KOMMENTAR

Profitabilität geht vor Größe

Spätestens seit der Abgasmanipulationsaffäre bei Volkswagen dürfte klar sein, dass auch für die Autoindustrie gilt: Profitabilität geht vor Größe. Was nützt es, wenn ein Hersteller die Weltmarktführerschaft anstrebt, aber unter dem Strich nur...

Profitabilität geht vor Größe

Spätestens seit der Abgasmanipulationsaffäre bei Volkswagen dürfte klar sein, dass auch für die Autoindustrie gilt: Profitabilität geht vor Größe. Was nützt es, wenn ein Hersteller die Weltmarktführerschaft anstrebt, aber unter dem Strich nur relativ bescheidene Ergebnisse liefert? Investoren kann eine solche Strategie nicht überzeugen. VW-Konzernchef Matthias Müller hat aus diesem Fehler gelernt und versucht umzusteuern.Einem großen Tanker wie dem Zwölfmarkenkonzern aus Wolfsburg fällt es aber schwerer, sich auf neue Wachstumsfelder zu konzentrieren, da die rechtliche und bilanzielle Aufarbeitung von Dieselgate viel Geld kostet und Kräfte bindet. BMW-Chef Harald Krüger hat es da leichter, wenngleich es beim kleineren VW-Wettbewerber aus München auch nicht immer so läuft, wie die Spitzenmanager es sich womöglich vorstellen. Der Durchbruch in Deutschland mit der Elektromobilität lässt auf sich warten. Die Kaufprämie für E-Fahrzeuge, für die Krüger trommelte, könnte sich als Rohrkrepierer erweisen.Trotz der holprigen Entwicklung auf diesem Gebiet schafft BMW mit guten Zahlen im operativen Geschäft die finanzielle Basis dafür, für die Zukunftsfelder besser gerüstet zu sein als der Dax-Nachbar aus der niedersächsischen Tiefebene, der weitgehend mit sich selbst beschäftigt ist. In Zeiten des Umbruchs mit vielen Unwägbarkeiten ist auch für Krüger die Größe im Segment der Hersteller von Oberklassefahrzeugen nur noch zweitrangig. Gut möglich, dass die Münchner im laufenden Berichtsturnus die Spitzenposition an Daimler abgeben müssen, wenn man nach den Absatzzahlen geht. Vor über zehn Jahren hatte BMW den Stuttgarter diesen Status entrissen, als diese zu sehr mit ihrer eigenen Expansion (Chrysler) beschäftigt waren. Mit der Rückbesinnung auf die eigenen Stärken nach dem fehlgeschlagenen US-Abenteuer entwickelt Konzernchef Dieter Zetsche Mercedes-Benz Cars wieder zu einem ernsthaften Konkurrenten für BMW.