KommentarGeldpolitik

Die Last des Frankens

Der starke Franken bringt die Schweizerische Notenbank in die Bredouille. Womöglich muss die SNB zu Negativzinsen zurückkehren. Auch wenn die EZB von diesem Szenario weit entfernt ist, gibt es Parallelen zur Lage in der Schweiz.

Die Last des Frankens

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Die Last
des Frankens

Von Martin Pirkl

Die EZB möchte, dass der Euro mit dem Dollar um den Status als Weltleitwährung konkurriert. Immer wieder betonen Notenbanker wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass jetzt die große Chance für die Gemeinschaftswährung gekommen sei. Unbestreitbar hat es für eine Volkswirtschaft seine Vorteile, wenn sie die Leitwährung stellt. Das Verschuldungsproblem der USA wäre weit größer, wenn der Dollar global nicht so beliebt wäre. Eine international starke Währung hat jedoch auch ihre Schattenseiten.

Diese zeigen sich gerade sehr deutlich in der Schweiz. Die Verwerfungen in den USA haben dazu geführt, dass der Franken vielen Anlegern derzeit als die sicherste Devise der Welt gilt. Die hohe Nachfrage nach Schweizer Staatsanleihen hat zur Folge, dass die Verzinsung zweijähriger Schweizer Bonds inzwischen negativ ist.

Deflationssorgen bei der SNB

Der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank (SNB) könnte bald folgen. Denn mit der Lockerung auf nun 0% ist das Ende der Zinssenkungen womöglich noch nicht erreicht. Die Notenbanker haben nämlich kein Interesse an einer weiteren Aufwertung des Franken. Dies würde die Exporte dämpfen, aber noch viel wichtiger: auch die Inflation. Dabei liegt die Teuerung in der Schweiz bereits bei minus 0,1%.

Eine Deflation – also eine längere Phase mit sinkenden Preisen –  mit all ihren negativen wirtschaftlichen Folgen ist eine reale Gefahr für die Schweiz. Da wird die Notenbank lieber zu den verhassten Negativzinsen zurückkehren. Mit sämtlichen negativen Konsequenzen, die auch dieses Szenario mitbringen würde: von Fehlanreizen für Anleger und Unternehmen bei der Verteilung von Geldern bis zum Vertrauensverlust der Bevölkerung in das Finanzsystem, wenn der Zustand der Negativzinsen länger anhält. Die Schweizerische Notenbank befindet sich nicht in einer beneidenswerten Lage.

Ihre größte Hoffnung ist, dass die Inflation auch ohne weitere Zinssenkung demnächst dauerhaft über 0% liegt. Dafür bräuchte es eine Entspannung im Zollkonflikt. Noch stärker als in anderen Ländern hängt der Inflationsanblick der Schweiz von der US-Handelspolitik ab.