Rückkehr der Negativzinsen?

Zölle bringen Schweizer Notenbank in die Bredouille

Die Schweizerische Nationalbank SNB will Negativzinsen möglichst vermeiden. Der Zollkonflikt der USA mit der Schweiz könnte dabei jedoch zum Problem werden.

Zölle bringen Schweizer Notenbank in die Bredouille

Schweizer Notenbank wegen Zöllen in der Bredouille

Inflation nur etwas über null Prozent – Stimmung schlecht

mpi Frankfurt

Die Inflation in der Schweiz ist im Juli zwar überraschend leicht gestiegen, die Deflationssorgen bleiben jedoch angesichts der Handelsstreitigkeiten mit den USA groß. Die Verbraucherpreise legten im Jahresvergleich um 0,2% zu, wie das Bundesamt für Statistik am Montag verkündete. Ökonomen hatten dagegen mehrheitlich mit einer unveränderten Rate von 0,1% gerechnet.

Im Mai war die Inflation sogar in den negativen Bereich gefallen und damit außerhalb des Zielkorridors der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Dieser liegt bei 0 bis 2%. Das Risiko einer erneuten Deflation ist durch die Eskalation im Handelsstreit mit den USA damit größer geworden. Der Schweiz droht ein Zollsatz von 39% – einer der höchsten weltweit. Sollte dieser durch Verhandlungen nicht sinken, würde das die Wirtschaft der Eidgenossen stark treffen.

Die USA sind für die Schweiz der größte Absatzmarkt. Fast ein Fünftel der Exporte gingen 2024 in die Vereinigten Staaten. Auf Platz zwei folgt Deutschland mit rund 15%. Der Wirtschaftsverband Economiesuisse bezeichnet die US-Zölle daher als „sehr ernsthafte Belastung“ für die Schweizer Wirtschaft. Ein konjunktureller Einbruch würde wiederum die ohnehin schon niedrige Inflation weiter abschwächen, was die SNB vor Probleme stellt. Denn dann müssten die Notenbanker vermutlich zu Negativzinsen greifen, was sie möglichst vermeiden wollen. Seit Juni liegt der Leitzins bereits bei 0%.

Sondersitzung der Regierung

Um die Zölle der USA in Höhe von 39% doch noch zu vermeiden, legte die Regierung in Bern am Montag eine Sondersitzung ein. In Konsultation mit Vertretern der Schweizer Wirtschaft seien „neue Ansätze für die Gespräche mit den USA entwickelt worden“, teilte die Regierung mit. Sie sei „fest entschlossen“, die Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten fortzuführen. Wenn es sein müsste, dann auch über den 7. August hinaus. An diesem Tag tritt nach derzeitiger Lage der US-Zollsatz von 39% in Kraft. Nach Angaben des Bundesrates wären rund 60% der Schweizer Exporte in die USA von dieser Maßnahme betroffen.

„Die Pharmabranche trifft es besonders hart“, sagt Maximilian Wienke, Marktanalyst beim Onlinebroker E-Toro. Rund die Hälfte der Ausfuhren in die USA entfielen auf diesen Sektor. Doch auch Konsumgüterhersteller wie Lindt oder Rolex dürften Wienke zufolge unter den hohen Zöllen spürbar leiden, da die Vereinigten Staaten ein großer und relevanter Absatzmarkt für sie seien.