Gute Vorlage mit Nachbesserungsbedarf
Gute Vorlage mit Nachbesserungsbedarf
Altersvorsorge
Gute Vorlage mit Korrekturbedarf
Von Werner Rüppel
Mit dem Verzicht auf Garantien hat die Bundesregierung das Richtige gemacht. Doch manche Punkte müssen in dem Entwurf zur privaten Altersvorsorge noch
nachgebessert werden.
Endlich, es wurde auch Zeit. Rund 25 Jahre haben wir uns mit der Riester-Rente in Sachen privater Altersvorsorge herumgeschlagen. Das mit vollständigen Garantien ausgestattete Produkt hat in Zeiten niedriger und rückläufiger Zinsen nie richtig funktioniert. Zuletzt ist die Zahl der Riester-Sparer sogar gesunken. Manche Verbraucherschützer sprechen gar von einem Rohrkrepierer.
Dagegen haben uns andere Länder wie vor allem Schweden vorgemacht, was eine effiziente und vor allem für den Bürger lukrative Altersvorsorge ausmacht: Ohne fixe Garantien, mit Investments am weltweiten Aktienmarkt und das bei extrem niedrigen laufenden Kosten wie bei dem staatlichen schwedischen Altersvorsorgefonds AP7.
Nun hat die Bundesregierung endlich einen Gesetzentwurf zur Reform der geförderten privaten Altersvorsorge vorgelegt. Das neue Modell soll zum 1. Januar 2027 starten. Dabei wird ein Altersvorsorgedepot ohne Garantievorgaben eingeführt. Es ermöglicht – vor allem mit breit gestreut anlegenden Aktien-ETFs und Aktienfonds – langfristig und zugleich lukrativ fürs Alter anzusparen. Gleichzeitig können sich die Sparer aber auch noch für ein Produkt mit 100% oder 80% Garantie entscheiden, falls sie das dann noch wollen.
Deutlich höhere Förderung
Hinzu kommt, dass die neue private Altersvorsorge vom Staat sehr viel stärker gefördert wird als bisher. So liegt die jährliche Grundzulage pro Person aktuell bei 175 Euro. Nun ist im Gesetzentwurf sogar eine Förderung von bis zu 480 Euro vorgesehen, sofern jemand den Maximalbetrag von 1.800 Euro im Jahr spart. Kinderzulagen kommen jeweils noch hinzu. Positiv ist auch die Einführung einer Frühstart-Rente für Kinder und Jugendliche als Einstieg in die Altersvorsorge zu werten. Doch ist der staatliche Förderbetrag von 10 Euro im Monat hier nicht allzu hoch.
Die Crux ist aber: Leider sieht der Gesetzentwurf kein kostengünstiges staatliches Standardprodukt ähnlich dem schwedischen AP7 vor. Dies wäre für jene Vorsorgesparer sinnvoll, denen die Produktauswahl schwerfällt und die eine Standardlösung bevorzugen. Auch ist die private Altersvorsorge weiterhin als freiwillige „Opt-in“-Lösung konzipiert. Jeder Sparer muss sich also explizit dafür entscheiden. Bei einer automatischen Einbeziehung aller Berechtigter mit einer „Opt-out“-Lösung würden hingegen noch mehr Bürger privat vorsorgen.
1,5 Prozent sind zu hoch
Ein Standardprodukt mit Lebenszyklusmodell wie in Schweden ist aber trotzdem geplant. Dies müssen dann eben private Anbieter zur Verfügung stellen. Dabei ist ein Kostendeckel von 1,5% vorgesehen. Sachverständigenrat und Verbraucherschützer halten diesen Wert zurecht für viel zu hoch. Wenn zum Beispiel, konservativ gerechnet, unter Einsatz der lukrativen Aktienanlage langfristig eine Rendite von etwa 6% im Jahr erwirtschaftet wird, dann tun 1,5% Kosten im Jahr richtig weh. Im Positionspapier von Finanztip werden höchsten 0,5% empfohlen, der schwedische AP7 kommt mit 5 Basispunkten im Jahr aus.
Zillmern nicht mehr erlaubt
Im Gesetzentwurf ist eine Flexibilisierung der Auszahlungsphase und die Verteilung der Abschlusskosten über die gesamte Laufzeit vorgesehen. Dies verschafft Vorsorgesparern die Möglichkeit, auch einmal den Vertrag zu wechseln, was indes bei gezillmerten Produkten teuer werden kann.
Auch nach dem neuen Gesetzentwurf kann nicht jeder staatlich gefördert privat fürs Alter ansparen. Dabei sind gerade die kleinen Selbständigen eine Berufsgruppe, die häufig von Altersarmut betroffen ist. Der Sachverständigenrat fordert zudem Nachjustierungen bei der Produktauswahl sowie eine unabhängige Fondsauswahlstelle, die zumindest beim Standardprodukt Qualität, Kosten und Transparenz sicherstellt.
Alles in allem hat das Finanzministerium einen guten Entwurf zur Reform der privaten Altersvorsorge vorgelegt. Doch sind Nachbesserungen nötig.
