KommentarN26

Am Ende des Geduldsfadens

N26 ist Wiederholungstäter und hat ein gravierendes Problem mit der eigenen Governance. Dass die BaFin jetzt hart durchgreift, ist mehr als gerechtfertigt.

Am Ende des Geduldsfadens

N26

Am Ende des Geduldsfadens

Von Andreas Heitker

N26 ist Wiederholungstäter und hat ein gravierendes Problem mit der eigenen Governance. Dass die BaFin jetzt hart durchgreift, ist mehr als gerechtfertigt.

Und wieder die Kritik am Risikomanagement. Und wieder ein Eingriff ins operative Geschäft. Und wieder ein Sonderbeauftragter der BaFin im Haus. Die Finanzaufsicht greift bei N26 durch. Wieder einmal und dieses Mal hart und konsequent. Offensichtlich ist man in Bonn der Ansicht, dass es ansonsten beim Wiederholungstäter aus den Reihen der großen deutschen Fintechs nichts nützt.

Eine große Überraschung für die angenockte Digitalbank dürfte das umfangreiche Maßnahmenpaket nicht gewesen sein. Schließlich sind die Ergebnisse der jüngsten BaFin-Prüfungen lange bekannt und haben schon im Sommer große Unruhe unter den Investoren verursacht. Die seither angegangene Neuaufstellung von Vorstand und Aufsichtsrat waren erste sichtbare Versuche, die Governance-Probleme endlich in den Griff zu bekommen. Abgeschlossen ist dieser Prozess noch nicht.

Wettbewerbsnachteile durch neue Eigenkapitalpuffer

Verschmerzen wird N26 die neuen Beschränkungen im Hypothekengeschäft. Dieses hatten die Berliner außerhalb ihrer Banking-App bislang nur in den Niederlanden aufgezogen. Zwar hatte der alte Vorstand schon einmal eine Ausweitung auch auf andere Märkte ins Auge gefasst. Daraus ist aber ohnehin nie etwas geworden. Schwerer treffen dürfte N26 zum einen die von der Aufsicht zusätzlich verlangten Eigenkapitalpuffer. Sie sind ein echter Wettbewerbsnachteil im umkämpften Bankingmarkt der Zukunft. Und derzeit weiß niemand, wie lange N26 diese Belastung zu tragen hat. Da die Aufsicht mit ihrem Geduldsfaden am Ende ist, ist zu vermuten: eher etwas länger als kürzer.

Auch die Investoren in der Pflicht

Die BaFin ist bei ihren jüngsten Prüfungen zum Schluss gekommen, dass „eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation bei der N26 Bank SE nicht gegeben“ war. Die neue Vorstands- und Aufsichtsratsspitze wird es nicht leicht haben, neues Vertrauen aufzubauen und zugleich zu zeigen, dass nachhaltig profitables Wachstum möglich ist. Sollte in diesem Jahr tatsächlich, wie vom neuen Co-CEO Marcus Mosen angekündigt, erstmals seit Gründung unter dem Strich ein Gewinn stehen, wäre dies zumindest einmal eine Basis für die weitere Entwicklung. Aber auch die Investoren müssen beim Neustart mitmachen: Ohne die Neuordnung ihrer unterschiedlichen Interessen in einer seit Monaten ausstehenden Investorenvereinbarung kann N26 nämlich neue Finanzierungsrunden komplett vergessen.