Kapital, Cocktails und Kienle
Kapital, Cocktails und Kienle
Notiert in Kronberg
Kapital, Cocktails und Kienle
Von Sebastian Schmid
Im Sport wie in der Wirtschaft gilt: je schwieriger die Rahmenbedingungen, desto leichter fällt es den Besten, einen Unterschied zu machen. Das gilt auch in der Private Markets Community. Die hat sich 2025 erstmals in der „deutlich kleineren, aber akustisch kaum weniger angenehmen“ Kronberger Antwort auf die Elbphilharmonie versammelt – dem Casals Forum. Denn nach einer Dekade, in der die Mittelverwendung das einzige Thema war, weil das Funding im Niedrigzins-Umfeld wie von selbst lief, besteht plötzlich neuer Redebedarf.
Das rechtfertigt dann auch eine weitere Veranstaltung, die Investoren und Fonds zusammenbringt, wichtige Themen anspricht und den Austausch fördert. Denn eines ist in dieser Woche auf der „Private Markets Week“ in Kronberg deutlich geworden. Wenn die LPs (Limited Partner) eines nicht leiden können, dann ist es die Kalt-Akquise durch Telefonterror zunehmend verzweifelt wirkender GPs (General Partner). Mit jedem Anruf wächst mein Misstrauen, lautet die unverblümte Warnung einer Teilnehmerin, die das Portfolio eines Versicherungskonzerns managt.
„Embrace the Suck“
Entsprechend hilfreich dürften die Hinweise eines Sportlers gewesen sein, der durchaus Parallelen zu den Herausforderungen in seinem Metier wahrnimmt. „Embrace the Suck“ lautet ein Motto, zu dem Ironman-Weltmeister Sebastian Kienle rät. Je schwieriger die Lage und je verzweifelter die Konkurrenz wird, desto leichter sei es für ihn gewesen, den Unterschied zu machen. Aufs Funding übertragen: bei Ebbe kann man den Unterschied machen, die Flut hebt eh alle Boote.
Liquiditäts-Provider
Nun ist aktuell keine Flut absehbar, aber gerade im Private-Markets-Umfeld gibt es durchaus noch einen Nachholbedarf für die hiesigen Anbieter – und damit auch Chancen, insbesondere in Private Debt. Denn viele Finanzierungsthemen sind für Banken nicht oder aus Regulierungsgründen zumindest nicht in ausreichendem Umfang darstellbar. Als Liquiditäts-Provider, für Zwischenfinanzierungen und eben längst nicht mehr nur bei Sponsored-Deals von Private Equity. Aber auch in Real Estate und Infrastruktur gibt es Herausforderungen, die der Staat mit noch so großen Sondervermögen nicht wird alleine lösen können.
Hochtaunuskreis statt Hauptstadt? Neben den großen Megatreffen wie der SuperReturn in Berlin braucht es eben auch überschaubarere Austauschformate. Und wenn es darum geht, wie Fonds und große Kapital-Pools, Politik und Investoren, Mittelstand und Private Markets in einer besseren Symphonie zusammenwirken können, bietet das Casals seit dieser Woche einen geeigneten Klangkörper.
Der Austausch über Kapital, Cocktails und Kienle wird jedenfalls nicht der letzte gewesen sein. Ähnlich wie beim Ironman gilt auch für Investoren: Durchhaltevermögen und Resilienz sind der Schlüssel zum Erfolg.