Matt Hancock reorganisiert
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Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock hat eine umfassende Reorganisation des britischen Gesundheitswesens angekündigt. Die Coronavirus-Pandemie hatte die Probleme des National Health Service (NHS) schonungslos offengelegt und den Handlungsdruck erhöht. Mit mehr als einer Million Mitarbeitern ist der NHS der größte Arbeitgeber des Landes.
Die vorgestellten Pläne bedeuten die Rückabwicklung der 2012 unter Boris Johnsons Vorgänger David Cameron durchgeführten Reform des NHS, die für „mehr Wettbewerb“ im Gesundheitswesen sorgen sollte. Die einst vom konservativen Gesundheitsminister Andrew Lansley ausgedachte Reform erschwerte die Zusammenführung von Personal und Ressourcen während der Pandemie. Schließlich wurde bislang propagiert, dass die unterschiedlichen Organisationen miteinander konkurrieren sollen. Umständliche Ausschreibungsverfahren lähmten die Verwaltung. Manche Einrichtungen waren gar gezwungen, zur Bewältigung der Verfahren eigenständige Organisationen einzurichten.
Die „unnötig starre Herangehensweise des NHS an die Beschaffung“ werde damit ein Ende haben, hofft Chris Hopson, der Chef von NHS Providers. Sie hatte dafür gesorgt, dass bei Ausbruch der Pandemie nicht ausreichend Schutzkleidung für das Personal bereitstand.
Künftig sollen Lokalverwaltungen und NHS-Einrichtungen Körperschaften bilden können, die über eine Zusammenführung von Diensten entscheiden können – etwa um für ältere Patienten Krankenhausaufenthalte und Pflegeangebote besser aufeinander abzustimmen. In manchen Landesteilen gibt es bereits „integrierte Pflegesysteme“. Sie werden nun in ganz England eingerichtet.
Damit soll den Anforderungen einer auch in Großbritannien alternden Gesellschaft, in der mehr Menschen komplexe gesundheitliche Probleme haben, Rechnung getragen werden. Derzeit hat einer von drei Notfallpatienten fünf oder mehr Vorerkrankungen. Vor einem Jahrzehnt war es noch einer von zehn.
Aus Sicht der Denkfabrik Nuffield Trust handelt es sich bei den Veränderungen vor allem um Vorgänge, die sich hinter den Kulissen abspielen und für Patienten kaum wahrnehmbar sein sollten. Die Local Government Association begrüßte die Pläne. Allerdings beinhalteten sie nicht die nötigen finanziellen Mittel, um die Altenpflege auf eine langfristige und nachhaltige Grundlage zu stellen.