch den Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank meinte Trump: „Die hätte mindestens doppelt so hoch ausfallen können“.
Zins-Absprachen mit Trump
Dass Warsh den Direktor des National Economic Council (NEC), nämlich Hassett, ausstechen konnte, war offenbar das Ergebnis eines Gesprächs mit Trump. Am Mittwoch hatte der Präsident den Banker zu einem inoffiziellen Bewerbungsgespräch ins Weiße Haus eingeladen. Darin soll Warsh ihm versichert haben, dass unter seiner Ägide die Fed vor Zinsbeschlüssen die Meinung des Präsidenten einholen würde.
Trump sagte, dass zinspolitische Absprachen mit dem Präsidenten „früher gang und gäbe waren, heute wird das typischerweise nicht mehr gemacht“. Das aber sollte wieder geschehen, „denn ich bin eine kluge Stimme, die gehört werden sollte“. Für Warsh hatte sich diese Woche auch Jamie Dimon, Vorstandschef von J.P. Morgan, ausgesprochen.
Karriere bei Morgan Stanley
Warsh, ein Absolvent der Elite-Universitäten Harvard und Stanford, legte zunächst eine steile Karriere an der Wall Street hin. Nach dem Studium arbeitete er sieben Jahre lang für Morgan Stanley. Schon mit Anfang dreißig übernahm er dort die Leitung der M&A-Abteilung. Danach beriet er den 41. US-Präsidenten George W. Bush in Wirtschaftsfragen und hatte eine leitende Position im NEC.
2006 nominierte ihn Bush für eine vakante Position im Vorstand der Fed. Die Berufung stieß im Kongress und in Fachkreisen auf teilweise harte Kritik. Mit nur 35 Jahren fehle ihm die Erfahrung für eine so hohe Position, meinten Gegner der Nominierung. Während seiner Anhörung vor dem Senat äußerte Warsh hingegen die Überzeugung, dass seine Beziehungen zur Finanzwelt für die Notenbank von Vorteil sein könnten. Der Senat bestätigte ihn schließlich, womit Warsh zum jüngsten Vorstandsmitglied in der Geschichte wurde.
Bindeglied zwischen Fed und Wall Street
Während der Finanzkrise im Jahr 2008 agierte er als Vermittler zwischen der Zentralbank und der Wall Street. Der damalige Fed-Chair Ben Bernanke beziechnete Warshs Rolle und seinen Beitrag zur Überwindung der Krise als „unverzichtbar“. Unter anderem war er der Architekt der Umwandlung seines früheren Arbeitgebers Morgan Stanley in eine Bankholding-Gesellschaft.
Dadurch hatte die Investmentbank Zugang zu Kreditlinien der Fed und konnte vor dem Untergang bewahrt werden. Später leitete Warsh auf Wunsch Bernankes eine Arbeitsgruppe der Fed. Diese sollte Konzepte für eine Finanzreform entwerfen, die helfen würde, künftigen Krisen vorzubeugen. Seit seiner Zeit bei der Fed lehrt Warsh an der Stanford Graduate School of Business. Auch sitzt er im Verwaltungsrat des Paketdiensts United Parcel Service (UPS).
