Bahn-Chef Lutz muss gehen – Nachfolge noch unklar
DB-Chef Lutz muss gehen – Nachfolger wird noch gesucht
ahe Berlin
Die Bundesregierung erzwingt einen Führungswechsel bei der Deutschen Bahn. Wie Verkehrsminister Patrick Schnieder am Donnerstag ankündigte, wird der Vertrag mit dem DB-Vorstandsvorsitzenden Richard Lutz, der eigentlich noch bis 2027 gelaufen wäre, vorzeitig beendet. Lutz bleibt aber noch im Amt, bis ein Nachfolger gefunden ist. „Es ist Zeit für eine Neuaufstellung, sowohl strukturell als auch personell“, betonte Schnieder nach Gesprächen mit Lutz und Aufsichtsratschef Werner Gatzer.

picture alliance/dpa | Fabian Sommer
Lutz, der aus einer Eisenbahnerfamilie stammt, arbeitet bereits seit 1994 für die Deutsche Bahn, zunächst im Konzerncontrolling. Seit 2010 ist der heute 61-Jährige Mitglied des Vorstands und seit März 2017 dessen Vorsitzender. Wie lange Lutz noch im Amt sein wird, blieb zunächst unklar. Gatzer verwies darauf, dass jetzt erst ein Auswahlprozess für einen neuen Vorstandsvorsitzenden gestartet und dann die entsprechenden Beschlüsse für den Aufsichtsrat vorbereitet würden. Schnieder sprach davon, dass er sicher sei, dass Lutz „auch in den verbleibenden Wochen“ alles für die Schiene geben werde. Die Koalition reagiert damit auf die ungenügenden Sanierungserfolge beim Staatskonzern. Lutz selbst hatte noch im Frühjahr erklärt, er sehe die Bahn „in der größten Krise seit 30 Jahren“. Schnieder kündigte nun an, er selbst werde nun zunächst am 22. September neue Eckpunkte für eine Bahn-Reform vorlegen – unter dem Titel „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“. Das Konzept stehe bereits in den Grundzügen, so der CDU-Politiker. Jetzt gelte es, die passende Person zu finden, die es umsetze. „Ich habe immer gesagt: erst die Strategie, dann das Personal“, sagte Schnieder. Für den Auswahlprozess gelte dabei: Gründlichkeit und Sorgfalt vor Schnelligkeit.
Neuer Reformplan der Regierung kommt im September
„Die Lage bei der Bahn ist dramatisch“, sagte auch Schnieder am Donnerstag in Berlin. „Die Bahn muss pünktlich, sicher und sauber sein. Der Konzern muss schneller, schlanker, schlagkräftiger und auch wirtschaftlicher werden."
Die Bahn hatte bereits im letzten Herbst auf Druck der Ampel-Regierung das Sanierungsprogramm S3 eingeleitet. In diesem Jahr will die DB operativ wieder in die Gewinnzone. 2025 und 2026 stehen zugleich Rekordinvestitionen an: Allein in diesem Jahr werden brutto – also inklusive der Zuschüsse vom Bund – über 20 Mrd. Euro für die Infrastruktur ausgegeben. Der Führungswechsel fällt allerdings in eine Zeit, in der auch schon ein neuer Finanzvorstand gesucht wird: Levin Holle, der bisherige CFO, war im Mai als Wirtschaftsberater ins Kanzleramt gewechselt.
Private Konkurrenten hoffen nun auf Kurswechsel
Erste Reaktionen auf die Personalentscheidung fielen gemischt aus: Der Abgang von Lutz eröffne die Chance für einen Kurswechsel, erklärte der Verband der privaten Güterbahnen. Lutz habe die angebliche Rückbesinnung auf die „Eisenbahn in Deutschland“ intern nie konsequent umgesetzt, kritisierte der Verband. Stattdessen habe er darauf gesetzt, dass die geringe und sinkende Produktivität der DB-Schienengesellschaften und die stillschweigend akzeptierten unfairen Wettbewerbsbedingungen zur Straße durch immer mehr Zuschüsse der Politik ersetzt würden.
Dass Lutz gehen müsse, mache nichts besser, monierte dagegen Grünen-Verkehrsexperte Matthias Gastel. „Was es braucht, ist eine stärkere Kontrolle und Steuerung des Unternehmens durch den Bund.“ Dafür nötig sei eine auskömmliche und verlässliche Finanzierung der Infrastruktur.