CEO von Lupus Alpha plädiert für obligatorische Betriebsrente
Lochmüller freut sich über BVV-Bescheid
Von Anna Sleegers, Frankfurt
An sich sei er kein Freund von staatlichen Zwangsmaßnahmen, sagt Ralf Lochmüller. Und wenn man sich anschaut, was der Gründer und CEO von Lupus Alpha in den vergangenen 25 Jahren unternehmerisch aufgebaut hat, drängt sich diese Vermutung auch nicht gerade auf. Eine Ausnahme sei die Altersvorsorge: „Hier muss man die Menschen scheinbar zu ihrem Glück zwingen.“
Er selbst sei das beste Beispiel. Kürzlich habe er Post bekommen von der BVV: „Meinen Bescheid, wie viel ich mit 65 Jahren bekomme. Und siehe da: 1.500 Euro.“ Ob das nun viel oder wenig sei, darüber ließe sich streiten. Fest steht jedoch, dass er das Geld vermutlich lieber für Tausend andere Sachen ausgegeben hätte, als er 1984 begann, in das betriebliche Altersvorsorgesystem des deutschen Bankgewerbes einzuzahlen. „Es war im Grunde eine Art Zwangsbeglückung, weil es im Bankgewerbe schon sehr lange tariflich geregelt ist“, erinnert sich der 63-Jährige: "Aber heute freue ich mich natürlich darüber.“
Unterversorgter Mittelstand
Nicht nur bei Banken sei die betriebliche Altersvorsorge ein fester Vergütungsbestandteil. Die Quoten lägen hier um die 80%. Ausgerechnet den vielen kleineren Mittelständlern, deren Beschäftigte in der Regel niedrigere Einkommen beziehen, bescheinigt Lochmüller dagegen Nachholbedarf. Je nach Betrachtungsweise verfügten hier nur etwa 10 bis 30% der Beschäftigten über eine betriebliche Altersvorsorge.
„Das muss sich ändern“, findet Lochmüller: „Die betriebliche Altersvorsorge sollte verpflichtend sein. Für alle Arbeitnehmer.“ Denn wer früh anfange, nutze den Zinseszinseffekt. Davon hätten auch Arbeitnehmer etwas, die sich nur kleine Beiträge leisten können: "Wenn man 40 Jahre lang 50 Euro in eine betriebliche Rente einzahlt, bekommt man am Ende ein paar Hundert Euro im Monat heraus.“ Die Konzepte für eine freiwillige betriebliche Vorsorge auf dem Tisch, bemerkt er: "Trotzdem hinkt Deutschland den Nachbarländern hinterher.“
„Das System kann nicht funktionieren“
Ein Stück weit spricht Lochmüller natürlich pro domo. Denn Lupus Alpha hat sich auf Dienstleistungen für Versorgungswerke und Versicherungen spezialisiert, die genau diese betrieblichen Vorsorgelösungen anbieten und daher besonders strengen Anlagerichtlinien unterliegen. Als Spezialanbieterin kann die Assetmanagerin die Standardangebote größerer und international ausgerichteter Adressen ergänzen.
Und doch nimmt man ihm ab, dass ihn die gesellschaftlichen Folgen des nicht gelösten Rentenproblems auch privat umtreiben. In den 1960er Jahren sei auf sechs Beitragszahler ein Rentner gekommen, 2050 werden es voraussichtlich nur noch 1,3 Beitragszahler sein, rechnet er vor. "Und da der Wille fehlt, etwas zu kappen oder aber die Lebensarbeitszeit an die gestiegene Lebenserwartung anzupassen, kann das System nicht funktionieren.“