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Zwei Trump-Loyalisten für die Fed

Von Peter De Thier, Washington Börsen-Zeitung, 18.1.2020 US-Präsident Donald Trump nimmt einen neuen Anlauf, zwei vakante Führungspositionen bei der US-Notenbank Federal Reserve mit Gefolgsleuten zu besetzen. Nachdem die ursprünglichen zwei...

Zwei Trump-Loyalisten für die Fed

Von Peter De Thier, WashingtonUS-Präsident Donald Trump nimmt einen neuen Anlauf, zwei vakante Führungspositionen bei der US-Notenbank Federal Reserve mit Gefolgsleuten zu besetzen. Nachdem die ursprünglichen zwei Kandidaten, die Trump für den Vorstand der Fed nominiert hatte, auf öffentlichen Druck hin zurückziehen mussten, hat Trump zwei weitere Ökonomen für das Direktorium der Fed ins Auge gefasst. Dabei handelt es sich um Judy Shelton, die die USA bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) vertritt, und Christopher Waller, der die Forschungsabteilung der Federal Reserve Bank von St. Louis leitet. Gemeinsam haben sie, dass sie ganz im Sinne des Präsidenten für niedrigere Zinsen plädieren.Erfolgreich sind die Bemühungen des Präsidenten, politische Verbündete in den “Board” der Zentralbank zu befördern, bisher nicht gewesen. Sowohl der Pizzaunternehmer und frühere Präsidentschaftskandidat Herman Cain als auch der konservative Ökonom und Fernsehkommentator Stephen Moore mussten ihre Kandidatur vorzeitig zurückziehen. Sowohl Cain als auch Moore wurden Vorwürfe zum Verhängnis, wonach sie sich abschätzig über Frauen geäußert hatten. Beide lobten die Steuerpolitik des Präsidenten überschwänglich und traten ohne Rücksicht auf potenzielle gesamtwirtschaftliche Folgen für weitere Zinssenkungen ein.Beim zweiten Anlauf hat sich Trump für Kandidaten entschieden, deren Privatleben keine Probleme bereiten dürfte und die noch energischer für eine ultralockere Geldpolitik eintreten. Waller promovierte an der Washington-State-Universität und lehrte später an mehreren Universitäten. An der Indiana University war Waller Doktorvater von James Bullard, der heute Präsident des Fed-Ablegers in St. Louis ist und dort 2009 Waller anheuerte. Wie Bullard, der Trumps erste Wahl für die Position war, gilt Waller als “Taube”, plädiert folglich für eine expansive Geldpolitik und befürwortete bislang eine politisch unabhängige Zentralbank. Kritisch steht der Ökonom allerdings der in der Fed verbreiteten Denkweise gegenüber, sich an der sogenannten Phillips-Kurve zu orientieren, wonach eine niedrige Arbeitslosenquote zu höherer Inflation führt.Etwas schwieriger könnte sich die Bestätigung Sheltons im Senat gestalten, mit deren Nominierung der Präsident schon im vergangenen Sommer liebäugelte. Sie studierte in Portland und erwarb ihren Master of Business Administration an der University of Utah. Das politische Geschäft ist Shelton keineswegs neu. 1996 arbeitete sie für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Bob Dole. 2016 stand sie zunächst im Dienst von Trumps Rivalen Ben Carson, dem heutigen Wohnbauminister. Nachdem sie Trump in einer Zeitungskolumne schmeichelte, holte der Immobilienunternehmer die Ökonomin an Bord, und während der fulminanten Schlussphase der Präsidentschaftskampagne diente sie als “informelle Wirtschaftsberaterin”.Seitdem sie unter dem Präsidenten arbeitet, weist Shelton unverkennbare Züge eines politischen Chamäleons auf. Als die Fed unter der Ägide Janet Yellens, der Vorgängerin des heutigen Chefs Jerome Powell, im Gefolge der Weltfinanzkrise eine ultralockere Geldpolitik betrieb, hielt Shelton sich nicht mit Kritik zurück. Danach plädierte sie für eine Wiedereinführung des Goldstandards. Sie stellte eine Neuauflage der Bretton-Woods-Konferenz, die 1944 die Grundzüge des dollarzentrierten Währungssystems erarbeitete, in den Raum und betonte, dass hierfür Trumps Feriensitz Mar-a-Lago ideal geeignet wäre. Ganz im Sinne des Präsidenten sprach sie sich für einen Leitzins von 0 % aus. Von einer unabhängigen Notenbank will sie nichts wissen. Sie macht sich stattdessen dafür stark, dass die Fed ihre Geldpolitik mit der Regierung, womit sie wohl das Weiße Haus meint, abstimmt.