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Das strebsame Gründertrio von Celonis

Von Joachim Herr, München Börsen-Zeitung, 7.12.2019 Alle drei hatten schon Jobangebote in der Tasche: von Google, der Münchener Rück und McKinsey. Doch ihr Projekt an der Technischen Universität München (TUM) war so erfolgreich, dass sich Martin...

Das strebsame Gründertrio von Celonis

Von Joachim Herr, MünchenAlle drei hatten schon Jobangebote in der Tasche: von Google, der Münchener Rück und McKinsey. Doch ihr Projekt an der Technischen Universität München (TUM) war so erfolgreich, dass sich Martin Klenk, Bastian Nominacher und Alexander Rinke entschieden, ein Unternehmen zu gründen. “Begonnen haben wir zu dritt in meiner Wohnung”, erzählt der Wirtschaftsinformatiker Nominacher. Das war vor acht Jahren.Mittlerweile haben sie mehr als 800 Mitarbeiter, und in der dritten Finanzierungsrunde wurde Celonis vor kurzem mit 2,5 Mrd. Dollar bewertet (vgl. BZ vom 22. November). Schon seit der zweiten Runde im Sommer des vergangenen Jahres zählt das Software-Unternehmen zu den Einhörnern in Deutschland, als die Bewertung von 1 Mrd. Dollar erreicht wurde. Who’s who der WirtschaftDie Software von Celonis analysiert Daten von Betriebsabläufen. Damit lässt sich rasch erkennen, was verbessert werden kann. Nach Ansicht der drei Vorstände funktioniert das sogenannte Process Mining in jedem Unternehmen. Die Liste der Kunden von Celonis liest sich wie ein Auszug aus dem Who’s who der deutschen und internationalen Wirtschaft: Siemens, BMW, Lufthansa, Deutsche Telekom, Vodafone, ABB, Airbus, Uber, Citigroup, ABN Amro. 20 Branchen umfasst der Kreis. Angefangen hatte es mit dem Bayerischen Rundfunk. Nominacher, Klenk und Rinke waren damals in einer Unternehmensberatung von Studenten der TUM aktiv und bekamen die Aufgabe, die IT-Prozesse des öffentlich-rechtlichen Senders zu optimieren. Anstelle Mitarbeiter zu befragen, vertrauten die jungen Berater den Daten über die Abläufe und wendeten Algorithmen an. “Daten sind akkurater als Interviews”, sagt Nominacher. Schnell folgten weitere Projekte, Siemens gehörte bald dazu. “Die Kunden waren total begeistert.” Wenig Zeit zum FeiernEin Unternehmen zu gründen sei die richtige Entscheidung gewesen, sagt Nominacher und wirkt mit seinen 35 Jahren schon ganz abgeklärt. In der vergangenen Woche zeichnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die drei Vorstände mit dem Deutschen Zukunftspreis aus. Auch andere Preise, das starke Wachstum, von Anfang an Gewinne und das Geld renommierter Investoren: Besteht da nicht die Gefahr abzuheben? “Es ist schön, viel Anerkennung zu bekommen”, meint Nominacher, der aus Forstinning, einer Gemeinde im Osten von München, stammt. Fürs Innehalten und Freuen bleibe jedoch nicht viel Zeit. “Wir sind stark auf die Kunden fokussiert und unheimlich ambitioniert”, sagt der Unternehmer. “99 % des Marktes haben wir noch nicht gewonnen.”Celonis beziffert als Marktführer den eigenen Anteil auf 90 bis 95 %. Geschäftszahlen nennt das Unternehmen nicht mehr. Auf Wunsch der Investoren und wegen Wettbewerbsaspekten, berichtet Nominacher. Vor neuen Konkurrenten ist ihm allerdings nicht bange: “Das wäre super, um den Markt weiter aufzubauen.” Der Jahresumsatz von Celonis dürfte mittlerweile deutlich über 100 Mill. Euro liegen. Das lässt sich aus früheren Angaben schließen und aus dem Auftragseingang, den Nominacher auf mehr als 100 Mill. Dollar im vergangenen Geschäftsjahr (31. Mai) beziffert. Fürs aktuelle wird eine Verdoppelung angestrebt.”Wir sind eines der am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen der Welt”, sagt Nominacher. Fast 370 Mill. Dollar sammelte Celonis bisher von den Geldgebern für die Expansion ein. Einen Zeitplan für einen Börsengang gebe es nicht, beteuert der Manager: “Wir sind mit den Investoren stark aufgestellt und können uns Zeit lassen.”Eines Tages soll der Schritt an die Börse aber wohl kommen. Schon jetzt können alle Mitarbeiter an einem Aktienoptionsprogramm teilnehmen. Auch damit wirbt Celonis um die besten Fachkräfte wie Software-Entwickler und Datenwissenschaftler sowie für den Vertrieb und Verwaltungsaufgaben. Das Durchschnittsalter der 800 Beschäftigten schätzt Nominacher auf rund 30 Jahre. Griechischer Gott als VorbildBleibt noch die Frage, wie der Name Celonis entstanden ist. “Zelos ist der griechische Gott des Strebens”, erklärt Nominacher. Darauf stießen die drei Gründer während ihrer Recherche für den Namen. Um nicht immer erst am Ende alphabetisch geordneter Listen zu landen, ersetzten sie das Z durch ein C. “Und Celonis funktioniert auch international.”